Manne Sauter

Flat Iron Band

'Nur die Jukebox zu spielen ist eine Abtörngeschichte'

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 21.07.2009
Stil: Country, Blues Rock, Folk

Links:

Flat Iron Band Homepage



Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Manne Sauter
Nur die Jukebox zu spielen ist eine Abtörngeschichte, Interview

Einmal ein etwas anderes Interview diesmal: Kein Musiker der Abteilung schön, reich und berühmt (jedenfalls noch nicht), sondern mit Manne Sauter einen Musiker aus der Region Heilbronn, der der Kopf der Formationen 99 FROGS, FLAT IRON BAND und NEW WESTCOAST ist und hier über seinen Werdegang und die derzeitige Situation für Musikschaffende etwas abseits des kommerziellen Pfades Auskunft erteilt.

Manne Sauter

Zunächst einmal solltest Du etwas über Deine laufenden Musikprojekte erzählen. Es gibt da ja verschiedene Sachen, verschiedene Konzepte. Berichte uns doch auch einmal, wie sich das Ganze entwickelt hat, Du hast ja auch schon produziert. Wie kam das also zu den verschiedenen Bands?

Generell waren die FROGS, also die Bluesgruppe, der Ausgangspunkt. Ich habe mit der Rita (Sängerin der FROGS und Lebensgefährtin bzw. inzwischen Ehefrau von Manne, Anm. d. Red.) eigentlich seit ich sie kenne Musik gemacht, sei es Hausmusik, also Klavier mit Gitarre, so Sachen die damals populär waren wie Peter Horton und Sigi Schwab, was sehr viel Spaß gemacht hat. Oder Bach-Inventionen mit Klavier und Gitarre, was wirklich schön ist und Spaß macht. Und irgendwann sind da draus auch musikalische Projekte entstanden, teilweise sehr laienhaft, teilweise aber auch sehr ambitioniert, wenn auch nicht sehr professionell. Das Schlimme ist, dass sich daran auch heute noch Leute erinnern. Mit viel Alkohol habe ich mir die Sachen vor kurzem auch mal wieder angehört und der Anna (Tochter, Anm. d. Red.) vorgespielt, die sich totgelacht hat.

Und wie ging es dann - eventuell etwas professioneller - weiter?

Da gab es diese Band CHANGE IT, eine Pop Rock Formation, mit primär eigenem Material, englischsprachig, wo wir dann 1993 eine CD produziert bekommen haben.wie das dann ausgegangen ist, ist eine andere Geschichte. Jedenfalls hat die Gitarrenabteilung über dem Studio der German gemacht und ich habe mir auf Anraten des Tontechnikers dort eine Marshall Amp ausgeliehen habe. Wir haben uns damals angeschaut und sofort festgestellt, da ist jemand, mit dem die Chemie stimmt, wir werden irgendwann etwas zusammen machen. Es sind vier Jahre ins Land gegangen, wir haben uns zwischendurch mal gesehen, weil ich ab und zu etwas im Laden geholt habe oder etwas reparieren ließ.
Irgendwann 1997 war es soweit, CHANGE IT war inzwischen aufgelöst, nachdem sie zwischenzeitlich zur Coverband geworden war, mit vielen Soulsachen und STONES-Titeln, auch mit Comedyeinlagen. Das hat mir gut getan, da ich vorher immer alles zu Ernst genommen habe. Und da war wichtiger, dass es Unterhaltung ist - so mit Ketten behangen bei Highway To Hell mit kurzer Hose und Lederjacke und so weiter. Die Band hatte sich u.a. aufgelöst, da ich ein Jahr lang Probleme mit den Fingern hatte, diese nicht bewegen konnte. Da habe ich mir endlich mal ein neues Bottleneck gekauft und die Dobro.
Dann habe ich angefangen, wieder mehr Blues zu spielen, ausschließlich Slide-Blues, alte Sachen wieder entdeckt und habe dann zur Rita gesagt, nachdem wir zwischenzeitlich einige Zeit getrennt waren, lass uns etwas Neues machen. Dann noch den German angerufen, der dann auch allerdings erst ein halbes Jahr später konnte, weil er ins Krankenhaus musste usw. Ohne dass man sich groß zusammensetzen musste war im Frühjahr klar, im September fangen wir an.
Erst einmal als Trio, mehr akustisch und nach zwei Proben war es klar, wir möchten eine richtige laute Band haben. Das nächste war dann der Dirk, den der German dazu geholt hat. Das lief dann relativ pragmatisch, indem wir am Telefon ein paar Nummern ausgemacht haben, zusammen gesessen sind, die zwei-bis dreimal durchgespielt haben und dann gleich auf das erste Benefizkonzert gegangen sind. Es ist von der Chemie sehr einfach gelaufen. So ging das bis 2001.

Und wie bist Du auf Country gekommen?

