Marillion

Misplaced Childhood - Deluxe Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 13.07.2017
Jahr: 2017
Stil: Progressive Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Marillion
Misplaced Childhood - Deluxe Edition, Warner Music, 2017
FishGesang
Steve RotheryGitarre
Pete TrewavasBass
Mark KellyKeyboards
Ian MosleySchlagzeug
Produziert von: Steven Wilson Länge: - Min - Sek Medium: CD & DVD
CD 1: Misplaced Childhood (2017 Remaster)
01. Pseudo Silk Kimono06. Waterhole (Expresso Bongo)
02. Kayleigh07. Lords Of The Backstage
03. Lavender08. Blind Curve
04. Bitter Suite09. Childhoods End?
05. Heart Of Lothian10. White Feather
CD 2: Live at Utrecht 1985 (Teil 1)
01. Emerald Lies (Intro)04. Chelsea Monday
02. Script For A Jester's Tear05. The Web
03. Incubus
CD 3: Live at Utrecht 1985 (Teil 2)
01. Pseudo Silk Kimono08. Blind Curve
02. Kayleigh09. Childhoods End?
03. Lavender10. White Feather
04. Bitter Suite11. Fugazi
05. Heart Of Lothian12. Garden Party
06. Waterhole (Expresso Bongo)13. Market Square Heroes
07. Lords Of The Backstage
CD 4: Demos & B-Sides (2017 Remaster)
01. Lady Nina10. Bitter Suite: Brief Encounter/Lost Weekend (Demo)
02. Freaks11. Lords Of The Backstage (Demo)
03. Kayleigh (Alternative Mix)12. Blue Angel (Demo)
04. Lavender Blue13. Misplaced Rendezvous (Demo)
05. Heart Of Lothian (Extended Mix)14. Heart Of Lothian: Wide Boy/Curtain Call (Demo)
06. Lady Nina (Steven Wilson Stereo Remix)15. Waterhole (Expresso Bongo) (Demo)
07. Pseudo Silk Kimono (Demo)16. Passing Strangers: Mylo/Perimeter Walk/Threshold (Demo)
08. Kayleigh (Demo)17. Childhood's End? (Demo)
09. Lavender (Demo)18. White Feather (Demo)
BluRay
01. Childhood Memories (Documentary 72 mins)06. Kyleigh (Promo Video)
02. Misplaced Childhood - Steven Wilson 5.1 Surround Mix07. Lavender (Promo Video)
03. Lady Nina - Steven Wilson 5.1 Surround Mix08. Heart Of Lothian (Promo Video)
04. Lady Nina - Steven Wilson Stereo Remix09. Lady Nina (Promo Video)
05. Misplaced Childhood - 96/24 Stereo Remaster

Auch nach 30 Jahren: spricht man mit Fans über MARILLION, dann kommt man früher oder später doch immer wieder auf ein Album zu sprechen: “Misplaced Childhood“. Es ist das Album, das den Durchbruch der Band nach zwei musikalisch anspruchsvollen aber kommerziell nur mäßig erfolgreichen Alben darstellte. Es ist das bis heute bestverkaufte Album der Band-Geschichte. Es hat immer noch die beiden größten Single-Hits der MARILLION-Historie zu bieten, mit Lavender und natürlich insbesondere Kayleigh. Und vielleicht ist das auch ein gewisser Teil des Fluchs von “Misplaced Childhood“ – der lange Schatten des Welt-Erfolges, dieser Melodie, die fast die gesamte Welt kennt, dieser Emotionen, die fast jeder nachempfinden kann, dem die Band, aber insbesondere ihr früherer Frontmann FISH (machte nach 20 Jahren eine “Return To Childhood“ und vor zwei Jahren zum 30. Jubiläum eine “Farewell To Childhood“-Tour) auch nach mehr als drei Dekaden kaum entkommen können. Aber warum sollten sie auch?

Denn mal abgesehen von dem ganzen Mainstream-Chart-Erfolg, der mit “Misplaced Childhood“ und insbesondere der immer noch omnipräsenten Single Kayleigh einherging, so ist das Album auch musikalisch betrachtet über alle Zweifel erhaben – und zwar aus meiner Sicht fast schon trotz ihrer beiden Aushängeschilder, die ja in der öffentlichen Wahrnehmung fast schon die einzige Musik auf dieser Scheibe zu sein scheinen. Dabei waren es schon damals aus meiner Sicht eher Songs wie bitter Suite und Heart Of Lothian sowie Blind Curve mit all ihren wechselnden Parts und eindringlichen Vocals. Aber “Misplaced Childhood“ macht aus meiner Sicht ohnehin nur als Gesamtkunstwerk einen wirklichen Sinn.

Photo-Credit: zur Verfügung gestellt von Oktober Promotion

Noch gehaltvoller als die Musik sind jedoch aus meiner Sicht die Texte von FISH. “Misplaced Childhood“ ist ein perfektes Coming-Of-Age-Album über das Erwachsenwerden und die damit einhergehenden Emotionen und Erfahrungen, die der junge Derek William Dick (so FISHs bürgerlicher Name) in seiner schottischen Heimatstadt Edinburgh gemacht hatte. Die aber genauso gut in Berlin, Paris, Saarbrücken, Essen oder sonst wo gemacht worden sein könnten. Es sind diese Erfahrungen in den Konflikten mit den Eltern, in der ersten romantischen Beziehung, das Trennen von der Kindheit, die Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit und wie man mit überraschenden Erfolgen umgeht. Insofern ist das Album auch ein Wechselbad der Gefühle, die man kaum einem anderen Sänger so nachempfinden kann wie FISH hier.

