Lou Rhodes Beloved One, Infinite Bloom Recordings, 2006 |
Lou Rhodes | Vocals, Acoustic Guitar, Bells, Backing Vocals | |||
Graham Burton | Acoustic Guitar | |||
Oddur Mar Runarson | Acoustic Guitar, Udu, Percussion, Drums | |||
Dan Clark | Acoustic Guitar | |||
Buster Cottam | Bass | |||
Kiris Houston | Acoustic Guitar, Vibraphone | |||
Mike Simmonds | Violin | |||
Emily Burridge | Cello | |||
Dalia | Guitar, Backing Vocals | |||
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1. Each Moment New | 6. Beloved One | |||
2. Tremble | 7. Save Me | |||
3. Treat her Gently | 8. Inlakesh | |||
4. Fortress | 9. To Survive | |||
5. No Re-Run | 10. Why | |||
In den 90er Jahren galten LAMB wohl als eine der innovativsten Bands mit computergestützten Drum-Beats, Sequenzern, Synthesizern und was so dazu gehört. Aber trotz des großen Erfolges und millionenfach verkaufter Alben konnte sich Sängerin Lou Rhodes, so scheint es, nie ganz mit diesem Zwiespalt zwischen ihrem Drang zu einem eher beschaulicheren Leben und der großen Show auf der Bühne abfinden.
So kam es denn auch zur Trennung von Band und Ehemann und sie zog mit ihren beiden Kindern per Wohnmobil durch die Gegend, auf der Suche nach ihren Wurzeln und einem passenden Ort, den sie in der Kommune Ridge Farm fand.
In der Nachbarschaft zu Hühnern und Gemüsegarten entstand in sechs Wochen "Beloved One", u.a. auch mit Hilfe ihrer ehemaligen Bandkollegen.
Keine Angst, hier geht es nicht um ein salbaderndes Weltverbesserer-Album, sondern um ein feines, sparsam instrumentiertes Songwriter-Album, wie es der Tochter einer Folk-Sängerin ansteht.
Zart aber bestimmt wird die akustische Gitarre in Each Moment News gezupft und Lou lässt mit ihrem Gesang schon keltische Züge einfliesen, die durch langsam dazukommenden Instrumente, wie Geige und dem Perkussionsinstrument 'Woodblock', noch verstärkt werden.
Natürlich denkt man da an Künstlerinnen wie Sinead O'Connor, auch Björk oder Tanita Tikaram, die ähnlich stimmungsvoll agieren können.
Leicht jazzig klingt es in Tremble und die Stimme von Lou Rhodes passt sich bestens an. Von leicht unterkühlt bis lasziv wandern die Töne und werden effektvoll oft fast nur gehaucht.
Es bleibt also, fast alles, akustisch und eher beschaulich, ohne allerdings beliebig zu werden, denn diese Stimme fordert und bekommt Aufmerksamkeit.
In einigen Songs - etwa in Treat Her Gently, Fortress und während To Survive - erinnert sie mich stark an Stevie Nicks, wenn diese mehr Richtung Folk tendiert und ihren Gesang zu diesem tiefen Raspeln senkt.
Der Titelsong Beloved One beginnt fast wie in Zeitlupe und nur die Bambusflöte haucht etwas, irisches, Leben ein. Bald aber beginnt er sich zu bewegen, zu drehen, wie im Tanz, beflügelt von schneller gepickten Saiten und einer hypnotisierenden Violine. So schwingt er dynamisch auf und ab um einen ganz seinen Bann zu ziehen. Toll.
Die eigentlich sonst recht gefestigte Stimme kann in Save Me auch ganz schön zerbrechlich und flehend klingen. Ja, so sind die Frauen... Wie bei quasi allen Songs wird auch hier sehr atmosphärisch instrumentiert und gearbeitet, während das 'Belfast Child' öfter im Hof spielt.
Der letzte Song, Why, wurde noch für LAMB geschrieben, aber funktionierte in deren Rahmen nicht. Im Kontext dieses Albums hier allerdings sehr wohl, auch wenn einen das Schlagzeug fast etwas aufschrecken lässt. Der Titel hält sich natürlich trotzdem eher zurück, aber durch die Drum-Unterstützung ist doch mehr Pop-Attitüde vorhanden und er würde sich am ehesten als Single-Auskopplung eignen.
Für den Rest muss man sich der Stimmung und dem Gefühl dieser Scheibe hingeben. Dann bekommt aber auch eine wunderschöne dreiviertel Stunde geschenkt. Ein tolles Solo-Debüt von Lou Rhodes, von der wir sicher noch hören werden, sofern sie nicht dem Landleben erliegt.