Da war die Geschichte, dass der German noch in anderen Formationen etwas gemacht hat, mit seiner Schwester und anderen Leuten, so Folksachen und ähnliches. Irgendwann ist er bei einer Countryband eingestiegen, was ich nicht ganz ernst nehmen konnte. Irgendwann hat er mich dann gebeten, da deren Bassist ausgefallen ist, dort einzuspringen. Das konnte ich mir nicht vorstellen.nachher kennt dich noch jemand, wenn du gerade Country spielst?.
Das ging etwa ein Vierteljahr, und wer denn German kennt, der weiß, er hat dann so einen leidenden Blick und ich mag ihn, also haben wir vereinbart, er gibt mir ein Tape, ich probiere es und wenn es klappt, springe ich eben doch ein. Dann war ich bei der Probe und dachte erst, sie wollen mich mit ein zwei Nummern verarschen, es war aber Ernst und es hat auch noch Spaß gemacht. Letztlich fand ich es ein brutal coole Geschichte, sehr einfache Bassparts zu spielen und nicht, wie bei den FROGS, den Clown vorne spielen zu müssen. Das war dann 2001, 2002 und irgendwann hat der Schlagzeuger der Countryband, der Matthias, die FROGS einmal live gehört und hat festgestellt, unser Bassist spielt eigentlich wesentlich unterhaltsamer Gitarre als er am Bass sich ausdrücken kann.
Dann meinte er, das wäre doch eigentlich Materialverschwendung, so leicht könnte man da was umstellen. Ich konnte mir das zuvor nicht so recht vorstellen, da ich nie Countrylicks gespielt habe, ich war einfach ein Rock- und Bluesgitarrist. Dann wurde also wieder ein Bassist gesucht, jemand der von der Chemie und vom Spielen gepasst hätte. Irgendwann hatten wir dann einen Gig, den wir jedes Jahr haben und der gemacht werden musste, schon aus finanziellen Gründen, der Sänger fiel aber aus und wir beschlossen, wir hauen die Rita an, ob die nicht die zehn Nummern singt, der Schlagzeuger singt noch ein paar und der German singt noch. Aus den zehn Nummern sind dreißig geworden, das Publikum hat sie so herzlich aufgenommen, das sich jeder fragte, warum ist die nicht immer dabei. Und wir dachten, wenn sie dann die Grundzüge des Bassspielens für die Band übernehmen könnte, dann könnte ich zur Gitarre wechseln und wir hätten sie als zweite Stimme dabei.
So ist der Pool immer mehr gewachsen. Dann ist der Dirk, der Schlagzeuger der FROGS nach Freiburg gezogen, was es organisatorisch schwierig machte, schlecht bezahlte Gigs zu spielen. Also ist Matthias, der Schlagzeuger der Countryband auch bei der Bluesband eingesprungen. Im Endeffekt war es bis auf den Sänger der Countryband ein Pool von Musikern, die in beiden Bands spielten. Vor zwei, drei Jahren war es dann so, dass Germans Folk-Akustik-Projekt WESTCOAST mit drei Akustikgitarren sich aus persönlichen Gründe gesplittet hat und ich im Dezember einen Anruf bekam: "Manne, wie sieht's aus, hast du Lust?". Und wenn der German fragt, was zu machen, ist das keine Frage, denn so was funktioniert.

Also eher spontan?

Von meiner Seite aus schon. Witzig war, dass ich erst nach der Zusage gefragt habe: "Was denn überhaupt?" Und da wurde dann diese Duo-Geschichte draus. Also gibt es jetzt die Countryband komplett als FLAT IRON BAND, die Countryband akustisch als Zweier-, Dreier- oder theoretisch auch Vierer-Formation, wenn es nicht so laut sein darf als FLAT IRON LINERS und die NEW WESTCOAST mit dem German. Wobei inzwischen leider die FROGS das Randprojekt geworden sind, auch aus finanziellen und organisatorischen Gründen, zumal es schwerer Geworden ist, da die Szene nicht mehr so viel hergibt. Eine Location zu finden, wo eine halbwegs vernünftige Bluesgruppe mit Spaß an der Sache losrockt ist für viele nicht mehr bezahlbar und viele Leute wollen lieber was leiseres, akustisches. Oder etwas Spezifisches wie das Country-Trio. Das sind die Bands und parallel dazu lief seit 1997 die Studiogeschichte.

Erzähl!

Damals habe ich ein kleines Studio eingerichtet, eigentlich primär weil ich meine eigenen Sachen mit meinem kleinen Vierspurgerät nicht zufrieden war und damals die Rita zu mir gesagt hat: "Schwätz net, mach einfach". Ich habe dann sehr blauäugig, aber sehr motiviert und ambitioniert das Ding eingerichtet und habe dann, vor allem wegen der Refinanzierung, auch ein paar andere Leute aufgenommen. Durch Zufall kamen dann auch Leute, die nur eine Songidee hatten und eine Produktion haben wollten, sodass ich auch noch in diesen Bereich reingekommen bin. Ich muss aber sagen, dass mir das großen Spaß macht.
Dann haben wir noch ein Arrangeur dazugeholt, damals, als wir die CD gemacht haben, von dem ich natürlich noch viel lernen konnte. Dann kam direkt anschließend eine Kinderproduktion, ein Kinderhörspiel, oder sogar mehrere, Musik für ein Livetheaterstück. Und dann kam auch noch das erste Meditationsprojekt. Uli, der frühere Harpspieler von der Bluesband hatte diese LIVING DAYLIGHT-Geschichte, das ist ein Konzept über Lichter-Musik-Meditation, das die Wellenlänge des Lichts, als jede Farbe hat eine gewisse Wellenlänge, die man umrechnen kann und deswegen jeder Farbe auch eine gewisse Tonhöhe entspricht.
Für seine Liveperformance hat er ein Halbplayback gebraucht, mit Rhythmus und einzelnen Tönen, also Rhythmusspuren, zu denen er spielen kann.Das war dann gewissermaßen eine Auftragsarbeit, ist auch schon einige Zeit her. Und inzwischen wird das Projekt fortgesetzt, um in einem Doppelalbum alle Farben, die Spektralfarben, berücksichtigt, wo man viel mehr musikalisch arbeitet. Dass soll Ende des Jahres fertig werden und macht viel Spaß, auch wenn es stressig ist, pro Scheibe dreiundzwanzig Nummern, wo man sich musikalisch ausleben kann, alles was abseits des Rock-, Pop- und Folkbereichs ist.ein klassisches Klavier, Sitars, Tablas etc. verwenden kann.
Ich habe bemerkt, dass mir das schon Spaß macht, aber das reine Aufnehmen von Sachen anderer Leute auf die Dauer abtörnt Natürlich gab es tolle Sachen, wie die Aufnahmen mit einem Jazzpianisten, der mir Akkorde gezeigt hat, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe, der aber auch an meiner persönlichen Meinung interessiert war.Aber oft ist es eben nur der Versuch, die Begrenztheit aufzunehmen. Und wenn man von vorneherein weiß, das wird nicht gut, was an dir selber liegen kann, oder den Leuten, die spielen.Es wird einfach keine gute Musik daraus, nur weil sie in einem Tonstudio aufgenommen wurde. Es kommt nur das dabei heraus, was man auch reingesteckt hat.
Mit der Zeit fand ich es einfach schöner, zu den Zeiten zu arbeiten, zu denen ich Lust dazu hatte, was natürlich auch mit gesundheitlichen Geschichten 2003 zusammenhing, als ich sagte, ich mache ungern fest Termine aus. Das letzte im Studio ist also, dass wir an dieser Meditationsgeschichte weiter arbeiten, am zweiten Teil und dass wir die Produktion für die FLAT IRON BAND zum Teil dort gefahren haben, zum anderen Teil beim German.

