11. Juni 2005, NL-Lichtenvoorde, De Schans
FESTIVAL PROGRAMM
Rock Garden (Main Stage) Rock Palace (Zelt)
14.00 - 15.00 LITTLE RIVER BAND 13.00 - 14.00 THUNDER
16.00 - 17.00 STYX 15.00 - 16.00 GLENN HUGHES
18.00 - 19.00 KANSAS 17.00 - 18.00 SURVIVOR
20.00 - 21.00 CROSBY, STILLS & NASH 19.00 - 20.00 LOU GRAMM - The Voice of FOREIGNER
22.00 - 23.45 MEAT LOAF 21.00 - 22.00 DREAM THEATER

Das dritte ARROW ROCK FESTIVAL liegt nun auch schon wieder hinter uns. Zur diesjährigen Veranstaltung zog es nicht nur wie zuvor mich und Ehefrau Bea über die nahe Grenze sondern auch Kumpel Chris Aderholz und dessen Freundin Fulya die ursprünglich zur KANSAS/STYX-Tour fahren wollten und letztendlich (vielleicht) auch aufgrund unserer positiven Erzählungen den Auftrittsort Lichtenvoorde vorzogen. Da im Gegensatz zu den beiden vorherigen Jahren kein weiterer Hooked on Music Mitarbeiter am Start war, gibt zwecks Verhinderung einseitiger Berichterstattung Bea zuweilen ihren Senf dazu und Kommentare der beiden anderen sind hier und da kursiv eingestreut.

Nachdem im Vorjahr die ursprünglich vorgesehenen drei Tage zu einer zweitägigen Wochenendveranstaltung (plus einem Event am Freitagabend mit u.a. MONTROSE) schmolzen, war in diesem Jahr von Anfang an nur der Samstag als Festivaltag eingeplant. Freitags gab's für die bereits angereisten Camper Auftritte von THE SWEET und HANOI ROCKS.
Das Line-Up litt 2005 unter dem Fehlen mindestens noch eines zugkräftigen Headliners, was sich auch deutlich am Publikumszuspruch bemerkbar machte. Ich hatte jedenfalls im hinteren Bereich des Geländes nicht so große Lücken in Erinnerung, obwohl das Festivalgelände dieses mal sogar kleiner war.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Trotzdem lag die Resonanz am Samstag, den 11. Juni des bald schon wieder halb abgelaufenen Jahres noch erstaunlich hoch. Das ARROW ROCK FESTIVAL lebt halt nicht ausschließlich von großen Namen sondern auch von seinem Flair und der dort noch zu erlebenden Atmosphäre längst vergangener Rock-Tage. Dass Leute jenseits der Vierzig noch hinter dem Ofen hervorzulocken sind, wird dort seit drei Jahren erfolgreich vorgeführt. Trotzdem sind es nicht nur der "Spirit of the Seventies" und längst vergangene "Woodstock-Zeiten", der Mief des Ewig-Gestrigen wird geschickt durch "neuere" Acts wie DREAM THEATER weggeblasen. Jüngere Semester, die mit Nu Metal, Rap, Hip Hop und dem heutigen Top-50-Gedudel wenig bis gar nichts anzufangen wissen, sind dort ebenso vertreten wie Alt-Hippies deren Gesichter teilweise Bände sprechen.

