Titel |
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Bob's Back Pages |
01. It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry |
02. Everything Is Broken |
03. Political World |
04. Man Of Peace |
05. Not Dark Yet |
06. Meet Me In The Morning |
07. Blind Willie McTell |
08. Tryin‘ To Get To Heaven |
09. Queen Jane Approximately |
10. Idiot Wind |
11. To Make You Feel My Love |
Funny How Time Slips Away |
01. Apartment #9 |
02. Together Again |
03. Make The World Go Away |
04. Night Life Dig |
05. Long Black Limousine |
06. Fist City |
07. I Want To Go With You |
08. Don’t Let Me Cross Over |
09. Gentle On My Mind |
10. The End Of The World |
11. I’m Movin On |
12. Funny How Time Slips Away |
13. Take Time For The Tears |
Musiker | Instrument |
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Lucinda Williams | Vocals |
Steve Mackey | Bass |
Fred Eltringham | Drums |
Stuart Mathis | Guitars |
Joshua Grange | Guitars, Keyboards, Pedal Steel, Banjo |
Tim Lauer | Keyboards |
Es gehört selbst in Pandemie-Zeiten eine gehörige Portion Mut und Dickköpfigkeit dazu, die erzwungene Pause für ein Projekt von sechs (!) Alben mit Cover-Versionen zu nutzen. Aber dickköpfig – oder besser: eigensinnig – war Lucinda Williams ja schon immer. Obwohl sich vermutlich nur die eingefleischten Fans den Spaß aller sechs Platten dieser „Lu’s Jukebox“-Reihe gönnen werden und so manche dieser vielen Cover-Versionen eher zur Kategorie „nett, aber nicht wirklich nötig“ gehört – Saint Lu macht einfach weiter.
Und so folgen auf Vol. 1 (Tom Petty-Songs) und Vol. 2 (Southern Soul-Songs) nun gleich zwei weitere Scheiben. Wobei Vol. 3 mit elf Stücken von Bob Dylan zwar fast unausweichlich ist, weil alle amerikanischen Songwriter/-innen sich irgendwann an Herrn Zimmermann abarbeiten müssen. Aber wie bei so vielen Dylan-Covers gilt auch hier: Wirklich neues kann Lucinda den einzelnen Stücken nicht hinzufügen. Zumal ihre Raspelstimme der von Dylan ganz ähnlich ist und so mancher Song in dieser Jukebox von Williams auch nicht wesentlich anders interpretiert wird. Man Of Peace vom 83er-Album „Infidels“ etwa klingt halt so, wie der Song auch im Original klingt: laut und aggressiv und ein bisschen schmutzig. Political World erhält immerhin eine etwas finsterere Note, Queen Jane Approximately bleibt dagegen der lockere Folksong, der er immer schon war – nur moderner produziert als seinerzeit auf dem „Highway-61“-Album.
Spannend zu erfahren wäre gewesen, aus welchen Gründen Lucinda Williams gerade diese Songs aus dem reichhaltigen Opus des Nobelpreisträgers ausgewählt hat. Denn sie beschränkt sich auf Stücke aus nur wenigen Alben: neben den beiden erwähnten vor allem auf „Time Out Of Mind“ von 1997, dem 89er-Werk „Oh Mercy“ und dem oft kritisierten „Blood On The Tracks“ von 1975. Aber dazu gibt es vorab leider keinerlei Informationen. Also am besten den Kopf ausschalten und ihrer Interpretation jenes Songs lauschen, der seit jeher Musiker aller Couleur immer wieder herausfordert: Blind Willie McTell wird in der Hand von Lucinda Williams zu einem Straßenkater-Blues mit schneidender Gitarre und einer wehklagenden Stimme, die alles erlebt hat, was das Leben zu bieten hat. Mit diesem Gesellen ist nicht zu spaßen…
Ganz anders dann Vol. 4, wie der Titel schon andeutet: A Night Of 60s Country Classics. Lucinda Williams singt die Crooner-Balladen der Sechziger, mit denen sie aufgewachsen ist, und sie versucht erst gar nicht, diese Country-Perlen in ihrem Kern zu verändern. Die Pedal Steel dominiert von vorn bis hinten, das Tempo ist meist „slow“ und die Tränendrüse wird kräftig gedrückt. Manchmal ein bisschen zu arg, wie in der Long Black Limousine, die einst schon Elvis mit zu viel Schmelz in der Stimme steuerte. Aber zum Glück ist Lucinda Williams im Herzen dann doch eine Rockerin und kriegt gerade noch rechtzeitig immer wieder die Kurve zu etwas mehr Swing – Loretta Lynns Fist City liegt ihr einfach viel näher als Buck Owens Together Again – zumal sie sich hier mit der Engelsstimme von Emmylou Harris und deren Interpretation messen lassen muss.
Man muss schon ein echter Country-Liebhaber sein, um diese Reminiszenz an vergangene Zeiten durchgängig toll zu finden. Aber es spricht für Lucinda Williams Können, dass der gelungene Ausklang des Albums, Take Time For The Tears, gar kein 60s-Klassiker ist – sondern von ihr selbst für dieses Album geschrieben wurde.