Kommen wir zur letzten Aufnahme.Ihr habt mit der FLAT IRON BAND eine CD herausgebracht. Wie habt Ihr die Stücke ausgewählt, ist das Euer Liveprogramm, also die Stücke, die Ihr die ganze Zeit schon gespielt habt oder wie lief das?

Also ich muss dazu sagen, dass ich bei der Countryband ja nicht von Anfang an dabei war, sondern erst später dazugekommen bin. Da gab es schon Demoaufnahmen, die ich ganz ordentlich fand, die wurden glaube ich 1997 bis 1999 aufgenommen und waren ein Querschnitt durch das Liveprogramm. Immer wieder war in den Jahren das Gespräch davon: "Wir bräuchten neue Aufnahmen". Aber wie gesagt, in der ersten Zeit war ich da nicht so involviert, war nur der Bassist und dann der Gitarrist und hatte mit den Planungen relativ wenig am Hut. Dass dann auch das Publikum nachgefragt hat: "Gibt es endlich eine CD?" und man die Livemitschnitte von damals nicht guten Gewissens als CD verkaufen konnte. Es haben zwar trotzdem ein paar Leute das Ding gekriegt, unter der Hand, oder für einen Fünfer, aber das war nicht sehr promotionträchtig.
Es war dann klar, man braucht neue Aufnahmen um sich zum einen zu präsentieren und da wir, vor allem über den Sommer hinweg ein paar gute Gigs gespielt haben, hatten wir doch ein relativ großes Publikumsinteresse, dass es zum anderen zu befriedigen galt. Mit der Organisation war es dann klar, dass ich die Vorproduktion mache und der German und ich als Studiobesitzer die Aufnahmen leiten. Das hat sich leider alles ziemlich verzögert, weil ich zwischendurch aus gesundheitlichen Gründen immer wieder ausgefallen bin.
Letztlich haben wir dann im Spätherbst 2008 die Vorproduktion wieder aufgenommen und die Aufnahmen dann bis Februar mehr oder weniger durchgezogen und dann im März, April gemischt. Bei mir wurde das meiste aufgenommen, zum teil die Akustikparts beim German und dann auch wieder bei mir gemastert. Die Programmauswahl war zum einen ein Querschnitt durch das Liveprogramm.

Quasi als Visitenkarte?

Ja, klar. Also z.B. CASH, was ich nicht so frevelhaft finde, denn das sind nicht nur Nummern, die man als Visitenkarte haben will, sondern die man auch mag. Also einerseits die klassischen Countrysachen wie CASH und WILLIE NELSON und andererseits die Rockabilly-Geschichten wie HANK WILLIAMS. Dann hat man aber gesagt, wenn es eine CD werden soll muss auch etwas Eigenes mit drauf. Von den geplanten 3-4 Songs haben es zwei dann geschafft, was ich eigentlich schade finde, aber das ist ein normaler Prozess vom Aussortieren: Was Du selber nicht gut genug findest, das kommt einfach nicht mit drauf. Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, es ist sehr viel Arbeit gewesen.aber es ist schwierig, nicht betriebsblind zu werden. Du hörst die Nummern 150 mal und am Schluss wäre ich fast froh gewesen, wenn ich nicht mehr involviert gewesen wäre.

Du hast es ja gerade gesagt, im Sommer gibt es viele Live-Termine, gerade mit der Countryband. Was steht da als nächstes an?

Es ist eine ganz interessante Geschichte, dass die Countryband sich von Frühjahr bis Frühherbst konzentriert und dann komischerweise relativ wenig passiert. Die typischen Country- und Westernveranstaltungen klingen erstmal nicht so spannend, sind aber relativ groß. So Schützenfeste oder Country- und Westernfeste, Geschichten wie Schwäbisch Hall oder Wertheim, das eine ist das größte Countryfest, das andere das größte Vorderladerschießen. Da steht dieses Jahr wider Wertheim-Nassig an, wo wir in den letzten Jahren das Glück hatten, regelmäßig verpflichtet worden zu sein und vor zwei Jahren auch mal TRUCK STOP supportet haben. Gut, die kann man mögen oder nicht, immerhin haben sie es überlebt, das ist schon einmal aller Ehren wert. Und dazwischen ist außer der Countryband im Sommer auch das Duo natürlich verstärkt unterwegs, weil alles was biergartenmäßig etwas leiser sein soll oder auch sonstige Feste.wobei auch Feste sehr konzertant sein können, wie jetzt am Wochenende (Drachenfliegerfest in Hardheim).

