Malcolm Holcombe Come Hell Or High Water, Gypsy Eyes Music, 2018 |
Malcolm Holcombe | vocals, guitar | |||
Marco Giovino | drums, percussion | |||
Jared Tyler | dobro, mandolin, guitar, vocals | |||
Iris DeMent | vocals, piano | |||
Greg Brown | vocals | |||
Kerri Powers | vocals, guitar | |||
Sonny Barbato | accordian | |||
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01. Left Alone | 08. Legal Tender | |||
02. I Don't Wanna Disappear | 09. Gone By The Ol' Sunrise | |||
03. New Damnation Alley | 10. Brother's Keeper | |||
04. It Is What It Is | 11. In The Winter | |||
05. Black Bitter Moon | 12. Merry Christmas | |||
06. October Morning | 13. Torn And Wrinkled | |||
07. Old North Side | ||||
Die Blue Ridge Mountains können so schön sein, wenn die Sonne sie in leuchtende Farben taucht und eine Bluegrass-Band dazu einen "Home is in the Carolinas"-Song in schönster Harmonie zum Besten gibt. Aber diese Berge haben auch eine andere Seite: mystisch, dunkel, arm und ausgezehrt. Gebrochene Figuren, hagere Gestalten, wettergegerbte Hände und Stimmen...
Malcolm Holcombe kennt diese Figuren, er sieht aus wie sie, er ist einer von ihnen. Ehrlich bis auf die Knochen, dem Leben und dem Boden immer nur das nötigste abtrotzend. So sind auch seine Songs, und es ist eine kleine, aber schöne Überraschung, dass seine neue CD "Come Hell Or High Water" nicht in eben solcher Kargheit erklingt, auch wenn seine Stimme und die akustische Gitarre eigentlich genügen würden.
Aber Holcombe hat dieses Mal Unterstützung erhalten, von der wunderbaren Stimme Iris DeMents, die ihm eine ebenso gute Gefährtin ist, wie einst Emmylou Harris für Steve Earle. Auch Greg Brown ist auf diesen sparsam, aber warm produzierten Songs zu hören und zusammen mit dem feinen Drumming von Marco Giovino und den Dobro- und Slideklängen von Jared Tyler ergibt sich ein Album, das weder "Hölle" noch "Hochwasser" herbeiruft, sondern eine warme Melancholie, die immer wieder sagt: "Leb dein Leben, auch wenn es hart ist."
Die Vergleiche mit anderen großen amerikanischen Troubadouren wie Townes Van Zandt oder Guy Clark, die schon bei früheren Holcombe-Alben gemacht wurden, stimmen natürlich auch dieses Mal. Aber der Songwriter aus Ashville hat mit dieser Platte mehr geschaffen, als nur ein weiteres gutes Americana-Album. Holcombe ist ein Überlebender und diese Songs sind Überlebenssongs. Left Alone macht den Auftakt, ein Start wie eine bittere Selbstanklage. "I don't know better when I leave ya alone to die...". Aber der Blick wendet sich, It Is What It Is nimmt das Leben mit Pragmatismus ("Some people get crazy with a streak o'mean. They piss me off sometimes, I walk away free and clean") und einem entschlossenen Beat, Gone By The Ol' Sunrise schaukelt wie auf einer gemütlichen Kutsche und schließlich Torn And Wrinkled - der Titel spricht Bände.
Malcolm Holcombe hat die Hölle vermutlich schon ebenso so häufig gesehen, wie die Fluten, die alles zerstören können. Und er singt davon. Und trotzdem ist dies ein tröstliches, leises Album, auf dem Songs so warm klingen, wie ein Spätsommerabend in den Blue Ridge Mountains.