Leslie West Still Climbing, Provogue, 2013 |
Leslie West | Vocals, Guitar | |||
Larry West | Bass | |||
Mark Tremonti | Guitar on Dying Since The Day I Was Born | |||
Johnny Winter | Vocals, Guitar on Busted, Disgusted Or Dead | |||
Dee Snider | Vocals on Feeling Good | |||
Jonny Lang | Vocals, Guitar on When A Man Loves A Woman | |||
Dylan Rose | Guitar on Don't Ever Let Me Go | |||
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01. Dying Since The Day I Was Born | 07. Hatfield Or McCoy | |||
02. Busted, Disgusted Or Dead | 08. When A Man Loves A Woman | |||
03. Fade Into You | 09. Long Red | |||
04. Not Over You At All | 10. Don't Ever Let Me Go | |||
05. Tales Of Woe | 11. Rev Jones Time (Somewhere Over The Rainbow) | |||
06. Feeling Good | ||||
Er ist also immer noch am klettern, wie uns der Albumtitel suggerieren will. Ja, wo will er denn hin? Nicht mehr im Komplettbesitz aller Gliedmaßen wird das ohnehin schwer und da wird auch das leicht kitschige Spätsiebzigerjahre-Cover (Rakete mit Peace-Zeichen drauf?) seines neuen Albums ihm keine Flügel verleihen. Aber keine Sorge: Leslie West will ja gar nicht so weit weg, sondern sich da bewegen, wo er sich heimisch ist. Und das ist der Blues Rock in einer weniger oder mehr Heavy-Ausrichtung. Das was auf seinem vorherigen Album angesagt war und zeitlebens gegolten hat, ist auch hier angesagt: Deftiger Blues Rock. Dass er von seinen Dean Gitarren und seinen Blackstar Verstärkern überzeugt ist, verkündet West gern in Interviews und lässt den Hörer auch hier gern daran teilhaben. Da muss man nur gehörig die Anlage aufdrehen.
Das Album ist nicht ganz so mit Gaststars überladen, wie der Vorgänger, aber ein paar Asse hat Leslie West schon im Ärmel. Gleich beim Opener Dying Since The Day I Was Born ist deutlich mehr Heavy Rock als Blues drin und die Beteiligung von Mark Tremonti von ALTER BRIDGE dürfte da nicht ganz unschuldig dran sein. Schiebt ordentlich und macht Lust auf mehr, wenn auch das gewisse Etwas fehlt. Das hat man ja häufig beim Blues Rock, aber mit Johnny Winter ist ja immerhin ein Kollege aus Woodstock-Zeiten bei Busted, Disgusted Or Dead mit dabei, der da behilflich sein könnte. Kommt ebenfalls recht deftig rüber, doch auch hier fehlt die Zündung, welche die Rakete in die Stratosphäre katapultieren könnte, um mal auf das Cover zurückzukommen.
Fade Into You zeigt, dass selbst ein Mann wie West ein paar zarte Seiten hat - vielleicht auch, weil seine Frau an diesem Album großen Anteil hatte - und zeitweise fühle ich mich an Still Got The Blues erinnert, jedoch geht Leslie hier alsbald auch wieder heftiger zur Sache. Das macht er aber gut und seine kräftige (der Mann hat das Rauchen aufgehört) und ausdrucksstarke Stimme konkurriert mit seiner Gitarre gar nicht schlecht.
Wer auf diesem Album die Tastenarbeit verrichtet ist mir ebenso unbekannt, wie der Saxofonist im folgenden Song, Not Over You At All. Heutzutage spart man da bei den Plattenfirmen offenbar am falschen Ende.Mir liegen jedenfalls keine Infos darüber vor.
Der Song erinnert zu Beginn nicht unwesentlich an GOV'T MULE wird dann aber etwas zu gleichförmig.
Darauf wird’s wieder etwas lyrischer und West greift in die Akustikgitarrensaiten für Tales Of Woe. Eigentlich nicht übel und erinnert fast ein bisschen an frühe RAINBOW-Songs. Versandet allerdings auch irgendwie etwas.
Irgendwie hatte ich mir von der Beteiligung der "überdrehten Schwester" Dee Snider mehr versprochen und er macht ja auch einen guten Job bei Feeling Good, aber an Stil und Ausdruck ändert sich praktisch nix und so erschöpft sich das etwas. Die Slide-Gitarre in Hatfield Or McCoy und der Background-Chor sorgen für leidlich Stimmung ohne den Berggipfel zu erklimmen.
Ruht die Hoffnung auf Jonny Lang? Immerhin wagen sich die Beiden zusammen an Percy Sledges Evergreen When A Man Loves A Woman. Dem Vernehmen nach, standen die beiden zusammen im Studio und spornten sich gegenseitig. Na ja, den gebremsten Schaum übersteigen sie selten, aber blamieren tun sie sich auch nicht. Passt schon.
Long Red gab's vor Jahren schon mal, sowohl von Leslie West als auch seiner Stammkapelle MOUNTAIN. Hier hat es einen sehr starken Southern-Charakter, der Fans von MOLLY HATCHET mehr als ein offenes Ohr abverlangt.
Don't Ever Let Me Go hat gute Ansätze, wird aber auch etwas zu simpel, was durch das Solo von Dylan Rose (ARCHER) nur minimal korrigiert wird.
Rev Jones Time ist, was es ist: Eine nette Spielerei zu Somewhere Over The Rainbow.
Da klingt jetzt alles nicht so positiv, wovon sich Fans von derbem Blues Rock, fetten Gitarren und rauer Powerstimme nicht abschrecken lassen sollten. Wer sich gern in diesem Bereich aufhält, könnte hier durchaus glücklich werden. Oder, wie es Gitarren-Kollege Slash angeblich nach ersten Höreindrücken geäußert haben soll: "Mehr Heavy geht nicht." Na, dann.