Ehrlich?

Ich war überrascht, dass auch ein kleines Bierzelt ein konzertantes Programm verträgt.

Und weiter?

Oder auch Veranstaltungen, die im Rahmen von einem Sommerfest einer Stadt ein Kulturprogramm anbieten. Vorrangig sicherlich im Einzugsgebiet von Tauberbischofsheim, Mosbach, aus der Ecke wo der German herkommt, wo er sicherlich den Status eines Lokalhelden hat. Das wird sich so ziehen bis September, dann wird erfahrungsgemäß der Oktober frei sein und dann wird die Bluesband noch ein paar Mal spielen, hoffe ich doch sehr.

Wie ist das bei NEW WESTCOAST, stimmt ihr Euch da schon vorher ab, je nachdem wo ihr spielt, habt ihr ein festes Programm oder reagiert ihr ein wenig auf Zuruf?

Du meinst so verlegt in die Äußere Mongolei, nach Ulan-Bator, das Vier-Mann-Zelt ist beheizt, wir spielen auf Zuruf? Ich sage mal so: Die Tanzmucker, die auf Zuruf spielen werden gerne belächelt, aber das ist ein brutal harter Job. Es ist ganz easy wenn die Leute allein wegen dir kommen und deine Songs hören wollen. Das ist ein Geschenk. Die Leute erst zu kriegen ist wesentlich schwieriger. Und sicherlich werden, das betrifft die Countryband ebenso wie NEW WESTCOAST, bestimmte Stück immer wieder gewünscht. Jetzt kann man natürlich sagen, Leaving On A Jet Plane oder Country Roads, egal ob du Punk machst oder Hard Rock oder mit der Bluesband, wird immer gefragt. Ich bin mir auch nicht zu schade, dass zu spielen, aber wenn, dann bitte eine Version die mir gefällt.
Eine rein akustische Version, wo man sagen kann, das sind eigentlich schöne Nummern. Und gut ist es natürlich auch, das Publikum mit einzubauen. Das ist sicherlich Unterhaltungsmucke. Dann finde ich es aber wichtig, dass es eine gesunde Mischung ist, das Stücke im Programm sind, die sonst niemand live spielt, wie z.B. Friend Of The Devil von GRATEFUL DEAD, oder eine andere Version von All Along The Watchtower oder While My Guitar Gently Weeps in einer Akustikversion mit open tunings, also Sachen, die für dich selber eine gewisse Herausforderung sind und sonst auch keiner so covert. Das macht es nicht leichter, an diese typischen Unterhaltungsjobs zu kommen, ich finde aber das ist ein guter Kompromiss.
Es muss nicht bei jedem Konzert Lady In Black gespielt werden, es ist als dritte Zugabe aber auch ok. Wir haben ja jetzt die letzten zwei Wochen mit NEW WESTCOAST gespielt und da waren Leute, die auf Behind Blue Eyes von THE WHO stehen, eine Nummer, von der ich denke, sie ist zu gut, um sie zu covern, da darfst du dich nicht rantrauen (hat LIMP BIZKIT anders gesehen, Anm. d. Red.). Wir haben deswegen nur mit zwei akustischen Gitarren die Version für uns gebaut und es wurde akzeptiert und immer wieder gewünscht, also warum nicht. Gleichzeitig tut es dann aber auch gut, deine persönlichen Highlights zu spielen Das ist Behind Blue Eyes sicherlich nicht, für den German vielleicht eher, aber wenn ich dann Little Wing mit drinnen habe und die Leute dann plötzlich zuhören, dann haben sie auch Bad Moon Rising verdient und Cotton Fields. Also ich finde diese Gratwanderung sichert zum einen das Überleben für uns und zum anderen auch den musikalischen Spaß.
Weil nur die Jukebox zu spielen ist ein Abtörngeschichte, das wertet auch jeden Versuch "Musiker zu sein" ab, weil dann kannst Du eine Platte auflegen. Und bitte nicht versuchen, dreihundert Prozent originalgetreu covern zu wollen. Nicht weil es nicht ginge, aber anders ist es einfach spannender. Eine reine Tanzmuckeband könnte sicherlich mehr Geld verdienen, aber das finde ich einfach nicht befriedigend. Und wenn das Publikum, wie bei den letzten Malen meint, "das ist großartig", dann darf man auch Country Roads als Zuckerle spielen mit einem Grinsen, oder Smoke On The Water akustisch. Aber nur eine Strophe als Gag.

Wer sucht bei den 99 FROGS die Songs aus? Bist in erster Linie du das?

