Leonard Cohen Live In London, Sony Music, 2009 |
Leonard Cohen | Vocals, Guitar, Keyboards | |||
Roscoe Beck | Electric Bass, Stand-Up Bass,Background Vocals | |||
Rafael Bernardo Gayol | Drums, Percussion | |||
Neil Larsen | Hammond B-3, Keyboards | |||
Javier Mas | Banduria, Laud, Archelaud, 12-String Guitar | |||
Bob Metzger | Lead Guitar, Pedal Steel Guitar | |||
Sharon Robinson | Lead & Backing Vocals | |||
Dino Soldo | Wind Instruments, Harmonica, Keyboards, Backing Vocals | |||
Charley & Hattie Webb | Lead & Backing Vocals, Guitar, Harp | |||
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01. Dance Me To The End Of Love | 14. Boogie Street | |||
02. The Future | 15. Hallelujah | |||
03. Ain't No Cure For Love | 16. Democracy | |||
04. Bird On The Wire | 17. I'm Your Man | |||
05. Everybody Knows | 18. Recitation | |||
06. In My Secret Life | 19. Take This Waltz | |||
07. Who By Fire | 20. So Long, Marianne | |||
08. Hey, That's No Way To Say Goodbye | 21. First We Take Manhattan | |||
09. Anthem | 22. Sisters Of Mercy | |||
10. Introduction | 23. If It Be Your Will | |||
11. Tower Of Song | 24. Closing Time | |||
12. Suzanne | 25. I Tried To Leave You | |||
13. The Gypsy's Wife | 26. Whither Thou Ghost | |||
Vergangenes Jahr, im Sommer 2008, während der Filmaufnahmen zu diesem außergewöhnlichen Konzertereignis, zählte der in Kanada geborene Leonard Cohen satte 73 Lenze. Allein die Tatsache, dass sich jemand der ungefähr so alt ist wie mein Vater und im Grunde im rentenfähigen Alter weilt, auf die Bühne begibt, ohne seltsam oder gar lächerlich anzumuten, fordert schon mal absoluten Respekt ein. Doch dies darf natürlich kein Gradmesser für dieses am 17. Juli '08 in der Londoner O-2-Arena aufgezeichnete Konzert sein, sondern schlicht und einfach die musikalische Klasse und wahrhaft anrührende Intensität jenes denkwürdigen Abends in Großbritannien. In diesem Zusammenhang nötigt Mr.Cohens schelmisch eingestreute Bemerkung, er sei zuletzt vor knapp 14 Jahren als ein mit wilden Träumen behafteter, knackiger Sechzigjähriger in London gewesen, ein ehrliches Lächeln ab. Gleichwohl gelingt es dem betagtem, in Ehren ergrauten Herrn Cohen das andächtig lauschende Publikum mit seiner sonoren und ungemein charmant und beruhigend wirkenden Sprechstimme immer wieder in seinen Bann zu ziehen. Kein Pfarrer der Welt könnte dies wohl besser. So gerät dieses im Grunde recht ruhige, balladenträchtige Konzertereignis fast zu einer musikalischen Messe, wobei die zahlreichen Messdiener auf der Bühne das Oberhaupt auf Händen tragen und den sprichwörtlichen Cohen'schen Tower of Song zum Altar der Sehnsüchte des Publikums stilisieren.
Was hat der gute Leonard Cohen aber auch für eine tolle Band um sich versammelt. Wer da vor der schieren Einfühlsamkeit und dem perfekt eingearbeiteten handwerklichen Können nicht den Hut zieht, sollte seinen musikalischen Verständnishorizont genauestens überprüfen. Roscoe Beck, der musikalische Direktor und Bassist, den einige sicher auch von seiner Zusammenarbeit mit Robben Ford kennen, hält die Fäden selbstsicher und völlig unprätentiös in der Hand und leitet die aus beeindruckend versierten Musikern bestehende Band durch den Jahrzehnte schweren Songkatalog des großen Wortschmieds Leonard Cohen.
Sei es nun der gute alte Blondschopf Neil Larsen an der Hammond B-3, der die Wirkung dieses wuchtigen Instruments so geschmeidig auszunutzen versteht oder der meist verhalten, aber stets sehr geschmackvoll agierende Bob Metzger an der elektrischen Gitarre oder der brilliant auftrumpfende Saitenvirtuose Javier Mas, der auf den in unseren Breitengraden kaum bekannten Laud und Archilaud (Mandolinen ähnlichen Saiteninstrumenten) bzw. auch auf der Banduria exquisite und stimmungsfördernde Klangfarben beisteuert. Sämtliche Musiker werden immer wieder mit kleinen Solospots bedacht und mehrfach namentlich erwähnt, was sicher auch Cohens hoher Wertschätzung zuzuschreiben ist. Er weiß sehr wohl, was er an ihnen hat. Wenn gegen Ende des Konzerts die lieblichen Geschwister Charley und Hattie Webb, die ansonsten gemeinsam mit Cohens alter Weggefährtin Sharon Robinson kongeniale Background-Chöre beisteuern, zu einem Soloflug in himmlische Sphären ansetzen und If it be your will zu ihrem eigenen Song werden lassen, weiß man endgültig welche Qualität und welch hohes Niveau Leonard Cohen um sich geschart hat.
"Live In London" steht mit all seiner Ruhe und Ausgeglichenheit als atemberaubendes und emotional stark aufgeladenes Dokument von musikalischer und lyrischer Schönheit im Raum und fesselt von der ersten bis zur letzten Minute. Man kann einfach nichts anders tun, als diesen großartigen Musikern und dem wortgewandten Grandseigneur Leonard Cohen allergrößten Respekt und Dank für diesen erinnerungswürdigen Abend zu zollen. Diese legendären Songs aus fünf Jahrzehnten könnten wohl kaum besser dargeboten werden.
Der karriereumspannende 25-Song-Zyklus erscheint als Doppel-CD im feinen, klappbaren Digi-Pack und als DVD mit gleichlautender Setlist. Dringende Kaufempfehlung.