Little Feat

Waiting For Columbus DeLuxe Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 29.07.2008
Jahr: 1978

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Waiting For Columbus DeLuxe Edition, Warner Brothers/Rhino, 1978/2002
Lowell GeorgeVocals, Guitars, Cowbells, Maracas
Bill PayneVocals, Piano, Electric Piano, Organ
Paul BarrereVocals, Guitars
Kenny GradneyBass
Richie HaywardDrums, Percussion, Vocals
Sam ClaytonCongas, Percussion, Vocals
Guests:
Tower Of Power Horn SectionBrass
Mick TaylorGuitar on "A Apolitical Blues"
Micheal McDonald & Patrick SimmonsBacking Vocals on "Red Streamliner"
Produziert von: Lowell George, George Massenburg, Bill Payne & Paul Barrere, Gary Peterson Länge: 142 Min 09 Sek Medium: CD
CD 1:
01. Join The Band07. Tripe Face Boogie
02. Fat Man In The Bathtub08. Rocket In My Pocket
03. All That You Dream09. Time Loves A Hero
04. Oh, Atlanta10. Day Or Night
05. Old Folks' Boogie11. Mercenary Territory
06. Dixie Chicken12. Spanish Moon
CD 2:
01. Willin'09. On Your Way Down
02. Don't Bogart That Joint10. Walkin All Night
03. A Apolitical Blues11. Cold, Cold, Cold
04. Sailin' Shoes12. Day At The Dog Races
05. Feats Don't Fail Me Now13. Skin It Back
06. One Love Stand14. Red Streamliner
07. Rock And Roll Doctor15. Teenage Nervous Breakdown
08. Skin It Back

Bei Reviews, die speziell für's Time Warp geschrieben werden, passiert es schnell mal, dass einen die Erinnerungen einholen, man darin zu schwelgen beginnt und die selben (schlimm für die Leut', die einfach nur Fakten haben möchten...) in die Rezension einfließen.
Zugegebener Maßen ist der Rezensent für derlei nostalgische Schwärmereien auf besondere Weise geeicht. Vor allem wenn es um die Band geht, die, wie kaum eine andere, sein Leben geprägt und dauerhaft begleitet hat.
Natürlich lebt kein Music-Maniac nur von einer Band. Aber mit zunehmendem Lebensalter kristallisieren sich am Ende oft doch nur ein oder zwei Handvoll davon heraus.
Die, die wirklich wichtig, ja lebenswichtig scheinen. Dass man mit dieser Einstellung schnell in die Ecke der unverbesserlichen Nostalgiker gesteckt wird, ist an sich nicht weiter schlimm, denn hat man den Lebensmittelpunkt mal überschritten, schert einen das progressiv-musikalische, nach vorne schauende Denken mancher Kritiker nicht mehr die Bohne.
All das, was der Zeitgeist heute als gut und wichtig, als innovativ und progressiv preist, muss erst einmal die Reputation erlangen, die des Rezensenten Helden aus den 70ern seit mehr als drei Jahrzehnten genießen.

Nun schlägt das Herz des Erzählers (der den Status des Rezensenten für dieses Mal ablegt) vornehmlich im Takt der südlichen und westlichen US Bundesstaaten (einer krankhaften Krautrock-Manie wollen wir nicht nicht weiter nachgehen)!
Wer also in den Frühsiebziger Jahren groß wurde, wem die ALLMANs und DEADs nicht nur ein Begriff, sondern ein Stück Lebensphilosophie waren, wer die Hoch-Zeit LYNYRD SKYNYRDs, der OUTLAWS oder der MARSHALL TUCKER BAND erleben durfte, wer in der Heavy Rock Sparte noch mit MOUNTAIN oder der JAMES GANG konfrontiert war und wer sich vielleicht noch an den etwas komplizierten Start der EAGLES erinnert, der landet unweigerlich auch bei der Band, die den amerikanischen Traum zwar nicht erfunden, aber doch mehr gelebt und zelebriert hat, als jede andere: LITTLE FEAT!

Eine Band, wie sie eigentlich nur der Herrgott selbst erschaffen konnte. Die aber, zunächst völlig ohne Unterstützung "von oben", nur unter schwierigsten Umständen existieren konnte, sich mit unendlichem Fleiß und bald einzigartigem Können langsam an die Spitze US-amerikanischer Rockmusik spielte und in den Spätsiebziger Jahren letztlich zu einer der einflussreichsten Bands aller Zeiten gezählt werden durfte.