Das ist eine schwierige Frage. Aber kurz noch zu NEW WESTCOAST, was vielleicht interessant ist: Wir planen nach der Saison, nachdem wir beide die 40 überschritten haben und festgestellt haben, dass unsere eigenen Songs seit über 10 Jahren daheim in der Schublade bleiben und wir trotzdem weiter eigene Songs schreiben und wir gemerkt haben, dass die Resonanz auf eigene Sachen eigentlich verdammt gut ist, auch live, dass die Leute auf die Nummern, die sich nicht kennen, tanzen, dass sie sie annehmen.dass wir uns also verstärkt auch, entweder als Alternativprogramm, nicht unter NEW WESTCOAST, unseren eigenen Sachen widmen.
Also ein Programm mit eigenen Sachen zusammenstellen und vielleicht einen Teil davon auch ins NEW WESTCOAST-Programm mit rein nimmt. Auch bei der Countryband ist die Resonanz auf die eigenen Songs sehr gut, das macht auch Mut, mehr Stück raus zu holen. Die beiden auf der CD sind von der Grundidee ältere Stücke gewesen, die wir überarbeitet haben. Never Ever Spill Your Beer war ein Text vom Klaus, oder die erste Hälfte davon, da haben wir gesagt, gut, dass schreiben wir, in diesem Fall ich, fertig und machen die Musik zusammen neu. Und Comin' Through war eigentlich so eine NEIL YOUNG-artige Nummer, die ich 1995 nachts um halb eins geschrieben habe, als meine Tochter auf dem Sofa eingeschlafen ist (das war sie 1 Jahr alt), wo man völlig überarbeitet hat.
Bei den FROGS ist es eine schwierige Frage - wer sucht das Programm aus. Irgendwann wurde eine Nummer in den Raum geworfen, dann wurde drüber gejammt.man muss sagen, dass sich das Programm bei den FROGS in den letzten Jahren nicht so sehr verändert hat, wir haben eher die Nummern anders gespielt. Wir haben glaube ich auch seit einem Jahr nicht mehr geprobt und uns nur zu den Auftritten getroffen und komischerweise waren die dann immer spannender als zuvor. Das war zum einen ein zeitliches Problem, da das Terminfenster sehr eng und der Schlagzeuger weit weg war und die Jobs, die wir gespielt haben, haben uns auch die Chance gegeben, sehr lange Improvisationen zu machen.
Die Nummern haben sich im Laufe der Zeit schön entwickelt und das finde ich viel spannender, als krampfhaft nach Nummern zu suchen, die ins Programm passen könnten oder sich nach Wünschen zu richten. Das macht von der musikalischen Seite her unheimlich Spaß, vielleicht mehr noch als geplante Geschichten. Es ist also eher eine Jam-Formation, wobei sich die Leute inzwischen so lange kennen, dass es einem Nicht-Musiker selten auffällt. Auch hier gibt es Aufnahmen, die leider über 10 Jahre alt sind und drei Sessions mit Schlagzeuger auf DAT-Band. Das wäre dann der nächste Schritt, da mal etwas einzuspielen. Wobei ich eher das Gefühl habe, man sollte mal eine Scheibe machen, wo alle Sachen drauf sind: Akustische Sachen, Bluessachen und auch Countrystücke.

Warum nicht?

Gerade sind einfach Country und die akustischen Sachen mehr angesagt. Ich nehme auch keine E-Gitarre mit, wenn ich in Urlaub fahre, sondern nur eine Akustikgitarre. Aber ohne die FROGS würde mir doch extrem etwas fehlen. Das macht den Kopf auch frei für konstruktive Geschichten. Es ist schon klar, dass das inzwischen schon eher unter Krautrock fällt, wie wir die letzten zwei Jobs gespielt haben, wo wir die erste Programmhälfte 40 Minuten ohne Pause und Ansage von einer Nummer in die andere gegangen sind, dazwischen Sachen angespielt haben wo die Rita gefragt hat: "Was ist das?" und wir ihr nur bedeutet haben: "Beachte es nicht, wir kommen gleich wieder zurück." Also von Fire von HENDRIX zu CREAM rüber, dann wieder HENDRIX-Zitate eingebaut, Hey Joe gespielt, in Voodoo Chile weitergemacht zu haben, um dann irgendwas Jazziges zu spielen, was der German eingeflochten hat und nach 40 Minuten der Schlusston einer geplanten Nummer. Aber wir haben gestrahlt über alle Backen, weil das war Musik machen. Nicht alle haben das an diesem Abend verstanden, aber einige sind hergegangen und haben gesagt: "Unglaublich, dass sich das jemand traut!"

Da würde sich bei den FROGS ja ein Livemitschnitt anbieten. Es gibt ja auch jetzt ein bisschen was auf YouTube. Wie sieht es mit diesen neuen Medien aus, inwieweit nutzt ihr die?

Also zunächst muss ich sagen, dass diese Livegeschichte mit YouTube eher zufällig entstanden ist, weil meine Tochter sich eine Kamera gekauft hat und ich gesagt habe, schneide doch mal etwas mit, ich würde es gerne anschauen und ich eigentlich, von der Soundqualität abgesehen, sehr überrascht war. Die FROGS Geschichten klangen sehr lebendig und besser, als ich die Band in Erinnerung hatte. Der Sound ist natürlich extrem schlecht, aber ich hatte das Gefühl, dass mir, durch die bewegten Bilder, der schlechte Sound weniger ausmacht. Wir haben dann gesagt, wenn, dann würde es den FROGS stehen, komplette Konzerte mitzuschneiden. Es gibt ein paar, aber eben nur Stereo auf DAT, die sind für das Archiv.Wir haben schon gesagt, dass wir, wenn die Räumlichkeiten sich anbieten, mal alles komplett mitschneiden und die Songs raussuchen, die richtig gut sind. Das Equipment dafür ist da, das Problem ist nur, dass die Räumlichkeiten zumeist sehr klein sind, also eigentlich kannst Du das nur machen, wenn du das Schlagzeug komplett abnimmst. Wäre aber sicherlich die richtige Geschichte.

