Markus Rill

Everything We Wanted

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.02.2022
Jahr: 2022
Stil: Americana
Spiellänge: 55:48
Produzent: Markus Rill & Achim Sauer

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Plattenfirma: Blue Rose Records


Redakteur(e):

Frank Ipach


s. weitere Künstler zum Review:

Bob Dylan

Bruce Springsteen

John Mellencamp

Tom Petty

Nick Cave

John Prine

Bob Seger

Titel
01. Everything We Wanted
02. Heart Up Yet
03. Hope Waits
04. Never Trust Forever
05. Slack
06. Get Paid
07. Always Trusted You
 
08. Where I Belong
09. Tumblin' Dominoes
10. Color Of My Heart
11. The Mystery Of You
12. Country Town
13. Flesh & Blood & Bone
14. Monochrome
Musiker Instrument
Markus Rill Vocals, Acoustic & Electric Guitars, Mandolin, Cowbell
Maik Garthe Acoustic & Electric Guitars, Mandolin, Harmonica, Backing Vocals
Chris Reiss Bass
Leonardo von Papp Drums, Percussion
Guests:
Jen Gunderman Piano, Organ
Achim Gössl Keyboards, Horn Arrangement
Elisabeth Lee Vocals
Robert Oberbeck Vocals
Jim Hoke Tenor & Baritone Sax
Roland Barber Trumpet, Trombone

Vielleicht sollten wir alle etwas bescheidener werden. Ein bisschen Demut zeigen, einfach mal halblang machen, das Gute im Kleinen suchen. Ein wenig mehr Zufriedenheit stünde uns allen gut zu Gesichte. Zu dieser Erkenntnis kommt Markus Rill im Titelsong seines brandneuen Album "Everything We Wanted". Da ist was dran. Die hinreichend beklagte, allgegenwärtige Pandemie hat uns allen ein bisschen mehr Zeit zur Reflektion, zur Klärung der Lage, ja, auch zur Selbsterkenntnis gegeben.

Markus Rill hat die Zeit sinnvoll genutzt und für sein 14. Album 14 neue Lieder geschrieben, die es in Summe angesichts der Tiefe und musikalischen Wertigkeit mit dem Besten aufnehmen kann, was der Mann mit der unverkennbaren Sandpapierstimme in den letzten 25 Jahren seiner Karriere in den Ring geworfen hat. Der Künstler und seine Fans blicken gemeinsam auf ein Vierteljahrhundert mit zahlreichen bemerkenswerten Platten und verdammt vielen guten Songs, Hunderten von Gigs im Großen und im Kleinen, Lob und Anerkennung aus vielen Richtungen. Doch unterm Strich haben sich noch nie so viele einzelne Hochkaräter auf einem Album versammelt wie auf "Everything We Wanted".

Rill fordert sich jedes Mal aufs Neue heraus, will immer seine best mögliche Platte machen. Als ehemaliger Ringer weiß der 51-Jährige natürlich wie man kämpft und sich durchsetzt. Nicht ganz zu unrecht spricht der begleitende Pressetext tatsächlich von Rills persönlichem "Wildflowers" Album. Ein Höhepunkt in seinem Schaffen. Ähnlich wie Tom Pettys gefeierter musikalischer Zenit aus dem Jahre 1994.

Natürlich ist Rill nicht so vermessen, sich mit Petty oder anderen Vorbildern wie Mellencamp, Springsteen, Dylan, John Prine oder Townes van Zandt auf eine Stufe zu stellen. Dafür ist er einfach noch etwas zu jung, zu clever und bleibt wie viele andere Songwriter seiner Generation stets der aufmerksame und gelehrige Schüler, der allerdings immer mit einem Bein auf dem Spung zum Olymp ist und den Altvorderen unmissverständlich zeigt, dass deren Erbe in absolut kompetenten Händen liegt.

Eine seiner allergrößten Stärken bleibt zweifellos Rills Geschick, Texte bzw. Geschichten zu liefern, die den Anspruch tumber Allerweltslyrik weit überflügeln und an Reife, nachvollziehbarer Echtheit sowie großherziger und bildhafter Poesie den großen Storytellern ebenbürtig ist. Der Mut und die Größe, ein Lied über seine sterbende Mutter zu schreiben (Always Trusted You), ohne ins Weinerliche abzudriften, verdient großen Respekt.

Rill, der unerschrocken Suchende, betritt in einer großartigen Ballade wie The Mystery Of You einmal mehr Neuland und wandert durch die sinistren und melancholischen Untiefen solcher Songwriter wie Tom Waits und Nick Cave und sendet gleich einen bittersüßen Gruß an die skandinavischen MADRUGADA.

Eine locker-flockige Roots-Pop Nummer wie Country Town schreibt Rill nun auch nicht alle Tage. In diesem quasi Coming Of Age Song destilliert der Wahl-Münchener seine formativen Jahre und huldigt rein musikalisch solchen Größen wie Springsteen, Mellencamp und Bob Seger. Dass der Sänger und Gitarrist sein Faible für Soul Music weiterhin zu pflegen versteht, beweist er mit dem gepfefferten Get Paid, das mit scharfem Bariton Saxophone und heißblütigen Backing Vocals brilliert. Das Ganze klingt wie eine unentdeckte Nummer aus Van Morrisons Back-Katalog.

Um hitverdächtige Titel war der gute Markus Rill in den letzten Jahren nie verlegen und präsentiert uns mit dem tanzbar angelegten Titelsong nebst griffiger Bass-Hookline eine schimmernde Perle, die nach Dauerrotation im Erwachsenen-Radio giert. Wenn dann bei Ohrwurm verdächtigen Titeln wie Heart Up Yet auch noch alte Labelkollegen wie Todd Thibaud mitsingen, fühlt man sich gleich doppelt wohl und nimmt die musikalische Unterstützung solcher Top-Künstler wie Jen Gunderman (The Jayhawks, Sheryl Crow) am Piano wohlwollend zur Kenntnis.

Mit "Everything We Wanted" gelingt Markus Rill ein großer Wurf. Ein unterhaltsames, variabel gestaltetes Album, mit genau der Tiefe und dem standhaften Charakter, die der Reife des Künstlers entsprechen. Das Sprichwort "Bescheidenheit ist eine Zier" mag in vielen Lebenslagen als Leitfaden dienen, doch in Sachen Niveau und Kompetenz hat sich Rill hier glücklicherweise kein Stückchen zurückgenommen.

 

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