Organisatorisch gab es wiederum nichts zu bemängeln. Hervorragend durchorganisiertes Festivalgelände, ein Riesenaufgebot an freundlichen Ordner/innen, saubere sanitäre Anlagen (bis zum Festivalende hin wohlgemerkt) und ausreichend gut zu erreichende Parkplätze haben sich anscheinend bis ins angrenzende Ex-Germoney herumgesprochen und dafür gesorgt, dass weiße Nummernschilder in diesem Jahr häufiger als zuvor vertreten waren. Und wem die Fressalien zu kostenintensiv erscheinen, kann sich ja die "Dubbels" oder was auch immer daheim mit Frikos oder Käse belegen. Frikandeln aus dem Käseland sind ohnehin nicht unbedingt schmack- bzw. nahrhafter, dafür umso einiges teurer. Zumindest, wenn man sie für die obligatorische Festivalwährung, den Munten (Stück 1 Euro), ersteht. Eine mickrige Tüte "Patat" (Pommes Fritz) für drei Euro-Pesos ist schon gesalzen, da nutzt es auch nix, dass "rot/weiß" auf Wunsch umsonst dazu gereicht wird.
Flüssignahrung sprich Tütenwein (ich weiß, lt. Bea kommt so was höchstens in die Sauce) oder gar Gerstensaftkaltschale in handlichen Plastikfläschchen darf nicht mit auf's Gelände gebracht werden, "Grolsch" ist Pflichtprogramm. Für meinen Geschmack nicht so wässrig wie Heineken, aber bei umgerechnet vier ehemaligen Deutschmark für einen nicht mal vollen Becher denkt man über eine intravenöse Einführung der Promillegetränke nach. Wer's gesund mag, wie zum Beispiel frisch gepressten Fruchtsaft, zahlt drei "Munten", Cola und Koffie gibt's für einen "Arrow-Taler" weniger. Die sich aufdrängende Vermutung, den doch recht (für heutige Verhältnisse) akzeptablen Eintrittspreis so wieder aufzustocken, lässt sich nicht so leicht aus der Welt weisen.

Hier meldet sich Bea zu Wort. (... ist doch überall so, auch wenn der Eintritt schon teuer war ...)

Genug der Grundnahrungsmittel (... die Fressalienbeschreibung ist ja jetzt schon fast hobbitmäßig ausführlich...). Zusätzlich zu den "Fresszeltchen" war auf dem Gelände wieder ein kleiner Marktbereich abgeteilt. Anders als beim Catering konnte man seine schwerverdiente Kohle in Euros an einem der zahlreichen Verkaufsstände loswerden. Schmuck, T-Shirts und selbstverfreilich Tonträger en masse bieten da ausreichende Möglichkeiten. (... typisch Jürgen. Da waren nicht einfach nur T-Shirts sondern schöne und ausgefallene textile Ausstattungen jeglicher Couleur von Batiklook bis Lederhose...)

Konnten mich 2004 die vielen "großen" Namen schon lange vorab zum Kauf eines Tickets bewegen, so musste in diesem Jahr doch schon das Festival als Ganzes als Besuchsgrund herhalten. Die Hard'n'Heavy-Abteilung wurde diesmal doch arg vernachlässigt, der Schwerpunkt lag bei der dritten Auflage des ARROW ROCK FESTIVALS auf den eher "gemäßigteren" Acts. Was erschwerend hinzu kam war zudem das Fehlen einer sogenannten Top-Band. Nichts gegen MEAT LOAF, aber ein Mann, der vor einigen Jahren seine angeblich letzte Tour absolviert und in seiner Karriere bei weitem nicht so viele Highlights wie beispielsweise DEEP PURPLE (Headliner 2003) aufweisen kann, als Höhepunkt des Tages? Zu MEAT LOAF später noch einige Worte mehr, welche die von Beginn an existierenden Zweifel leider bestätigen.

Der Eindruck, es mit einigen "Füllern" zu tun zu haben, bewog sicherlich den einen oder anderen, in diesem Jahr in seinem Wigwam zu verharren anstatt sich dem abwechselnd regnerischen/sonnigen Wetter auszusetzen. Wenn Lou Gramm als "The Voice Of Foreigner" angekündigt wird, ja warum treten dann nicht gleich FOREIGNER auf?
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Mr. Gramm hat wohl auch aufgrund seiner überstandenen schweren Kopfoperation längst nicht mehr die Klasse alter Tage und wäre in einem kleinen Club, ebenso wie Schreihals Glenn Hughes (also ährlich, bei dem Getöne aus'm Zelt zog's mich doch eher Richtung "Rock Garden", will sagen große Bühne) besser aufgehoben, als in einem paar-tausend-Mann-Zelt ("Rock Palace").

