Lenny Kravitz Are You Gonna Go My Way - 20th Anniversary Deluxe Edition, Virgin Music, 2013 |
Lenny Kravitz | Vocals, Guitar, Drums, Bass | |||
Craig Ross | Guitar | |||
Henry Hirsch | Wurlitzer, Piano | |||
Tony Breit | Bass | |||
Davie Domanich | Drums, Guitar | |||
Gerry DeVeaux, Angie Stone | Background Vocals | |||
Michael Cooper | Hammond B3, Clavinet | |||
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Disc One: | ||||
Original Album Remastered: | 10. Sister | |||
01. Are You Gonna Go My Way | 11. Eleutheria | |||
02. Believe | Bonus Tracks (The B-Sides): | |||
03. Come On And Love Me | 12. Spinning Around Over You | |||
04. Heaven Help | 13. Ascension | |||
05. Just Be A Woman | 14. All My Life | |||
06. Is There Any Love In Your Heart? | 15. Brother | |||
07. Black Girl | 16. Someone Like you | |||
08. My Love | 17. For The First Time | |||
09. Sugar | 18. B-Side Blues | |||
Disc Two: | ||||
The Acoustic Versions: | 08. Blood / Papa (A Long And Sad Goodbye) | |||
01. Believe | 09. Early Morning Blues(Instrumental) | |||
02. Sister | The Vanessa Paradis Demos: | |||
03. Heaven Help | 10. I May Not Be A Star (Light Piece For Vanessa) | |||
Work In Progress: Demos & Outtakes: | 11. Travelogue (Your Love Has Got A Handle On My Mind) | |||
04. Work Like The Devil | 12. Lonely Rainbows | |||
05. Feelin' Alright (Instrumental) | Bonus Interview: | |||
06. Getting Out (Will You Marry Me) | 13. BBC Interview with Mick Wilkojc | |||
07. Good Lovin' | ||||
War schon irgendwie eine komische Zeit, so Anfang der 1990er Jahre. Und das auch in der Musik. Ein Großteil der Bands, die in den 80ern zu Megastars aufgestiegen waren, stagnierten plötzlich oder fielen gar zurück. Eine strahlende Zukunft schien bevorzustehen für Konsorten wie BON JOVI, THUNDER, BLACK CROWES usw., aber selbst bei Größen wie GUNS N' ROSES blieb der Himmel nicht mehr lange wolkenlos. Ja, die ROLLING STONES hatte man wieder mit offenen Armen aufgenommen, aber überwiegend waren es die Konzerte, die noch was einbrachten. Die Verkäufe der Alben stagnierten oder waren gar rückläufig. Alles schien etwas orientierungslos und lediglich die aufkommende Grunge-Welle brachte dem Jungvolk Hoffnung und Nahrung. Als altgedienter Recke hatte man da mitunter Schwierigkeiten, sich in der aktuellen Musik heimisch zu fühlen. Wenn da nicht ein gewisser Lenny Kravitz gewesen wäre, der es irgendwie schaffte, den Zeitgeist voll und ganz ins Mark zu treffen und alte wie junge Musikhörer zu begeistern.
Bereits mit dem Vorgängeralbum "Mama Said" heimste er reichlich Zuspruch und Ehrungen ein und auch mit dem Nachfolger von 1992, "Are You Gonna Go My Way", blieb der Erfolg ihm ebenso treu wie er seinem Retro-Soul-Rock. Wie der Vorläufer wird nun auch "Are You Gonna Go My Way" in einer "Deluxe Anniversary Edition" veröffentlicht, was bedeutet, dass auch hier das Album in remasterter Form mit einer stattlichen Anzahl an B-Seiten, Outtakes und Demos aufgefüllt wurde und so eine Doppel-CD im schmucken Digi-Pack mit ausführlichem Booklet entstand.
Hier erfährt man, dass das Album eigentlich "Eleutheria" heißen sollte - das bereits fertig entworfene Cover ist natürlich im Booklet zu sehen - , aber nachdem Are You Gonna My Way verfasst und eingespielt war, war klar, wie Album und kommender Hit heißen würden. Und tatsächlich klingt das auch heute noch richtig geil und man kann sich diesem unnachgiebigen Drive schwerlich entziehen.
Kravitz befand sich damals auf einem absoluten Kreativhoch und konnte die Songs kaum so schnell einspielen, wie er sie schrieb.
Ob BEATLES-beeinflusste Balladen-Hymnen, wie Believe oder My Love, groovige Funk-Tracks, wie Come On And Love Me, 70er Soul-Dance-Schleicher namens Heaven Help, nach denen sich Michael Jackson die Finger geleckt hat, oder an LED ZEPPELIN (Is There Any Love In Your Heart) bzw. BLACK CROWES (Sister) angelehnte Nummern. Der ursprüngliche Titel-Track, Eleutheria, ist reinster Bob Marley.
Die erste CD wird komplettiert von den B-Seiten der veröffentlichten Singles, die allesamt keinen Qualitätsabfall gegenüber den Albumtracks erkennen lassen. Wenn man bedenkt, dass Kravitz häufig neben Gesang und Rhythmusgitarre auch noch den Bass und das Schlagzeug eingespielt hat, kann man nicht anders, als verwundert die Augen reiben über so viel Kreativität und Können.
Da er sich schon frühzeitig für hochwertiges Equipment für seine Aufnahmen bemüht hat - Infos dazu auch in dem Interview, welches auf der zweiten CD zu finden ist - , gibt’s hier praktisch nur richtig gut klingende Musik. Das trifft auf die Akustikversionen von Believe, Sister und Heaven Help ebenso zu wie auf die "Demos & Outtakes". Bei allen Songs kann man feststellen, wie zwar der Charakter bereits vorhanden ist, aber sich die kompletten Aufnahmen doch später deutlich von diesen ersten Schritten unterscheiden. Ein Song wie Work Like The Devil hätte ich allerdings gern auf dem Album gesehen!
Weiterhin gibt’s noch die Demos der Songs, die er für seine Freundin Vanessa Paradis geschrieben hat, und das besagte Interview.
Da der Stil zwar meist gleich bleibt, muss man diesen oft funkigen Rock mit R&B- und Soul-Zutaten schon mögen, aber weil Kravitz es jederzeit schafft, etwas mehr Gas zu geben oder anderweitig Intensität in die Stücke zu legen, bleibt es immer spannend und gut gemacht und klingt dazu auch noch richtig klasse.
Zwingend muss man sein Exemplar von damals vielleicht nicht ersetzen, doch für den Verzicht auf "Are You Gonna Go My Way" gibt’s nun nur noch wenig Gründe.