Wobei wir mit Livemitschnitten auch negative Erfahrungen hatten. Mit der FLAT IRON BAND hatten wir einen Auftritt in Buchen, beim Music & Arts, wo uns der Veranstalter auch damit geködert hat, dass es einen Livemitschnitt geben soll. Da war ein sehr guter Tontechniker dabei, den ich auch kenne, der die Beschallung gemacht hat, die aber nicht aufnahmetauglich war. Da wurden Silben abgeschnitten, das High Hat zu weit nach vorne, mit dem Hall. Dazu ist dem German noch seine Amp abgeraucht und Rita und ich hatten vierzig Fieber. Dementsprechend war es einfach nicht gut.

Aber ich gebe Dir Recht, dass so etwas für die FROGS das Richtige wäre. Vor allem wäre es auch ein geringerer Aufwand, als zu versuchen, das Feeling von den FROGS im Studio einzufangen. Das fällt mir unheimlich schwer, da war es einfacher im Vergleich dazu, Gitarrenparts für die Countryband einzuspielen. Bei den FROGS kann ich oftmals gar nicht genau abrufen, was ich da spiele, von den Grundriffs natürlich abgesehen, weil das einfach so reinläuft. Das in einer geplanten Aufnahmesession ist mir noch nie gelungen. Aber es hängt auch alles davon ab, was mit der FLAT IRON BAND und NEW WESTCOAST läuft. So lange die unterwegs sind, stehen die FROGS hinten an. Das mag traurig sein, ist aber eine rein wirtschaftliche Frage.
Dafür sind die FROGS eine Band, die gibt es einfach. Selbst wenn wir ein Jahr nicht spielen würden, es genügt ein Anruf, es sind zwei Schlagzeuger bei Anruf bereit und ein dritter ist im Gespräch, das heißt, man kann einfach spontan etwas machen. Aber ich erzähle dir sicherlich nichts neues, wenn ich sage, dass sie vom kommerziellen Gesichtspunkt her völlig outside ist, diese Combo. Wobei ich auch immer wieder überrascht bin, wie die Leute andererseits auf so etwas abfahren, auf Improvisationen und so, wenn du di Leute erst mal hast. Aber gesucht wird halt kommerzielles Zeug. Und ich sage auch für Rockbands, egal ob junge oder ältere, erfahrene ist es gerade extrem schwer.

Da bin ich ganz froh, dass wir mit unserer Countryband und der akustischen Westcoast-Geschichte eine Nische abdecken können, in gewissem Sinne. Denn würde man sich auf die Blues-Rock und Rock-Geschichten konzentrieren.also die meisten Leute, die ich da kenne, sind mehr am Proben als am Spielen. Wir dagegen sind alle keine Probenraum-Musiker, die Proben sind für uns eher das notwendige Übel, das wir zum Spielen brauchen. Aber die Situation ist gerade noch für ganz andere Combos extrem schwer. Wie sagte vor kurzem ein Kollege: "Wenn einer von einer Band in dem Bereich sagt, der Terminkalender sei randvoll, lügt er dich nicht nur an." Es gibt sicherlich Sachen, die gefragt sind, aber das ist sehr kommerziell und alles was ein bisschen mehr Handmade ist tut sich schwer. Seit es die FROGS gibt oder noch schlimmer seit ich mit den BLUE BOYS im Hohenloheschen gespielt habe, gibt es von den Clubs, wo wir gespielt haben keinen einzigen mehr - oder doch, einen gibt es noch, die machen aber keine Konzerte mehr, sondern Heavy Metal von der Dose. Die sind alle weggebrochen und das waren schon 15 - 20 Läden im Einzugsgebiet von vielleicht 200 km.
Sicherlich sind auch einige wieder hinzugekommen, die aber alle viel lieber ein Akustik-Duo oder -Trio nehmen, vom Platz, vom Sound, von den Problemen mit der Lautstärke, vom Geld her. Die Szene hat sich schon total geändert. Das ist schon sehr frustrierend.unser Harper hat eine eigene Combo, die ausschließlich eigenes Material macht, und mit eigenem Material kannst du froh sein, wenn du mit Null rausgehst. Gerade für junge Band ist es extrem schwierig, so mit achtzehn, zwanzig.wo wir uns als Jugendliche bei Gigs jedes viertel Jahr blamieren konnten, haben die vielleicht einmal im Jahr die Chance, in einem vernünftigen Laden zu spielen, wo die Leute dann aber gestandene Musiker gewohnt sind.Du musst einfach spielen, denn ich finde, kein Musiker wird besser davon, wenn er daheim im stillen Kämmerlein sitzen. Technisch ja - aber das Schlimmste sind doch diese technisch brillanten, auch semi-professionellen Musiker, die ohne mit der Wimper zu zucken und ohne ein Grinsen versuchen, ihre technische Brillanz aus dem Wohnzimmer rüberzuholen. Das kannst Du nur live lernen. Deshalb ist das für die jungen Bands einfach gemein; die haben so viele Möglichkeiten, auch vom Equipment, die sind zum Teil auch technisch viel besser ausgebildet, als wir es konnten, aber die haben natürlich null Spielerfahrung.