Survivor Kumpel Christian wusste von SURVIVOR auch nix Überzeugendes zu berichten, für mich waren die eh immer nur Eye Of The Tiger und Burning Heart. Jimi Jamison hat als Sänger mit den vollkommen unterbewerteten COBRA 1983 ein famoses Mainstream-Album ("First Strike") hingelegt, das ich glatt als Nachfolger von FOREIGNER's Mega-Hit "4" hätte durchgehen lassen, aber zur Soundtrackband von "Rocky" war der Weg wahrscheinlich mit mehr Dollars gepflastert.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Chris hat die beiden Hits allerdings nicht erlebt, da er vorzeitig das Weite suchte. Darbietung und Sound fanden vor seinen Augen/Ohren keine große Gnade. Ob er seitdem daheim seinen SURVIVOR-Sampler aufgelegt hat wage ich zu bezweifeln.
Unbegreiflich, warum zum Beispiel nicht die Schweizer GOTTHARD verpflichtet wurden. Die Eidgenossen haben zwar erst 1992 ihr Debut veröffentlicht, jedoch ist das immerhin auch schon dreizehn Jährchen her und zudem haben sie mit "Lipservice" einen neuen Knaller am Start.

Survivor im Hooked on Music

Thunder Wie in den beiden Jahren zuvor, beschlossen wir (meine bessere Hälfte und myself), uns mehr im Freien aufzuhalten. Ich halte nicht viel davon, von einer Bühne zur anderen zu rennen, besser ist es sich gezielt einige Acts herauszusuchen. Der Genußfaktor erscheint mir so um einiges höher. So mussten u.a. THUNDER dran glauben, da uns der Genuß eines ausgiebigen Frühstücks doch relativ wichtig erschien, was letztendlich dazu führte, dass die Briten bereits spielten als wir eintrudelten. So richtig volle war's eh noch nicht, viele Besucher trudelten noch ein ganzes Weilchen nach uns ein. Einige Kollegen haben sich ja bezüglich der Hardrocker um Sänger Danny Bowles und Gitarrist Luke Morley zuletzt recht positiv geäußert, was an anderer Stelle nachzulesen ist.
An dieser Stelle fängt das Dilemma mit der teils etwas unglücklichen Besetzung des diesjährigen Festivals bereits an. Es wäre wirklich mal was gewesen, hätten statt Lou Gramm oder Glenn Hughes die Epic-Rocker MAGNUM gespielt, welche im Vorjahr ein respektables Album ("Brand New Morning") veröffentlicht haben... mit THUNDER-Drummer Harry James an den Fellen. So hätte das Ganze ein wenig mehr Event-Feeling erhalten, als eine (im Zelt) Zusammenstellung mit dem Gefühl von Halbherzigkeit.

Thunder im Hooked on Music

Little River Band Pünktlich wie die Maurer begann um 14.00 Uhr die LITTLE RIVER BAND mit ihrem Auftritt. Ich muß gestehen, wie bei nahezu allen in diesem Jahr vertretenen Künstlern kein ausgesprochener Fan dieser Band zu sein, sondern eher ein interessierter Konzertbesucher. Die im Programmheft als "EAGLES von Australien" bezeichnete Band lieferte eine technisch perfekte Darbietung ab. Die EAGLES habe ich allerdings in besserer Erinnerung... da blieb nämlich etwas hängen, während im Gegensatz dazu die Aussies in Belanglosigkeiten versinken. Kaum einmal eingängige Hooklines, statt dessen gepflegte Langeweile. Mehrstimmige Vocals, teils ansprechende doppelte Gitarrensoli... aber das reicht eben nicht um so etwas wie Schwung in die Bude oder auf die große Wiese vor der hohen Bühne zu bringen.
(... eine hohe und große Bühne hat neben den ganzen Vorteilen allerdings eben den Nachteil, dass es eine Barriere zwischen Musikern und Publikum sein kann. Da muß man als Band schon was bringen...)
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Nicht jeder eignet sich zum Showman, jedoch läßt es sich nicht von der Hand weisen, dass gerade bei einer solch großen Veranstaltung eine gewisse Ausstrahlung vorteilhaft ist. Outfitmäßig wie Versicherungsvertreter im gepflegten Freizeitlook und saubere aber wenig mitreißende Arrangements, so kommt man über ein phasenweise unterdrücktes Gähnen und Höflichkeitsapplaus nicht hinaus. (... es lag nicht nur an der Kleidung. Die schienen mit den Dimensionen des Festivals überfordert. Die Musik war doch ganz ok...)

