Los Dragos Los Dragos, Nicotine Records, 2004 |
Marz | Vocals & Guitar | |||
Billy Boy | Guitar & Vocals | |||
Sirjo | Drums & Vocals | |||
Lorenzo Cypriani | Organ | |||
Zven | Cymbals | |||
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1. Little Boy Blue | 9. Tiffany´s In My Garage | |||
2. Beat Beat | 10. Drago Robot | |||
3. Bad Generation | 11. Duffy | |||
4. Could Be | 12. Co.Co.Co.Chicago | |||
5. Last Kiss | 13. Affiction | |||
6. Roll Over... | 14. If You Leave Me | |||
7. Don't Go | 15. Astro...!? What? | |||
8. Blues Mud | ||||
Früher, vor langer langer Zeit, als es noch Ritter, Sagen und Legenden... ach nein, ganz so lang ist es doch noch nicht her. Aber immerhin doch schon einige Jährchen, als man noch Radio hören konnte und es im Südwesten der Republik noch einen Sender namens Südwestfunk gab (also vor der Fusion mit dem Süddeutschen Dudelpack), dort den Kanal SWR 3 und dortselbst eine Sendung namens Schlafrock. Und in diesem Programm gab es an einem bestimmten Wochentag (war es freitags?) das Format "Long Songs". Also Stücke, die ziemlich deutlich zumindest die Acht-Minuten-Grenze übertrafen. In dieser Sendung wären die LOS DRAGOS mit tausendprozentiger Sicherheit nie zu Gehör gekommen.
Denn in ihr gerade mal etwas mehr als 36 Minuten dauerndes CD Debüt bei Nicotine Records packen die Jungs aus Montecatini (was man eigentlich sonst immer nur mit Thermen, Kurhotels und Rentnern mit Panamahüten in Verbindung bringt) sage und schreibe 15 Songs.
Um noch mal auf die "guten alten Zeiten" zurück zu kommen: damit liegt man ansonsten bei LOS DRAGOS als Bezugspunkt goldrichtig. Denn mehr Retro geht eigentlich gar nicht.
Das Layout der CD erinnert an Gangsterfilme der schwarzen Serie, die Musik ist tief in der Beat Ära der 60er Jahre verankert. Alles noch mit einem gehörigen Schuß Rock'n'Roll, ein bißchen Surf und einer Prise Soul versetzt, richtig gut in der Garage abgehangen, den Gesang schön verhallt aufgenommen und man hat den Sound der LOS DRAGOS.
Das alles kommt eigentlich ganz witzig rüber, ist schwungvoll und unverkrampft hingerotzt oder, um im zum Styling der Herren passenden Dictus zu bleiben, aus der Hüfte geschossen. Aber eben ein nicht nur kurzweiliges, sondern auch sehr kurzes Vergnügen. Mit einer Durchschnittslänge von gerade mal zwei Minuten schafft es auch kein Song so richtig, sich auf Dauer festzufressen, es ist ein ständiges Aufflackern und sofort wieder Verglühen. Immerhin gibt es auch keine richtigen Ausfälle oder Stellen, an denen man zwanghaft die Skip-Taste betätigen müsste.
Und natürlich: Keine Regel ohne Ausnahme, denn im mit 4:30 Minuten geradezu epischen Tiffany's In My Garage warten die Toskanesi mit gelungenen Tempi- und Stimmungswechseln auf und werden regelrecht psychedelisch.
Für Hardcore-Sixties-Retro-Fans mehr als nur ein Ohr wert, auch wenn das Vergnügen sehr flüchtig ist.