Des Schreiberlings erste Bekanntschaft mit LITTLE FEAT erfolgte durch eines der gelungensten Cover der Musikgeschichte. Mittelpunkt desselben war ein "Wolpertinger" vor einem riesigen Fruchtpudding Namens Hollywood.
Das "Last Record Album" war 1975 mit dem deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet worden und sprang einem, von dem kleinen "Altar", den Montanus für die ausgezeichnete LP errichtet hatte, geradezu ins Auge. Die Scheibe war damals die erste LITTLE FEAT LP des Erzählers und der gesteht offen, dass sie erstmal nur wegen des wunderschönen Covers erworben wurde. Mit den wenigen Kröten, die man seiner Zeit als Lehrling in der Tasche hatte, war ein Kauf nach Cover natürlich enorm risikobelastet. Zudem war das "Last Record Album" sicherlich nicht der einfachste Einstieg in LITTLE FEATs Schaffen.

Aber die Ausgabe eines Teils des sauer verdienten Geldes verpflichtete geradezu, sich auch mit etwas sperrigeren Scheiben intensiver auseinander zu setzen. Mit ZAPPAs "Absolutely Free" und BEEFHEARTs "Mirror Man" im Rücken dauerte der eigene Einstieg bei LITTLE FEAT allenfalls drei bis vier Hördurchgänge. Dann war das Feuer am brennen!
Klar, dass die LPs "Sailin' Shoes" und "Dixie Chicken" umgehend folgten. Bis zum Erscheinungsjahr der "Waiting For Columbus" (1978) war die LITTLE FEAT-Sammlung des Erzählers, inklusive der legendären (und damals schon schwer zu bekommenden) Live-Bootlegs komplett.

Sagte ich gerade "Live..."?!
Na das is mir ja 'ne gute Idee...
...kommen wir endlich mal zur Sache!
"Live" schienen die FEATs (man wusste das ja nur vom hörensagen) eine Bank zu sein, denn was die frühen Live-Boots, wie "Aurora Backseat" und "Electrif Lycanthrope" für ein Lüftchen aus den Boxen wehen ließen, war schlichtweg der Hammer! Natürlich war deren Qualität, obwohl mit Wissen der Band mitgeschnitten, nicht ganz mit der einer "Live Dead" oder "Made In Japan" zu vergleichen. Dafür brachten diese Boots aber eine Stimmung und Spielfreude 'rüber, die manch anderen, hoch gelobten Live-Act jener Zeit alt aussahen ließen. (An dieser Stelle verweise ich immer gern auf das witzige 1973er Jam-Take Eldorado Slim, dass leider nie einen offiziellen Zugang innerhalb des LITTLE FEAT Live-Repertoires erfuhr, aber von einer Spielfreude geprägt war, die, so bekifft, nur ganz wenige Bands an den Tag legen konnten).
Insgesamt muss man natürlich sagen, dass, ausgelöst durch das Woodstock Festival, damals die Zeit der wirklich großen Live-Aufnahmen angebrochen war und mit "Live At Fillmore East" (ABB), "Live At Leeds" (Who), der "Made In Japan" von DEEP PURPLE, später natürlich auch mit "One More From The Road" und "Frampton Comes Alive" wahre Meilensteine entstanden, die selbst heute noch ihresgleichen suchen.
Die Feat Heads warteten, vor allem mit dem Erscheinen von LYN SKYNs "One More From The Road" (die damals so gut wie alles, was an Live-Aufnahmen auf dem Markt war, qualitativ toppte) sehnlichst auf ein mindestens genauso großartiges Live-Album.
Und sie mussten sich nicht mehr lange gedulden. Noch 1977 war, trotz eines leichten Durchhängers des Feat-Admirals LOWELL GEORGE (Hepatitis, Drogenentzug), absehbar, dass LITTLE FEAT ein offizielles Live-Album einspielen würden. Für viele war damit klar (oder war vielleicht nur der Wunsch Vater des Gedanken...?), dass da was wirklich "Großes" kommen würde, ja kommen musste!
Andererseits konnte sich nach LYNYRD SKYNYRDs "One More From The Road" kaum jemand ein Live-Album vorstellen, dass dessen Status erreichen konnte.

Mit der 1978 erschienenen "Waiting For Columbus" wurden alle eines besseren belehrt! Was Lowell George, Bill Payne, Paul Barrere und die Rhythmus-Abteilung unter Richie Hayward, Kenny Gradney und Sam Clayton hier auf- bzw. abzogen war schlichtweg nicht in Worte zu fassen! Es war unglaublich!

Ich bin überzeugt davon, dass selbst die Leute des damaligen, ambitionierten Musikblätterwaldes (den "Rolling Stone" ausgenommen, die haben's bis heute nicht gerafft), die LITTLE FEAT schon sehr früh zu ihren favorisierten Bands erklärten, Bauklötze staunten. Bei vielen wankte auf einmal die Rangfolge ihrer Lieblings-Alben beträchtlich! Da nimmt sich der Rezensent (der ja hier nur Erzähler sein wollte) nicht aus.
-Und je öfter man diese lebendigste und wärmste aller Live-Aufnahmen hörte, umso mehr festigte sie schon damals ihren Spitzenplatz!

