Marc O'Reilly Morality Mortality, Virgin Records, 2016 |
Marc O'Reilly | Vocals, Guitar | |||
Peter Byrne | Drums | |||
Mikey O'Connell | Bass | |||
Pierre O'Reilly | Keyboards | |||
Humphrey Murphy | Double Bass | |||
Christian Best | Percussion | |||
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01. Compromise | 07. Healer | |||
02. Of Nothing | 08. Do They Know | |||
03. Blinded By | 09. Generica | |||
04. Graceland | 10. Simian Times | |||
05. Steal Love | 11. Three & One | |||
06. Cochain | 12. Secret | |||
Endlich mal wieder ein Künstler, der sich mit seiner mutig gewählten Stilistik aus Folk, Blues und Singer-Songwriter Einflüssen unverkennbar und wirklich interessant macht. Der bärtige Ire, der einst als Mediziner auszog, die Welt zu verbessern, verlegte sich eines Tages auf seine markanteren Talente: Songwriting, Gesang und Gitarre, fand hier größte Zufriedenheit und nahm nun mit "Morality Mortality" sein drittes Album auf.
Marc O'Reillys patenter Fingerpicking-Style auf der Akustischen hört sich ausnehmend gut an, kristallklar und immer wieder auch zwischen perkussiver Schlagfertigkeit und sanftmütigem Wohlklang schwankend. Seinen folkigen und eher unaufgeregten Ansatz bricht O'Reilly, ganz so wie auf seinem letzten Longplayer "Human Herdings", immer wieder mit explosiver, dem Bluesrock zugewandten E-Gitarren Ausbrüchen auf. Wobei die Riffs eher traditionellen Bluesrock-Mustern à la Jimmy Page und Konsorten folgen, die Overdrive-Sologitarrenbeitrage einerseits sehr zwingend, aber doch recht eigenwillig daherkommen.
So leben O'Reillys Kompositionen von ihrem unvorhersehbaren Wandeln auf der Grenze zwischen Rock, Blues und Folk und den einhergehenden, herben und teilweise unerwartet heftigen Dynamikkurven und dieser ganz typischen, stark perkussiven Rhythmik, die einen unvermittelt in Schwingungen versetzen und - sofern man sich darauf einlässt - in einen magischen Strudel hineinziehen.
So fühlt man sich im Laufe des Albums immer wieder an alte Bekannte wie John Martyn, Nick Drake, Elliott Smith, Jeff Buckley, Ray LaMontagne (hier insbesondere O'Reillys Timbre) und Bands wie Radiohead erinnert. Das Ganze wird unterfüttert mit dem Geiste des psychedelischen und seinerzeit stirnrunzelnd wahrgenommenen Blues-Wagnisses von Muddy Waters, "Electric Mud", aus dem Jahre 1968. So abenteuerlich wie spannend. So gerät Marc O'Reillys neue Werkschau zu einem echten Album für Kenner. Mainstream klingt anders.