Little River Band im Hooked on Music

Styx Der erste Regenschauer begann pünktlich zur Pause und endete glücklicherweise als STYX mit ihrem Gig loslegten. Und zwar wie die Feuerwehr, mit Blue Collar Man in einer erheblich heftigeren Version als auf dem jüngst veröffentlichten famosen Cover-Album "Big Bang Theory". Der Sound war, wie auch schon vorher bei der LITTLE RIVER BAND, in Ordnung (was im Vorjahr nicht immer der Fall war, dieses Mal sollten auch die Acts im weiteren Verlauf der Veranstaltung die Lauscher mit ansprechenden Tönen verwöhnen), allerdings ging die Dezibelzahl weiter nach oben. Boxentürme, ein sich drehendes Keyboard, auffallend gekleidete Musiker, allerhand Herumgerenne bzw. -turne und nicht zu gekünstelt wirkendes Posing, jau so stell ich mir eine klasse Show an solch einem Tag vor. Und da taten STYX so einiges, um einen hervorragenden Eindruck zu hinterlassen. Fette Gitarren, knackige Soli, astreiner, phasenweise © http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen mehrstimmiger Gesang mit wechselnden Lead-Vocals (... und wieder längere Haare...), da birst die Show regelrecht vor Abwechslung. Bei einigen Songs spielte man gar mit drei Gitarren, wenn Bassist Ricky Philips zur Sechssaitigen wechselte, um seinen Platz dem ehemaligen Tieftöner Chuck Panozzo zu überlassen.

Die U.S.-Pomp-Rocker haben bereits 1972 ihr erstes Album abgeliefert, von Altherren-Rock jedoch keine Spur. Herausragend besonders Tommy Shaw, der 1976 zur Band stieß und zwischenzeitlich Anfang der Neunziger besonders jenseits des Atlantiks mit den DAMN YANKEES (u.a. Ted Nugent und Jack Blades) große Erfolge feiern konnte und 1995 gemeinsam mit ex-DAMN YANKEES-Kumpel Blades (in den Achtzigern Sänger/Bassist bei NIGHT RANGER) ein beachtliches Singer-/Songwriter-Album ("Hallucination") veröffentlichte. Egal ob Lead- oder Backingvocals, Solo- oder Rhythmusgitarre und zuweilen als Publikumsanheizer, der kleingewachsene mit langen blonden Haaren über die Bühne rockende und mächtig posende Mann war für mich nicht nur wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen sondern frisch wie der zu Ende gehende Frühling.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen STYX, die sich vor einigen Jahren wieder zusammentaten, spielen zwar nicht mehr im Original-Line-Up, jedoch ist mit Leadgitarrist James Young nach wie vor ein Ur-Mitglied am Ball, dem man ebenfalls die vielen Jahre on the road nicht anmerkt. Den Platz des langjährigen Keyboarders Dennis De Young nimmt mittlerweile Lawrence Gowan ein, der einen Showman par excellence verkörpert. Gemeinsam mit Shaw ist er nahezu für sämtliche Leadvocals zuständig, James Young doch eher raues Organ beschränkt sich zumeist auf die Backings und taugt wohl nur für heftigeres Material, während die ausgefeilten, melodischen Passagen ganz das Betätigungsfeld des Duos Shaw/Gowan bleiben. Ist der kleine blonde Gitarrist schon viel unterwegs, so übertrifft ihn der manchmal an Steven Tyler erinnernde Keyboarder diesbezüglich noch um einiges. Sich mitsamt seinem Keyboard drehend, auf ihm herumkletternd, mit dem Rücken zur Tastatur heftige Klänge herausholend, von einer Bühnenecke zur anderen springend, dem Schlagzeuger aushelfend, der Mann sorgt für Bewegung. Seine kräftigen teils leicht kratzigen Vocals, im Gegensatz zu Shaws eher hellen Stimme, bilden einen Kontrast der jeden Song zu einem Highlight werden lässt.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Ein Höhepunkt sicherlich, das nicht einfach zu bewältigende BEATLES-Stück I Am The Walrus, das Gowan mit Shaw und Young an den Backings zu einem Erlebnis werden ließ. Ein Feeling von Gänsehaut stellte sich bei der superben Interpretation des Klassikers ein, dem man mit einer stimmlichen Höchstleistung neues Leben einhauchte. Leider wurde mein Favorit Talkin' About The Good Times vom starken letzten Album nicht dargeboten, mit I Don't Need No Doctor gab es allerdings einen heftigen HUMBLE PIE-Rocker um die Ohren.
Ich trau mich das ja kaum zu schreiben, doch mit Boat On the River hätten sie nicht nur mir eine Freude gemacht. Die Betonung lag allerdings eindeutig auf Rock'n'Roll, und so muß ich vielleicht warten, bis ich die Band vielleicht noch einmal mit einer kompletten Show erleben darf. Eine fröhliche Sommer-Atmosphäre (wenn auch noch Frühling ist...) verbreitend, Frisbee-Scheiben ins Publikum werfend und große Bade-Wasserbälle (fehlte nur noch der Swimming-Pool) in die Meute vor der Bühne schießend, verabschiedete sich die Band mit einer kurzen Zugabe viel zu früh. Unterhaltung vom Feinsten! (... ja, genau!!)

