Machine Head

Catharsis

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 30.01.2018
Jahr: 2018
Stil: Thrash Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Machine Head
Catharsis, Nuclear Blast, 2018
Robb FlynnGesang & Gitarre
Phil DemmelGitarre
Dave McClainSchlagzeug
Jared McEachernBass
Produziert von: Robb Flynn & Zack Ohren Länge: 74 Min 18 Sek Medium: CD
01. Volatile09. Screaming At The Sun
02. Catharsis10. Behind A Mask
03. Beyond The Pale11. Heavy Lies The Crown
04. California Bleeding12. Psychotic
05. Triple Beam13. Grind You Down
06. Kaleidoscope14. Razorblade Smile
07. Bastards15. Eulogy
08. Hope Begets Hope

Wahnsinn, ist es doch schon wieder drei Jahre und drei Monate her, dass MACHINE HEAD ihren bis dato jüngsten Vorschlagshammer, “Bloodstone & Diamonds“, vorlegten. So lange kam mir das gar nicht vor, zumal ich das Werk immer wieder gerne höre. Im Vorfeld der neuen Veröffentlichung hatte Mastermind Robb Flynn schon für einige Unruhe unter den Anhängern der Bay Area-Band gesorgt, weil er in Postings auf Social Media-Seiten verlauten ließ, dass das neue Werk nicht mehr ganz so hart ausfallen würde wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen war. Aber wie um möglichen Kritikern von vorne herein das Wasser abzugraben beginnen MACHINE HEAD das neue Werk, “Catharsis“, mit einem Kracher.

Volatile ist ein typischer MH-Brecher, der aber über genügend Abwechslung verfügt um nicht als reiner Thrasher durchzugehen, sondern der immer auch ein wenig in Richtung Groove-Metal abdriftet. Mit dem Auftakt-Shout „Fuck the world!“ macht Flynn von Beginn an klar, was er vom Stand der Dinge auf unserem Planeten hält – um es kurz zu machen: nicht besonders viel. Inspiriert wurde der Song von den Ereignissen in Charlottesvolle, als ein Rechtsradikaler in eine Gruppe von Gegendemonstranten fuhr und dabei eine Frau tötete. Schon klar, wo da die ganze Aggression in dem Lied herkommt. Und diese kommen ungefiltert beim Hörer an, denn der Song wurde noch am gleichen Tag komponiert und eingespielt und transportiert Flynns Emotionen absolut ungeschönt und ehrlich.

Aber besonders typisch ist der Opener nicht für den weiteren Verlauf der Scheibe. Auch wenn die Band natürlich immer wieder krachende Nummern wie das groovige Beyond The Pale aber auch Kaleidoscope, Hope Begets Hope, Psychotic, Grind You Down oder auch Razorblade Smile. Des Weiteren ist das fast neunminütige Heavy Lies The Crown ein echtes Highlight, das wohl jedem MACHINE HEAD-Fan (insbesondere denen, die seit und durch “The Blackening“ hinzugekommen sind) sofort eine wohlige Gänsehaut bereiten dürfte. Diese Lieder bringen jeden Kopf zum bangen, die Fäuste dazu in die Luft zu schnellen und die „mano cornuta“ zu recken. Metal kann manchmal so einfach sein.

Aber besonders in der Erinnerung bleibt die Scheibe dann eher doch für die Lieder, die ungewöhnlich Elemente beinhalten. So wie etwa der Titeltrack: abwechslungsreich und immer chargierend zwischen harten und melodiösen Elementen, die im Refrain fast schon LINKIN-PARK-ähnliche Züge annehmen, diese aber mit einem ordentlichen Riff-Gewitter untermalen. Toll ist zudem das weitgehend akustisch eingespielte Behind A Mask, das die Band von einer extrem gefühlvollen Seite – nahezu wie die jüngsten OPETH-Alben - zeigt aber eben auch zugleich sehr intensiv und mitreißend ausgefallen ist. Und auch Eulogy ist von fast erschreckender Intensität und in fast allerbester NINE INCH NAILS-Art ausgefallen, wenn da nicht ein Stück zu viel Optimismus im Mittelteil durchschimmern würde, der jedoch sofort im Anschluss von tonnenschweren Gitarren-Wänden niedergewalzt wird.

Überraschend ist aus meiner Sicht, wie häufig die eigentlichen Trendsetter MACHINE HEAD – die in den 1990er Jahren für einige der größten Metal-Hits verantwortlich zeichneten und mit “The Blackening“ vor elf Jahren ein absolutes Meisterwerk vorlegten - auf diesem Album nach anderen Bands klingen: etwa nach TRIVIUM, KING 810 oder BULLET FOR MY VALENTINE. Die Parallelen zu KING 810 treten insbesondere im Gesang von Robb Flynn zu Tage, der mit seinem Sprech-Gesang (von reinem Rap kann man zum Glück nicht sprechen) in Stücken wie etwa Triple Beam oder Psychotic fast exakt wie David Gunn klingt. Bastards hingegen könnte fast ein Song der DROPKICK MURPHYS sein, eingängig, mitreißend mit einem offensichtlichen und überzeugenden Folk-Drive.

Über die Texte sagt Flynn: „Als wir die Platte geschrieben haben, bin ich fast jeden verdammten Morgen um 04.30 Uhr aufgestanden, nur um Texte zu schreiben. 80% davon waren Müll, aber 20% waren pures Gold und die Passagen, die mir gefallen haben, waren einfach klar, kamen geradeheraus. Ich habe auf Metaphern verzichtet und mit grober, vulgärer Sprache gearbeitet; der Sprache des Hiphop, der Sprache, wie sie auf der Straße gesprochen wird und wie wir sie jetzt sprechen. Ich wollte nicht, dass sich jemand beim Hören des Albums fragt: ‚Über was spricht der da überhaupt?‘ Nein, man weiß ganz genau, über was verdammt nochmal ich singe. Es mag nicht den Regeln entsprechen, aber zugleich geben wir mit diesem Album eine unglaubliche Menge an Emotionen preis.“ Das ist wohl wahr, zugleich sind die Texte in manchen Stücken wie Screaming At The Sun oder auch Heavy Lies The Crown über den französischen König Louis XI. auch voller Bilder.

Unter dem Strich bleibt allerdings ein recht zwiespältiges Werk, das auch nach zahlreichen Durchgängen irgendwie ein wenig zerfahren wirkt. Vielleicht hätte “Catharsis“ besser funktioniert, wenn man die unbestritten typischen MH-Songs auf eine CD und die experimentellen, ungewöhnlich als Bonus-EP dazu gepackt hätte. Aber das ist eben die künstlerische Freiheit, die eine Band genießt. Und Flynn ist von dem Album überzeugt: „Es gibt viele spezielle Songs auf dieser Platte. Schon klar, wann auch immer man ein Album fertiggestellt hat, ist man stolz, aber… dieses Mal haben wir hier etwas ganz Besonderes geschaffen. Wir können es förmlich spüren. Wir wissen es. Manche Leute mögen die Richtung, in die wir gehen, vielleicht nicht, aber das kann immer passieren… Doch wen interessiert das? Wir lieben es.“ Dafür gibt es gute Gründe. Und zumindest vor dem Mut, nicht einfach immer neue Platten nach immer demselben Schema zu machen, muss man tiefsten Respekt haben – auch wenn “Catharsis“ sicherlich nicht mein Lieblings-Album von MACHINE HEAD werden wird. Aber ein gutes und abwechslungsreiches, ja sogar vollkommen überraschendes, Album ist es geworden.

Marc Langels, 29.01.2018

 

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