Lloyd Cole Music In A Foreign Language, Sanctuary Records, 2003 |
Lloyd Cole | Vocals, Guitar, Piano, Programming | |||
Neil Clark | Electric Guitar | |||
Dave Derby | Steel Guitar | |||
Ray Mason | Bass | |||
Lullaby Baxter | Background Vocals | |||
| ||||
1. Music in a foreign language | 6. Today I'm not so sure | |||
2. My other life | 7. My alibi | |||
3. Late night, early town | 8. People ain't no good | |||
4. Cutting out | 9. Brazil | |||
5. No more love songs | 10. Shelf life | |||
Natürlich kennt man Lloyd Cole. Hat der nicht in den Achtzigern dieses tolle Album mit den COMMOTIONS eingespielt und wurde kurzzeitig sogar als Popstar herumgereicht? Ja sicher, "Rattlesnakes" hieß die Platte, mit Single-Hits und allem Drum und Dran. Irgendwann, am Ende der Dekade war dann Schluss. Und danach?
Ausgewandert. Vom britischen Königreich in die Vereinigten Staaten, New York. Neue Inspirationsquelle für einen genervten Philosophen.
Ein paar Soloalben, mittelprächtig bis gut, aufwändig arrangiert oder stripped to the bone. Je nach Laune des Meisters.
2000 dann, eine neue Band, THE NEGATIVES. Mr. Cole lässt aufhorchen, denn frischer Elan beseelt seine Lieder. Ein kommerzieller Erfolg, ähnlich seinen Anfangstagen, bleibt ihm allerdings versagt.
Mit seiner neuen Platte "Music in a foreign language", die bei entsprechender Promotion sicherlich ein paar Zehntausend verkaufen sollte, gelingt ihm ein kleines Meisterwerk.
Ach, das haben wir doch schon immer gewusst, werden einige Schlaumeier ausrufen. Doch im Grunde hat mit einem solch feinen Album niemand mehr gerechnet.
Quasi in Heimarbeit, unter Zuhilfenahme einiger Kollegen, die mal ein wenig E-Gitarre oder Pedal-Steel hinzufügen, spielt Cole, auf akustischer Gitarrenarbeit basierend, seine wortgewandten, abwechslungsreichen Geschichten ein und betört mit faszinierender Intimität. Unterm Kopfhörer genossen, kommt der Sänger einem schon gefährlich nahe. My other life, die Geschichte eines Kriminellen, der Öffentlichkeit preisgegeben durch Vereinnahmung der Medien, entwickelt sich in seiner Eindringlichkeit zum besten Stück dieses an Höhepunkten nicht gerade armen Werkes.
Cole singt so gut wie nie zuvor, wobei der Schmelz seiner Stimme sich hervorragend in seine kristallklaren Akustikgitarrenflächen schmiegt. Gekonnt in Szene gesetzt vom Toningenieur Mick Glossop (Van Morisson; The Wonder Stuff; The Waterboys).
Lloyd lockt uns mittels seiner zehn meisterlich inszenierten Melodien in eine spannende Welt, die von herumstreunenden, drogenvernebelten Großstadt-Desperados und rastlosen und desillusionierten und zweifelnden und nachdenklichen Liebhabern bevölkert wird.
Dabei gelingt es ihm immer wieder den Spannungsbogen zu straffen, indem er seine meist spartanischen Arrangements durch Piano-Passagen oder gelegentliche Computerstreicher oder dezenten Einsatz eines Tambourins verfeinert. Erstaunlich, wie effektiv ein wenig Percussion aus der Retorte sein kann.
Ruhig und bedächtig, niemals aufdringlich, kriechen diese Balladen zu ihren jeweiligen Höhepunkten und hinterlassen den Hörer in der Gewissheit, einem der gelungensten Songwriter-Alben des laufenden Jahres gelauscht zu haben. Selbst die Coverversion der Nick Cave-Nummer People ain't no good gelingt dem Sänger und Gitarristen ohne den morbiden Charme des Originals zu untergraben.
All denen, die bislang vorgaben Lloyd Cole zu kennen, sei empfohlen, sich diesen zehn Liedern hinzugeben.
Denn dann könnten sie dem Künstler zehn Schritte näher kommen. Mehr aber nicht!