Marc Cohn Listening Booth: 1970, Saguaro Road Records, 2010 |
Marc Cohn | Vocals | |||
John Leventhal | Guitars, Bass, Keyboards, Organ, Percussion | |||
Dan Rieser, Shawn Pelton | Drums | |||
Rick De Pofi | Horns, Percussion | |||
Tim Luntzel | Upright Bass | |||
Rich Hinman | Pedal Steel | |||
India.Arie, Kristina Train, Aimee Mann, Jim Lauderdale | Vocals | |||
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01. Wild World | 07. After Midnight | |||
02. Look At Me | 08. The Tears Of A Clown | |||
03. Maybe I'm Amazed | 09. No Matter What | |||
04. Make It With You | 10. New Speedway Boogie | |||
05. The Letter | 11. Into The Mystic | |||
06. The Only Living Boy In New York | 12. Long As I Can See The Light | |||
Die Handschrift einiger Produzenten ist einfach unverkennbar, sowohl unter dem soundtechnischen Aspekt als auch aus instrumentaler Sicht. Einer dieser Grammy-prämierten Klangkoryphäen hört auf den Namen John Leventhal und verweist in seinem Portfolio außerdem noch auf die wertvolle Fähigkeit des Multiinstrumentalisten. So ganz nebenbei ist er auch noch der Ehemann von Rosanne Cash, deren Alben er u.a. produziert hat. In der Vergangenheit machte sich Leventhal einen Namen durch die Albumproduktionen namhafter Acts wie: Shawn Colvin, Rodney Crowell, Jim Lauderdale, Joan Osborne und Loudon Wainwright.
Eben jener John Leventhal tat sich nun erneut mit seinem alten Spezi Marc Cohn zusammen, dessen '93er "Rainy Season" Album er schon betreute. Und Cohns neuestes Opus "Listening Booth: 1970" steht nun mal voll und ganz unter dem Zepter dieses omnipotenten Produzenten. Leventhals typische Klangästhetik, dieser smoothe und sehr aufgeräumte, manche sagen auch etwas sterile, weil wenig lebhafte Sound, hört man hier überdeutlich heraus. Die Platte lebt von vielen kleinen, aber dennoch wohl platzierten Instrumental- bzw. Arrangementeinfällen, die "Listening Booth" zu dem machen was es ist: ein Marc Cohn Soloalbum mit deutlicher Leventhal'scher Handschrift. Cohn, der u.a. ja auch wegen seiner wunderbaren Fähigkeiten als Pianist gerühmt wird, rührt hier keinen Finger an den schwarzweißen Tasten, sondern singt sich mit seiner unverkennbaren Stimme durch zwölf gezielt ausgewählte Coverversionen aus dem Jahre 1970.
Der 1959 in Cleveland (Ohio) geborene Marc Cohn attestiert in den erklärenden Liner-Notes dem titelgebenden Jahr 1970 eine wegweisende Bedeutung für seine eigene musikalische Entwicklung. Klein-Marcs unzählige Aufenthalte in den Hörkabinen (Listening Booth) des heimatlichen Plattenladens 'John Wade' bedeuteten quasi den Anschub für Cohns eigene Musikverrücktheit und legten den Grundstein für seinen Entschluss, Musiker zu werden. Wer in den frühen Siebzigern als Kind oder Jugendlicher ähnliche Erfahrungen in heimischen Plattenläden gemacht hat (jene Hörkabinen gab's ja bei uns ebenfalls), kann Cohns Begeisterung sicherlich nachvollziehen, denn 1970 und auch die Folgejahre waren, musikalisch betrachtet, sicherlich nicht die schlechtesten.Wie es sich für halbwegs innovative Musiker gehört, haben sich Cohn und Leventhal zwölf Perlen der Pop/Rock- und Songwriterkunst ausgesucht und sich dem erklärten Ziel verschrieben, diese Evergreens zu ihren eigenen zu machen. Dieses Unterfangen geht am Ende voll und ganz auf, denn sämtliche Tracks dieses tollen Dutzends erinnern zwar an die Originalversionen, klingen aber stets anders. Arrangements, Instrumentierungen, Tempi und Stimmungen werden passgenau auf den Cohn'schen und Leventhal'schen Klangkosmos eingenordet. Nicht rabiat und schon gar nicht mit der Absicht einer rigiden Dekonstruktion, nein, sowas passiert nicht bei Herrn Leventhal. Aber schon mit Esprit und Verve und stets mit einer gewissen Hochachtung und Wertschätzung vor den Originalen. Ein Popsong bleibt ein Popsong.
Auch wenn man Songperlen wie Cat Stevens' Wild world, PLASTIC ONO BANDs Look at me, Paul McCartneys Maybe I'm amazed, BREADs Make it with you, BOX TOPs bzw. Joe Cockers The letter, Paul Simons The only living boy in New York, J.J. Cales After midnight, Smokey Robinsons Tears of a clown, BADFINGERs No matter what, GRATEFUL DEADs New speedway boogie, Van Morrisons Into the mystic und CCRs Long as I can see the light in der Urversion durchaus lieb gewonnen hat und sich kaum etwas anderes vorstellen mag, schaffen es Cohn, Leventhal und ihre ausgesucht gute Musikertruppe den Liedern einige neue und manchmal auch unerwartet aufregende Momente abzugewinnen.
"Listening Booth: 1970" darf man wohl ohne Umschweife als reifes und sensibel durchdachtes Werk feiern. Eine 44 Minuten währende große Freude, und das ganz bestimmt nicht nur für Fans des Musikjahres 1970.