Liv Kristine Skintight, Napalm Records, 2010 |
Liv Kristine | Vocals | |||
Band: | ||||
Thorsten Bauer | Gitarre | |||
Sander van der Meer | Gitarre | |||
Alla Fedynitch | Bass | |||
Roland Navratil | Schlagzeug | |||
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01. Skintight | 06. Lifeline | |||
02. Twofold | 07. Boy at the Window | |||
03. Train To Somewhere | 08. Wonders | |||
04. Love In Grey | 09. Versified Harmonies | |||
05. Emotional Catastrophies | 10. The Rarest Flower | |||
Und wieder einmal muss man sich gewaltig wundern. Da verkaufen eine Marit Larsen oder Amy MacDonald ihre Alben wie dumm und dusselig. Eine Tori Amos ist zumindest ein Kritikersweetheart, genießt Kultstatus und kann sich auf eine treu ergebenes Publikum verlassen.
Was das mit Liv Kristine zu tun hat? Die bildhübsche Norwegerin schaut in die Röhre, obwohl ihre Soloalben mindestens genau so viel Popappeal haben wie die der beiden erstgenannten Chartbreaker und eine ähnliche Zielgruppe bedienen. Hinsichtlich des Anspruchs kann sie dabei einer Kate Bush, der Amos oder gar ‚dem' Björk das Wasser reichen.
Der Fluch der Vergangenheit? Macht es sich für den Mainstreamkonsumenten vielleicht in der Vita der Sängerin nicht ganz so gut, dass Liv-Herzchen einst das Aushängeschild von THEATRE OF TRAGEDY war, den norwegischen Pionieren, denen als erste der Brückenschlag zwischen Black Metal und Gothic gelang? Quasi die Erfinder des Beauty & The Beast-Gesangs, der zur Blaupause für unzählige Nachahmer wurde.
Behindert die Gegenwart? Immerhin gibt es da noch LEAVES EYES, ihre Stammband mit der sie zuverlässig emotionalen, gotisch beeinflussten Düsterrock par Excellence zelebriert. Dann sind da ja auch noch ATROCITY, die musikalische Spielwiese ihres Lebensabschnittsgefährten Alexander Krull, bei denen sich Liv mal mehr bei den "Werk 80"-Scheiben, ansonsten etwas weniger einbringt.
Angenommen, Liv Kristine wäre ein gecastetes Popsternchen. Jede Wette: "Skintight" wäre ein heißer Kandidat für ein Nummer 1-Album, allerdings eins der Sorte, zu dem man sich auch als Erwachsener und gestandener Rocker bekennen kann, ohne dass es peinlich wird.
Bei dieser Scheibe passt einfach alles! Sie enthält kein einziges schwächeres Stück, dafür aber jede Menge potenzieller Lieblingssongs in der Schnittmenge von Rock und Pop, die trotz aller Radio- und Chartstauglichkeit nie platt oder belanglos wirken.
Im Prinzip müssten nur all jene, die INDICA in die Top 20 gehievt haben, jetzt auch "Skintight" kaufen, zumal das Werk der Norwegerin noch stärker ausfällt als das keinesfalls schwache "A way away" aus Finnland.