Titel |
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Amelia |
01. I) Shoreline |
02. II) Whistling At The Sea |
03. III) 13 Bones |
04. When I Fell |
05. This Time |
06. Puppets |
Twenty Five One |
07. I) Search |
08. II) Arrival |
09. III) Trail Of Tears |
10. IV) Brief History |
Musiker | Instrument |
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John Cordy | Electric Guitar |
Conal Kelly | Bass Guitar, Electric & Acoustic Guitars |
Mark Kelly | Keyboards |
Henry Rogers | Drums, Percussion |
Oliver M. Smith | Vocals, Percussion |
Pete „Woody“ Wood | Electric Guitar |
Guest: | |
Steve Rothery | Guitar |
Giorgio A. Tsoukalos | Earth Tour Guide on 2051 |
Guy Vickers | Harmonica |
Glücklicherweise hat Mark Kelly mit diesem Projekt seinen langen Atem bewiesen. Seit 30 Jahren trägt der MARILLION Keyboarder die Idee eines Soloalbums mit sich herum und reüssiert nun endlich mit seinem "Marathon" betitelten Soloprojekt. Da der gebürtige Ire sich jedoch nach eigenem Bekunden nicht gerade damit rühmen kann, seine Songskizzen in profunde und schlüssige Kompostionen umzumünzen, holte er sich kreative Hilfe von außen.
Kelly jongliert jedoch nicht mit großen Namen, sondern vertraut auf die Expertise und den frischen Wagemut unbekannterer Musiker, die ihren Job als absolute Herausforderung annahmen und an vielen Stellen über sich hinauswuchsen und sich gegenseitig in ihrer Kreativität befruchteten. Wer also solche markanten Neuentdeckungen wie Sänger Oliver M. Smith, der mit exquisiten Vocals überrascht oder die beiden geschmackvoll agierenden Gitarristen John Cordy und Pete Wood zuvor schon kannte, darf sich tatsächlich einer tiefen Kenntnis der britischen Musikerszene rühmen. Einzig MARILLIONs Steve Rothery, der auf dem gitarrendominierten Puppets reichlich zum Zuge kommt, dürfte allseits bekannt sein.
So treffen wir hier auf ein ausgewogenes, meist sehr relaxtes und ideenreiches Album, das prinzipiell Mark Kellys eigentlicher Domäne, dem guten alten Prog-Rock zuzurechnen ist, sich gegenüber der einen oder anderen old school Pop-Strömung jedoch nicht verschließt. Zu hören auf dem knapp vierminütigen This Time, das wie eine abgefahrene Mischung aus TALK TALK, DURAN DURAN, PREFAB SPROUT und BEATLES daherkommt.
Die konzeptionelle Ausrichtung des "Marathon"-Projekts basiert auf den sprudelnden Ideen des Textlieferanten Guy Vickers, der sich in Form mannigfaltiger Allegorien übers Fliegen, Raumfahrt und wissenschaftlicher Forschung dem allgegenwärtigen Thema unserer neuzeitlichen kommunikativen Entfremdung nähert. Vickers tiefsinnige Auslassungen darüber findet der interessierte Leser im üppigen Begleittext des vorliegenden Booklets.
Die Band operiert mit angemessenem Pathos, weidet sich hier und da sehr bedacht an genretypischen, epischen Spielereien und legt vor allen Dingen sehr viel Wert auf angenehme und bei weitem nicht abgenudelte Melodieführungen, die dem Album eine würdigeTiefe verleihen und auch beim fünften und sechsten Hören noch wunderbare Elemente ans Tageslicht fördern, die wohlige Assoziationen an alte Bekannte wie GENESIS, PINK FLOYD und NEKTAR anstoßen.
Erstaunlich wirkt abermals die Erkenntnis, dass die der grassierenden Pandemie geschuldete Tatsache, nicht gemeinsam im Recording Studio aufnehmen zu können, der Qualität und bestechenden Kohärenz dieses Album überhaupt keinen Abbruch tut. Laut Kellys Aussage befeuerte das wochenlange und ständige Hin-und Herschicken digitaler Arrangement- und Songideen sogar den kreativen Prozess und ließ am Ende alle Beteiligten sehr zufrieden zurück, so dass sich für die nähere Zukunft sogar eine Fortsetzung dieser kolossalen Zusammenarbeit anbahnt. Wenn Mark Kelly und seine Kumpanen also im kommenden Jahr erneut ein solch inspiriertes Werk vorlegen, darf man sie vielleicht schon als etablierte Größen im Prog-Zirkus begrüßen.