Recovery, Yep Roc Records, 2008 | ||||
Loudon Wainwright | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Joe Henry | Acoustic Guitar | |||
Bill Frisell | Electric Guitar | |||
Greg Leisz | Acoustic Guitar, Mandolin, Pedal Steel Guitar, Electric Guitar, Mandola, Lap Steel Guitar, Weissenborn | |||
David Piltch | Electric & Acoustic Bass | |||
Patrick Warren | Piano, Keyboards, Chamberlain | |||
Jay Bellerose | Percussion, Drums | |||
Eric Gorfain, Daphne Chen, Leah Katz | Violins | |||
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01.Black Uncle Remus | 08. Be Careful | |||
02. Saw Your Name In The Paper | 09. Needless To Say | |||
03. School Days | 10. Movies Are A Mother To Me | |||
04. The Drinking Song | 11. Say That You Love Me | |||
05. Motel Blues | 12. Old Friend | |||
06. Muse Blues | 13. Man Who Couldn't Cry | |||
07. New Paint | ||||
Im Grunde hatte ich den guten alten Loudon Wainwright III gar nicht mehr auf dem Schirm. Wenn in den letzten Jahren der Name Wainwright durch die Gazetten geisterte, drehten sich die entsprechenden Nachrichten eher um seinen Sohnemann Rufus oder seine Tochter Martha. Offen gestanden sind mir deren Veröffentlichungen nicht wirklich vertraut, so dass ich mich in Sachen Wainwright eigentlich nur ganz vage an Papa Loudons Studio L Rockpalast-Auftritt im Jahre 1976 erinnere. Lang, lang ist's her.
Solo, nur mit seiner Akustischen bewehrt, agierte Wainwright seinerzeit. Singer/Songwriter Attitude pur. Loudon wandelte in seinen jungen Jahren (Jahrgang 1946) auf den Spuren Bob Dylans (wer eigentlich nicht?) und verkaufte sich wechselweise als ironisch witziger und sarkastisch satirischer Troubadour. Diese Haltung, auch die Intention seiner blitzgescheiten und hintersinnigen Texte hat er offenbar bis heute nicht abgelegt.
Schaut man allerdings etwas genauer in die Liner Notes seiner aktuellen Scheibe bemerkt man, dass Wainwright auf "Recovery", daher auch der sinnfällige Titel, seine alten Songs noch einmal aufgewärmt hat. Doch nicht nur einfach so mal eben nebenbei, sondern schon mit Sinn und Verstand und vor allen Dingen mit musikalischem Sachverstand und kompetenter Hilfe des Produzenten Joe Henry, der ihm letztmalig bei der Zusammenarbeit am "Strange Weirdos" (Music from and inspired by the Film "Knocked Up")-Projekt unter die Arme griff.
Für einen über Sechzigjährigen ist es sicherlich legitim, Rückschau zu halten, sein quasi Jugendwerk aus den frühen Siebziger Jahren neu auszuleuchten. Der 'bare-to-the-bone' Charakter seiner frühen Folk-Kleinode wurde mit Hilfe einer großartigen Musikergilde aufgefrischt und aufgepeppt. Es dreht sich grundsätzlich um eine ähnliche Mannschaft wie letzthin beim ebenfalls gut gelungenen Rodney Crowell-Werk "Sex & Gasoline", wobei sich Greg Leisz, Patrick Warren, David Piltch, Jay Bellerose und Konsorten noch etwas mehr zurücknehmen, als beim Crowell-Album.
Neben Wainwright, dessen Stimme tatsächlich knapp 40 Jahre älter klingt, und dem es trotzdem gelingt, vital und knackig zu erscheinen und eine dringliche Emphase in seine bedeutungsschweren Texte zu legen, brillieren die angetretenen Musiker nach dem Motto: "Weniger-ist-mehr". Alles kommt recht sparsam, jedoch sehr akzentuiert und spannungsgeladen und immer mächtig interessant, wobei die ersten vier Tracks in meinen Ohren die Glanzpunkte setzen: Black Uncle Remus; Saw your name in the paper; School days; The Drinking Song. Danach sinkt die Fieberkurve ein wenig nach unten, verursacht aber glücklicherweise kein schauderndes Frösteln. Es bleibt immmer noch Singer/Songwriter Kunst auf hohem Niveau, zumal die teilweise bis zu 38 jahre alten Kamellen kaum bis nichts an Aktualität eingebüßt haben. Ein weiterer Beweis für die immense Halbwertzeit des Loudon Wainwright Werkes.
Wainwrights markante stimmliche und textliche Vehemenz und die subtilen Arrangements der Joe Henry-Mannschaft verschmelzen Loudons aufbrausendes Frühwerk zu einem fabelhaft ausgewogenem Spätwerk, das jedem Fan des Singer/Songwriter-Genre ehrliche Anerkennung abtrotzen sollte.