Styx im Hooked on Music

Kansas An KANSAS scheiden sich die Geister, das ließ sich nicht nur in unserer kleinen Gruppe feststellen, sondern auch an den Reaktionen der übrigen Besucher festmachen. Während Christian und Freundin Fulya sichtlich Gefallen an der Darbietung fanden, schien mir Bea eher wenig begeistert und ich selber konnte zwar einigen Passagen Positives abgewinnen, während vieles schlicht und einfach an mir vorbeiging bzw. -klang. Die übrige Besucherschar schien teils recht begeistert, doch ein großer Teil benutzte den Gig eher um Grolsch nachzutanken bzw. den Tank leer zu machen. Na ja, die sanitären Anlagen waren ja auch ein freudiges Erlebnis, weil immer sauber.
(... auf jeden Fall besser als KANSAS. Wer die Songs kannte hat sie vielleicht wieder erkannt. Hörte sich an wie eine unkoordinierte Jam-Session mit völlig atonalem "Geschrei"-Gesang. Von der Instrumentierung her ist es eine interessante Zusammenstellung, aber hat leider nicht geklappt...)
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Back to the music. KANSAS, im Programmheft als einer der beeindruckensten symphonischen Rock-Acts gepriesen, ließen für meinen Geschmack zumindest stellenweise ein präzises Zusammenspiel vermissen. Mir ist die hochgelobte DVD "Device-Voice-Drum" unbekannt, livehaftig konnte mich die Band nur phasenweise beeindrucken. Sänger/Keyboarder Steve Walsh lag mehr als einmal völlig neben der Vocalspur, die Passagen gemeinsam mit Geiger/Vocalist Robby Steinhardt rissen das nur bedingt heraus.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Von der Ausstrahlung will ich gar nicht erst reden, Walsh im Bühnenarbeiter-Outfit und ein kurzer Auftritt eines Gastmusikers (im roten Kittel und gelber Kappe) an Bongos und Tambourin fielen doch schon gegen den Rest der Schwarzgekleideten auf (und ab!!). Klar, AC/DC treten auch nur in Jeans und T-Shirts auf (bis auf den kleinen Mann in der Schuluniform), aber das ist halt eine andere "Rock-Liga".
Wie bereits erwähnt, ich bin kein Insider der Musik von KANSAS und mit ihren Songs kaum vertraut, jedoch hatte ich wiederholt den Eindruck, dass man nach kompakten Anfängen und zwischenzeitlichen Ausflügen in komplexere Gefilde, zum Songende nicht mehr zusammenfand und nur noch gegeneinander spielte.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Wie STYX beendeten KANSAS bereits nach ca. 50 Minuten ihren Set, um dann noch einmal eine kleine Zugabe zu geben um auf die zugestandene eine Stunde Spielzeit zu kommen. Dust In The Wind und Carry On My Wayward Son konnten allerdings einen insgesamt mittelmäßigen Gig auch nicht mehr zu einer Spitzenshow machen. (... aber die Zugabe war schon so gut, dass sie einiges wieder 'rausgerissen hat...) Beide Titel litten zudem unter den Vocals Steve Walshs, auch wenn es eine Freude ist, solche Klassiker überhaupt einmal live erleben zu dürfen.