Und was Medien anbelangt: ich kann mich erinnern, dass 1993 im Heilbronner Raum S 4 und Radio Regional hieß das unsere Aufnahme präsentiert hat, auch die CD mit Interviews im Radio. Noch früher, in den Achtzigern, kann ich mich erinnern, wenn regionale Bands neue Aufnahmen hatten, war die Presse voll davon und das wurde auch im Radio vorgestellt. Heute hat kein Medium, kein Radio Interesse daran, auch eine neue Band vorzustellen, auch selber produzierte Musik. Das Radioprogramm wird kontrolliert von drei, vier Firmen, mehr oder weniger, das Programm überschneidet sich komplett. Interessant ist sicherlich das Internet-Radio, aber das ist eine extrem kleine Nische.
Als ich 1993 die CD gemacht habe, war ich ambitioniert, aber sehr laienhaft, aber da war es kein Problem, die CD in den Laden zu kriegen. Media Markt, damals hieß es glaube ich noch "Flachsmann" und selbst die Plattenläden im Umkreis zu bestücken, war kein Problem. Selbst wenn es S 3 nicht interessiert hat, hast du wenigstens mit einem Redakteur von S 3 telefoniert. Inzwischen interessiert dass eigentlich niemand mehr.Ich finde, dass da die Kultur einfach extrem eingebrochen ist. Und zwar nicht weil ich denke "Oh, über mich wird nicht mehr geschrieben", das ist Quatsch, es wird auch von den Livegeschichten hervorragend berichtet. Aber es interessiert mich doch nicht ob NEW WESTCOAST auf dem Hinz-und-Kunz-Fest in Gschlachtenbretzingen und dass das toll war. Und das ich wieder ein tolles Bild habe und dass sie meinen Pressetext übernommen haben. Sondern ich möchte in die Zeitung reinschauen und sagen: "Hey, da spielt eine neue Band, da hat eine Band eine CD veröffentlicht, die würde mich interessieren."
Das motiviert doch auch andere Leute wieder, etwas zu entdecken und das kriege ich eigentlich nicht mehr mit. Es wird nur noch über Bestehendes berichtet. Ich kann mich nicht beklagten, die Presse zu NEW WESTCOAST und der FLAT IRON BAND ist hervorragend. Auch zu den FROGS, das letzte Festival. Wo wir gespielt haben. Ein schöner Bericht mit schönen Fotos.Aber lass die Band mal um halb eins spielen und nicht um halb zehn. Die dritte Band wird komischerweise immer nicht mehr erwähnt und es gibt keine Fotos, weil die Leute schon daheim sind.Oder schlag die Kulturseite auf von einer normalen, regionalen Zeitung.ich sage nur Mike Jagger (im Vorgespräch hatte Manne davon erzählt, dass ein Journalist der örtlichen Presse den Sänger der ROLLING STONES einmal so benannt hätte; Anm. d. Red.).

Ich denke, jede dritte oder vierte Band hätte es verdient, dort vorgestellt zu werden, alle zwei Wochen. Und ich glaube, wenn du das zwanzigmal liest, dass in dem und dem Laden in Stuttgart oder Hintertupfingen eine band spielt und dass da immer interessante Sachen sind.Als wir hier in der Nähe gespielt haben, ein Laden, der mit 40-50 Leuten so voll ist, dass niemand mehr laufen kann, aber alle ihren Spaß haben, hat mir einer gesagt, er sei zufällig vorbei gekommen, hätte sich verfahren, hätte gehört, dass da eine Band spielt und eine Frau sich die Seele aus dem Leib schreit. Dann hätte er die Türe aufgemacht, da sei ihm nur Schweiß entgegengetropft und er hätte nicht reingekonnt, so voll war es. In der Pause habe er sich reingedrückt und er sagte mir, so etwas habe er zwanzig Jahre lang gesucht. Und in der Presse stand nichts darüber. Und nicht nur wegen uns, da haben auch Leute gespielt wie HANNES BAUER, von BAUER, GARN & DYKE damals. Der hatte einfach Spaß in dem kleinen Laden. Oder MARTIN C. HERBERG. Der Wirt dort hat sicherlich keine Probleme, den Laden voll zu kriegen, aber es würde sich noch so ein Laden halten können in dieser Region, wenn es die Leute einfach erfahren würden. Aber inzwischen sind die Leute, die solche Sachen machen ja schon froh, wenn es nicht in der Presse kommt, weil die Lizenz für den zweiten Raum, wo du einmal in der Woche Livemusik hast, 3.000,- Euro kostet. Das sind so Sachen, wo das kaputt gemacht wird.

Spätestens die Tante GEMA sorgt dann für den Rest.

Das ist das nächste Thema. Da gibt es jetzt eine Petition an den Bundestag, ich hoffe du hast auch schon unterschrieben. Also, die GEMA als eigentlich hervorragende Einrichtung für Musiker, die ihre eigene Musik schreiben.und ich gebe zu, Anfang der Neunziger kam einmal im Jahr, für meine Verhältnisse, auch ein warmer Regen von den Veranstaltungen, weil meine Musik gelaufen oder gespielt worden ist.


Die letzten Jahre habe ich mit der GEMA mal wieder Kontakt gehabt, da es darum ging, dass ich auf meiner Homepage meine eigenen Songs präsentieren kann, die bei der GEMA angemeldet sind. Das ist jetzt wieder möglich, vorerst bis Ende des Jahres, also ein Jahr lang.
Das heißt ich müsste theoretisch für meine eigene Musik GEMA-Gebühren zahlen. Und ich habe jetzt, für meine Verhältnisse, auf relativ großen Veranstaltungen gespielt, 900 - 1000 Leute in Wertheim vor TRUCK STOP. Da waren auch eigene Songs von mir dabei. Das ist zwei Jahre her, ich habe bis jetzt noch keine Abrechnung gesehen. Und wenn ich dann mitkriege, was die Leute an die GEMA zahlen, so dass sie sich überlegen, ob sie überhaupt noch Livemusik nehmen, das tut weh. Und dann im Verteilerschlüssel das Live noch dreimal teurer machen, das heißt am Schluss verdienen nur noch Bohlen und Konsorten, das wäre ein Grund, sich zu fragen, ob man sich nicht wieder von der GEMA abmelden kann. Einfach, um zu sagen, für mich lohnt es sich nicht mehr.