Seit dieser Zeit ist es undenkbar, dass es noch besser gehen könnte.
Aber, es geht! Denn das remasterte DeLuxe-Album setzt dem Projekt "Waiting For Columbus" eine Krone auf und verleiht ihm Zepter und Reichsapfel! Die technische Überarbeitung der Mutterbänder ist mehr als nur gelungen. Sie ist perfekt. So perfekt, dass einem regelrecht der Atem stockt!
Die beiden Silberlinge sind mit einer Brillanz und einem dermaßen imposanten Sound versehen, dass jedem Feat Head die Tränen in den Augen stehen. Was war das für eine Band! Was war das für ein brillantes Slide-Gitarrenspiel! Was war das für eine Stimme! Was war das für eine Spielfreude, was für eine Rhythmik, was für eine Präzision...!
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
Bei jedem mal Hören fasziniert die saubere und glasklare Produktion, die wirklich jeden Hauch von einem Ton preisgibt, aufs Neue. Jedes Glöckchen, jeder noch so dezent gesetzte Schlag an die Cowbells, jeder noch so leicht über die Zimbeln gestrichene Ton: Alles drauf! Ein völlig neuer, absolut phänomenaler Hörgenuss!
Man höre sich nur mal George's erstklassiges Slide-Spiel bei den "Sailin' Shoes" an. Der Sockett direkt an den Tonabnehmern. Völlig irre, denn höhere Töne gehen definitiv nicht mehr! -Und dann hielt der diesen Ton zwanzig Sekunden lang, setzte, so ganz nebenbei, mit dem Gesang ein und zog das Tune dann gaaanz langsam hoch...!
Sensationell!!! -Anders kann man das nicht beschreiben! (Die Slide vom "Admiral" ist übrigens am rechten Kanal zu hören. Nur als kleiner Hinweis, weil auch Barrere und MICK TAYLOR als Gast, ab und zu "sliden".) Durch kleinere Veränderungen in der Titelfolge wirkt die "Waiting For Columbus DeLuxe Edition" in sich stimmiger und ist zudem mit allen, damals (im Washingtoner Lisner Auditorium und dem Londoner Rainbow Theatre) aufgezeichneten Tracks versehen. Ebenfalls eine Erwähnung wert ist das liebevoll aufgemachte, ausführliche Booklet der DoCD.

Diese DeLuxe-Version der "Waiting For Columbus" ist, ohne Übertreibung, absolut beeindruckend. Beeindruckender als das meiste, was LITTLE FEAT aufnahmen!
-Ja beeindruckender, als alles was überhaupt je aufgenommen wurde!
Die Scheibe war, egal ob in Vinyl oder als Silberling, immer ein Meisterwerk.
In dieser DeLuxe-Ausgabe ist sie ein Monument!
Ein Monument, dass mehr als alle anderen FEAT Scheiben eine absolute Freude an amerikanischer Rockmusik hervorruft. Ein Monument, dass jeden, der auch nur ein bisschen Verständnis für Rockmusik hat, nicht stillsitzen lässt und jeden Freund der Band mit einer absoluten Genugtuung und Befriedigung vor den Boxen zurück lässt.
Gleichzeitig wird sich aber, trotz aller Brillanz der beiden CDs ein wahres Jammertal auftun, denn LOWELL GEORGEs viel zu früher Tod schmerzt hier natürlich umso mehr.
Mensch, was hatte dieser Mann für ein Potential!
Keiner (und da bin ich überzeugt von) hätte wohl eine größere Freude an dieser DeLuxe-Ausgabe der "Waiting For Columbus" als er, der ständig versuchte noch ein Quäntchen mehr aus jedem Song heraus zu holen.
-Und irgendwie kommt beim Hören dieser CDs das ganz manifeste Gefühl auf, dass der gute alte Admiral Lauell Krapfen mit seinem verschmitzten Lächeln und glänzenden Augen vom Himmel herunter guckt, die dicken Daumen hinter den Trägern der Latzhose, und sich nochmal tierisch über diesen Geniestreich freut...!

"Waiting For Columbus" ist in dieser Version das wohl beste Live-Album aller Zeiten und wird es wohl, die Zeit der großen Live-Aufnahmen ist vorbei, für immer bleiben. Dafür kann man LITTLE FEAT und den Tontechnikern, die für dieses herausragende Remastering stehen nicht genug danken!
Ein ganz besonderer Dank geht aber an den Mann in der Latzhose, der für viele dieser, hier zu hörenden, Songperlen steht. "Waiting For Columbus" ist dessen Vermächtnis (obwohl ich die Leistung der anderen Bandmitglieder keinesfalls schmälern möchte) an seine Fans und an all die Menschen, die Rockmusik lieben und "leben".

Und allein damit bleibt LOWELL GEORGE für immer und unvergessen in unseren Herzen.

Gonna write a letter
Gonna send it away
Put all the trouble in it
That you had today

R.I.P

Christian "Grisu" Gerecht, 29.07.2008

 

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