Kansas im Hooked on Music

CROSBY, STILLS & NASH CROSBY, STILLS & NASH genießen einen legendären Ruf und sind zudem sehr seltene Gäste auf dem alten Kontinent. Von daher war ich schon ziemlich gespannt darauf, was sich mir bieten würde. So genannte Supergruppen halten nicht immer das was sich der Fan verspricht und erhofft, die Rock-Geschichte bietet einen großen Fundus an missratenen Alben und Auftritten.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Der Kalifornier David Crosby (ex-BYRDS), der Texaner Stephen Stills (ex-BUFFALO SPRINGFIELD) und der Brite (ex-HOLLIES), immer wieder zwischendurch mit Neil Young kooperierend, waren schon in Woodstock dabei und mögen optisch ziemlich in die Jahre gekommen sein, ihr Zusammenspiel entpuppte sich jedoch als faszinierend. Vertreter des Hauruck-Sounds kamen hier sicherlich nicht auf ihre Kosten, tolerantere Musikinteressierte, und Fans sowieso, konnten sich allerdings glücklich schätzen, diese Spitzenmusiker auf der Bühne erleben zu dürfen.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Locker, flockig, relaxt wurden die Songs wie Asse aus dem Ärmel geschüttelt und mit einem absolut präzisem Zusammenspiel dargeboten - oder noch besser: aufgeführt. Stills haute die Soli nur so heraus und die vielgepriesenen Vocals der Band (oder Musikergemeinschaft) überzeugten absolut. Ich erinnere mich, in den Siebzigern auf allen möglichen Samplern Marrakesh Express gehört zu haben. Jetzt auch endlich live und ohne doppelten Boden und mehr als überzeugend!
Eine perfekt aufeinander eingespielte Begleitband rundete den mehr als positiven Eindruck ab. CROSBY, STILLS & NASH sind eine Legende, die diese Bezeichnung wahrlich verdient!
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Das war wirklich ein Erlebnis! Old-fashioned Musik vom Allerfeinsten. Da stimmte alles, super Gitarrensound und absolut perfekte Vocals in professioneller Darbietung, tja eben echte Legenden. Das riss mit, was man ganz gut daran merkt, dass... schwupps... die Zeit um war. Ich hätte noch länger zuhören können)

Crosby, Stills & Nash im Hooked on Music

Dream Theater Chris und Fulya waren bereits ins Zelt (Rock Palace) abgewandert, um DREAM THEATER zu erleben. Nach 'ner Tüte "Patat" zog es Bea und mich dann auch ins randvolle Oval und wir glaubten unseren Ohren nicht zu trauen.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Phänomenaler Sound und eine unglaublich perfekt agierende Band haute uns ihre komplexen Songs nur so um die Ohren. Die Meute vor der Bühne feierte die Jungs in einer bis dato an diesem Tage noch nicht erlebten Stimmung ab - und man konnte sich ihr nicht entziehen. Mit dem Songmaterial nicht vertraut, traf uns glatt der sprichwörtliche Hammer.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Für uns beide die beste Band des diesjährigen ARROW ROCK FESTIVAL. Die beiden Weggefährten trafen wir im Verlauf der MEAT LOAF-Show wieder, und auch deren Daumen zeigte bezüglich DREAM THEATER steil nach oben.
Das war für mich das Highlight des Tages. Eigentlich sind wir ja in das Zelt gegangen, um die Pause zu füllen, aber schon beim Näherkommen nahm die Musik mich gefangen. Das ging richtig ab, das war lebendig.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Da kann man nicht nur vom Glanz vergangener Tage sprechen, die glänzen immer noch. Harter Sound, geniale Gitarre, super Vocals, fantastische Lightshow, musikalisch ausgefeilte Songs im perfekten Zusammenspiel. Insgesamt mitreißende, professionelle Superklasse. Mit der Meinung standen wir nicht alleine, das Zelt hat getobt.)

Dream Theater im Hooked on Music

Meat Loaf Marvin Lee Aday, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr, als er einen Zusammenprall mit seinem damaligen Football-Trainer hatte, MEAT LOAF genannt wird, brachte meines Wissens bereits vor ein paar Jahren seine Abschiedstournee hinter sich. Seine wechselhafte Karriere hatte neben Höhen wie dem Siebziger-Klassiker "Bat Out Of Hell" oder in den Neunzigern I'd Do Anything For Love auch einige Tiefschläge zu verzeichnen. In der zweiten Hälfte der Achtziger, als es für ihn nicht zum Besten stand, erlebte ich ihn auf einem Festival in der Nähe des westfälischen Paderborn (u.a. mit BLUE ÖYSTER CULT und STATUS QUO) in stimmlich blendender Verfassung.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Das war 1987, mittlerweile schreiben wir das Jahr 2005 und Mr. Aday ist offiziell 57 Jahre alt. Es gibt viele Beispiele von Sängern, deren Stimme mit dem Alter wie der Wein immer besser wird, ein Exempel für Gegenteiliges lieferte leider ausgerechnet der Headliner des Tages ab.

© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Dabei waren die Voraussetzungen optimal. Eine starke Begleitband, die einen relativ heftigen Sound ablieferte, zwei Background-Sängerinnen die nicht nur durch ihre Optik glänzten(schnuckelige Verpackung, hähä...), sondern auch bestens bei Stimme waren, opulent (mit Treppen etc.) ausgestattete Bühne, guter Sound, große Lichtanlage, Publikum bei guter Laune... was will man mehr? Natürlich einen Hauptdarsteller, der seine Rolle auch ausfüllen kann.
Und da lag der berühmte Hase im Pfeffer. So lange MEAT LOAF durch seine Mitstreiter/innen instrumental/vocalistisch durch die Songs "getragen" wurde, gab es nichts zu mäkeln. You Took The Words Right Out Of My Mouth ließ bei mir jedoch die Spucke wegbleiben. Erst dachte ich, die Stimme des gar nicht mehr so dicken MEAT LOAF hätte versagt, doch kurz darauf mußte ich leider feststellen, dass der Mann wirklich nicht besser konnte.
© http://www.arrowclassicrockfestival.nl/ Foto von Paul Bergen Paradise By The Dashboard Light schien ihn noch einmal zu beflügeln, das Duett mit der dunkelhaarigen Sängerin (die Blondine musste leider oben auf der Treppe bleiben) ließ ihn noch einmal aufleben und seine Sangesleistung in den akzeptablen Bereich klettern. Der Absturz folgte prompt, bereits erwähnter Hit I'd Do Anything ... naja.
Das hörte sich so jämmerlich an, dass einem gerade zu dem Text schon zotige Gedanken kommen.)
So ist das eben mit den Legenden, nicht immer treten die Erwartungen ein. Nicht nur unser germanischer Viererpack entschloss sich deswegen zu einem vorzeitigen Aufbruch. Schade für die guten Begleitmusiker/innen, was zu einer guten Show mit Musical- oder Revuecharakter hätte werden können, scheiterte letztendlich am Hauptakteur.

Meat Loaf im Hooked on Music

Am Rande erwähnenswert sicherlich auch das "Lichtenvoorder Bierrutschen". Man nehme eine lange Plane oder stelle mehrere Tische hintereinander, ordere einige Tabletts Bier und gieße dieses auf die vorbereiteten Sportgeräte. Danach entledige man sich dem Großteil seiner Kleidung, egal bei welchen Temperaturen. Danach nehme man Anlauf und rutsche auf dem (Bier-)Bauch so weit als möglich. Publikum und viele Fotos sind garantiert. (... und das bei circa 13 Grad Celsius, nur die Harten kommen in den Garten...)

Für das Jahr 2006 hätte der Veranstalter gerne Künstler wie JOURNEY, AEROSMITH, Roger Waters, Ted Nugent oder Bob Seger auf der Bühne stehen. Ob eine Verpflichtung möglich ist, hängt bekanntlich von vielen Faktoren, wie Studioaufnahmen, Tourplänen oder schlicht und einfach der (wahrscheinlichen) Unlust speziell einiger Amerikaner (Ted Nugent, Bob Seger) nach Europa zu kommen ab.
Dem Herrn Nugent stelle man doch ein paar "Möpse"-schwingende Models auf die Bühne, dann kommt der schon. Für den Musikgenuß würd' es sich lohnen.
Wünschen wir den niederländischen Gastgebern ein glückliches Händchen bei der Verpflichtung der Acts für das kommende Jahr. Etwas hochkalibriger als in diesem Jahr darf es gerne sein.

[Very special thanx an Janis van Lokven und alle bei Arrow und Mojo, die uns wie jedes Jahr wieder super supported haben. Die Red.]

Jürgen & Bea Ruland, 11.06.2005

 

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