Es kann nicht sein, dass ich innerhalb von fünf Jahren als einzige GEMA-Geschichte die CD-Abrechnungen gesehen habe und da auch was bekommen habe, gar keine Frage, aber von den Livegeschichten, wo ich weiß, dass die Leute 400, 800, 1400 Euro zahlen null Cent sehe. Und das ist ein Skandal. Und das birgt die Gefahr in sich, dass der Livemarkt für die Insider-Musik, also nicht das, was du im Fernsehen und Radio kriegen kannst, total zusammenbricht. Und ich glaube nicht, dass die Veranstalter sagen, wir nehmen trotzdem nur die Bands, die eigene Songs schreiben, sondern die werden sagen, ich lege Platten auf, ich habe gar keine andere Chance. Und es wäre schön, dass eigenes Material, was man GEMA-frei anbietet, eine Chance hätte, aber da glaube ich nicht dran. Weil das Publikum auch nicht weiß, was gerade mit ihm gemacht wird. Das wäre eigentlich jetzt der Zeitpunkt, dass sich jemand findet, der eine Alternative zu der GEMA bietet.

Wie gesagt, generell ist die GEMA eine gute Einrichtung gewesen, aber was sie draus gemacht haben.Also früher war es so: Jeder Titel, der im Radio gespielt wurde, musste bei der GEMA gemeldet werden, schriftlich. Dann war es so, dass die privaten wie Radio Regional eine Pauschale bezahlt, aber nicht mehr einzeln abgerechnet haben. Das heißt, du läufst zwar auf Radio Regional, aber du siehst nie etwas. Ich kann mich erinnern, wir hatten eine Produktion, die wir 1998/1999 gemacht haben, da lief ein Titel fünf-, sechsmal auf Radio Regional, weil er gewünscht worden ist. Schön für ihn, ich habe mich auch gefreut, ich habe davon kein Geld gesehen, weil es nicht abgerechnet wurde.

Ich kann mich erinnern, PE WERNER, kann man mögen oder nicht, die hatte damals Dieses Kribbeln im Bauch, das war ein Hit, mehr oder weniger, der lief fast ausschließlich auf Privatsendern. Die hat glaube ich 270 Mark damals GEMA-Ausschüttung gekriegt und das ist eine Farce. Und jetzt will man ja nur noch vier oder fünf Sender in Deutschland erfassen und das dann umrechnen. Und wenn ich das Programm anschaue, was SWR 1 spielt und Hessen 1 oder Bayern 3, wenn das dann der Schnitt ist, dann brauche ich keine GEMA mehr. Das wird den Markt mehr verändern als das Bosman-Urteil den Fußballtransfermarkt.

Und das Schlimme dabei ist, dass andererseits die GEMA schweinemäßig hinterher ist, die Kleinverbraucher abzuschöpfen. Wir haben auf der Homepage von den Bands, die ich betreue, Liveaufnahmen mit der Musik von den Demos unterlegt, ohne groß nachzudenken, weil es nur angespielte Songs waren, ein paar Sekunden. Das kostet dann aber, mit Recht natürlich, weil auch WILLIE NELSON dabei war und der hat es ja verdient, 27 Euro im Jahr. Ok, das ist bezahlbar, aber das interessante dabei war, dass ich die Rechnung bekommen habe, als es mein eigener Song war. Das sollte ich dann anmelden. Ich finde, da hört der Spaß auf. Ok, Sachen wie YouTube eskalieren, dass ich CREAM in der Royal Albert Hall komplett runterladen kann ist sicherlich nicht im Sinne des Erfinders. Es ist einfach nicht korrekt. Aber wenn ein drittklassiger Gitarrist wie ich White Room spielt, nimmt es auf und stellt es rein, finde ich, ist es mehr für den privaten gebrauch und vielleicht Werbung für CREAM, ok vielleicht nicht, wenn ich es spiele, aber da hätte ich weniger ein Problem damit. Dass natürlich neue Produktionen sofort auf YouTube sind zum Runterladen, ist nicht in Ordnung. Schließlich knechten wir alle als Kulturschaffende und da ist jeder Auftritt, der wegfällt eine Existenzfrage. Das ist nicht wegen mir und auch nicht wegen dir, aber da gibt es Leute, das wäre ein kultureller Verlust. Wenn ich mal nicht mehr spiele, das vermisst wahrscheinlich niemand, aber da würden Sachen wegfallen, die ich Schade fände, wenn sie weg wären. Und sei es nur, dass der Musikverein XY im Schlachtplattenfest von Heinriet eine bestimmte Nummer nicht spielen kann, weil das zu teuer wird. Das würde ich Schade finden. Dann will auch ein Jazzgitarrist Take Five spielen, kann sich das aber nicht leisten und das ist einfach schlecht. Am Ende konzentriert man sich darauf, nur noch ROBERT JOHNSON zu spielen, da ist es einfach, die Sachen sind frei (lacht).

Vielen Dank an dieser Stelle an Manne für dieses ausführliche und offene Interview!!

 

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