Daneben brilliert insbesondere Steve Rothery, der hier einige Soli hinlegt, die es vom Gefühl her wahrlich mit den Texten aufnehmen können. Zudem ist das Riff von Kayleigh natürlich aus der ganz großen Schule der Gitarren-Kunst. Aber ein Album würde nicht zu den ganz Großen seiner Gattung zählen, wenn nur Gesang und Gitarre Klasse wären. Und so zelebriert Mark Kelly auf seinen diversen Tasteninstrumenten die hohe Kunst der abwechslungsreichen Keyboard-Sounds von träumerisch-leicht bis meterhoch aufgetürmt. Und das Rhythmus-Duo aus Pete Trewavas sowie Ian Mosley gehören vom Groove und der Virtuosität ohnehin zu den Top-Teams im Bereich Progressive Rock, was sie auch auf “Misplaced Childhood“ diverse Male unter Beweis stellen können. Unter dem Strich ist das dritte Album von MARILLION wahrlich ein Klassiker nicht nur in der Band- sondern auch in der Musik-Geschichte, dem der so oft zitierte Zahn der Zeit bisher nichts anhaben konnte.

Photo-Credit: zur Verfügung gestellt von Oktober Promotion

Das nun neu aufgelegte CD/BluRay-Set enthält das neben dem neu remasterten Originalalbum und einen 5.1. Surround Remix, der von Steven Wilson angefertigt wurde und das Remaster 2017 in hochaufgelösten 96kHz 24 bit. Das Paket wird zudem durch ein bisher unveröffentlichtes komplettes Konzert aus dem Jahr 1985 in Holland ergänzt, bei dem MARILLION das komplette “Misplaced Childhood“-Album sowie weitere Klassiker wie etwa Script For A Jester’s Tear, Chelsea Monday, The Web, Garden Party, Market Square Heroes oder Fugazi und Incubus live spielten. Die Qualität des Mitschnitts auf den beiden CDs ist wirklich sehr gut, inklusive der Zuschauer-Chöre und der –Stimmung. Dabei finde ich, dass insbesondere die Nummern von “Fugazi“ hier deutlich wärmer klingen als noch auf der Studio-CD, die ich immer etwas „unterkühlt“ produziert fand. Die Band war an diesem Abend wahrlich in Spiellaune, FISH zeigte sich von seiner besten Frontmann-Seite und unterhielt das Publikum ganz vorzüglich und die Anhänger feierten jedes einzelne Lied an diesem Abend. Für MARILLION-Fans sind diese beiden CDs wahrlich ein Fest – zeigen sie die Band von ihrer besten Seite.

Schwierig wird die Entscheidung, ob man sich die CD- oder Vinyl-Variante zulegt. Die BluRay-Disc, die in der CD-Box enthalten ist, präsentiert eine einstündige Dokumentation zum Album und Promo-Videos zu den Singles "Lavender", "Kayleigh", "Lady Nina" und "Heart Of Lothian". Auf einer weiteren CD ist die bereits bekannte Kollektion von Demos und Raritäten zu finden, wie sie bereits im Jahr 1998 als so genannte “24 Bit Digital Remaster 2 Disc Version“ erschienen war, die aber nun exklusiv für diese Edition noch einmal remastert wurden. Das gesamte Set wird in Form eines gebundenen Buchs ausgegeben, das einen 60-seitigen, bebilderten Text mit Liner-Notes des Rockjournalisten Dave Everley enthält. Die Vinyl-Version offeriert die neu gemasterte Version des Originalalbums und das gesamte Holland-Konzert. Auf 180-Gramm-Viynl gepresst, sind die vier LPs in einer 12x12-Zoll-Box mit aufklappbarem Deckel verpackt, dazu gehört ein 24-seitiges Booklet, das unter anderem das Replikat eines Tour-Programms und einen ausführlichen Text über das Album und seine Entstehung enthält. Da wird der eine oder andere Fan vielleicht sogar beide Boxen haben wollen.

Photo-Credit: zur Verfügung gestellt von Oktober Promotion

Diese Wiederauflage von “Misplaced Childhood“ in der Deluxe Edition ist für Fans der Band tatsächlich eine der Veröffentlichungen, die man im CD- oder Platten-Regal stehen haben will. Die Verpackung, das Bonus-Material und der überarbeitete Klang – allerdings nur, wenn man die entsprechende Anlage sein Eigen nennt – sind Anreize genug, sich das Werk zuzulegen, selbst wenn man die Doppel-CD von vor knapp 20 Jahren bereits besitzt. Und wenn man die Scheibe heute hört, dann klingt das Album immer noch spannend, abwechslungsreich und zeitgemäß. Kein Wunder also, dass “Misplaced Childhood“ immer noch das meistverkaufte Album der gesamten Band-Geschichte ist und seinen Teil dazu beigetragen hat, dass Progressive Rock- und Konzept-Alben Mitte der 80er Jahre wieder einen Aufschwung erlebten. Und jetzt muss ich noch mal ein paar Runden in Erinnerungen schwelgen.

Marc Langels, 12.07.2017

 

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