Marius Tilly Nebula Rising, MIG Music, 2016 |
Marius Tilly | Vocals, Guitars | |||
Benjamin Opperman | Bass, Backing Vocals | |||
Hajo Schüler | Drums | |||
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01. Dinosaur | 07. Solar Woman | |||
02. Danger | 08. Orion | |||
03. Vespa | 09. Slender Man | |||
04. Colder Below | 10. Revel Outer Space | |||
05. Animal Serenade | 11. Son Of A Siren | |||
06. Palooza You | 12. Nebula Rising | |||
Wäre es nicht so ungemein schwierig an die Telefonnummern der letzthin reaktivierten Dana Scully und Fox Mulder zu kommen, hätte ich die beiden X-Akten Spezialisten wohl beauftragt, Marius Tillys selbst proklamierte musikalische Neuerfindung eingehend zu untersuchen. Denn hört man sich Tillys neuestes Album "Nebula Rising" an, kommt man zu dem Schluss, der Abgesandte einer Alien-Fraktion habe sich in Marius' Geist geschlichen, um diese leicht ungewöhnliche, abgehobene und futuristisch anmutende Allianz von Bluesrock unter die Menscheit zu streuen.
Die bodenverhaftete, mehr oder weniger Bluesrock orientierte Marius Tilly Band gehört der Vergangenheit an. Der Mann aus dem Ruhrgebiet will jetzt andere Regionen erforschen, sich gezielter als straighter Songautor mit Pfiff etablieren und seine Kompositionen nicht nur als Vehikel für gitarristische Selbstinszenierungen nutzen. In diesem Segment gibt es schließlich genügend andere junge Protagonisten, die für Furore sorgen. Ben Poole, Dan Patlansky, Ryan McGarvey und Henrik Freischlader behaupten diese traditionellere Nische mit ihren großartigen Fertigkeiten. Man könnte die ganze Angelegenheit als Sci-Fi Bluesrock bezeichnen. Wenn's denn nicht so bescheuert klänge.
Marius Tilly wagt nun mit "Nebula Rising" und dem dazugehörigen Rahmenkonzept "Weltraum" einen spannenden Sprung in andere Lufschichten. Nicht umsonst trägt er auf der Rückseite seines Albumcovers den typischen Helm eines Weltraumpiloten.
Gemeinsam mit seinem Produzenten Helge Preuß, den wir schon vom letzten Album "Come Together" kennen, zündet Tilly ein Feuerwerk spritziger Ideen, die im ersten Moment ein wenig verwirrend wirken, weil die zwölf Tracks sich bis auf einige Ausnahmen (Dinosaur, Vespa und Solar Woman beispielsweise) nicht unbedingt mit supercatchy Hooks etablieren, sondern eher mit verspielten Sound-Abenteuern kokettieren und beim ersten und zweiten Hören etwas kantig und sperrig wirken. Eine ehrenwerte Tatsache, die prinzipiell natürlich nicht verkehrt ist, sondern Major Tilly eher die Innovationsehrenennadel der Weltraumakademie einbringen sollte. Säße Admiral Jimi Hendrix in der Jury, der ja bekanntlich schon 1967/68 Bekanntschaft mit Aliens machte, bekäme Marius Tilly sicherlich sein Votum und den begehrten Third Stone From The Sun-Orden.
Marius Tilly schreitet jedenfalls schnurstracks voran, hebt sogar ab und entledigt sich mittels "Nebula Rising" seiner erwirtschafteten Lorbeeren. Das ist zumindest innovativ, zu jeder Minute spannend und in gewisser Weise visionär genug, um die Hörer zu faszinieren, die nicht von den Fesseln des Purismus am Boden gehalten werden. Tja, und die Suche nach Mulder und Scullys Telefonnummer erledigt sich quasi von selbst, da ich Tilly durchaus zutraue, sich schadlos von diesem Sci-Fi-Abenteuer zu trennen, um sich beim nächsten Album abermals neu zu positionieren.