Led Zeppelin Celebration Day - CD/Blue-Ray/DVD, Atlantic/Warner, 2012 |
John Paul Jones | Bass Guitar & Keyboards | |||
Jimmy Page | Guitars | |||
Robert Plant | Vocals & Harmonica | |||
with Jason Bonham | Drums, Percussion & Background Vocals | |||
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CD 1: | ||||
01. Good Times | 05. For Your Life | |||
02. Ramble On | 06. Trambled Under Foot | |||
03. Black Dog | 07. Nobody's Fault But Mine | |||
04. In My Time Of Dying | 08. No Quarter | |||
CD 2: | ||||
01. Since I've Been Loving You | 05. Misty Mountain Hop | |||
02. Dazed And Confused | 06. Kashmir | |||
03. Stairway To Heaven | 07. Whole Lotta Love | |||
04. The Song Remains The Same | 08. Rock And Roll | |||
Blue-Ray: | ||||
wie CD 1 & 2 | ||||
Bonus-DVD: | ||||
recorded at rehearsels December 6th, 2007, Shepperton Studios | ||||
Das konnten sie sich wohl nicht bieten lassen, dass ihre einstigen Vorläufer als Power-Blues-Rock Band, mit Namen CREAM, sogar im Alter einen Schritt voraus waren und ihnen Eric Clapton, Ginger Baker und Jack Bruce mit ihrer 2005er Reunion zu neuen Weihen aufstiegen. Diese Stirn bietet man LED ZEPPELIN nicht! Da wird es gewaltig im Gebäude gewackelt haben, als ihr ehemaliger Manager Peter Grant wegen dieser Geschichte im Grab rotiert ist. So denn dauerte es auch kaum zwei Jahre, bis die Band sich zusammenraufte und - gekleckert wird bei LED ZEP nicht - gleich mal die O2 Arena in London angemietet hat. Mit so Hinterhofbuden wie der Royal Albert Hall gab man sich da nicht zufrieden. Der Ansturm auf die Karten war dennoch so groß, dass die Tickets verlost werden mussten.
Warum es fünf Jahre gedauert hat, bis man das auf allen möglichen Ton- und Bildträgern ausschlachtet, ist mir nicht ganz klar, aber pünktlich zum Weihnachtsfest wurde gefeiert: "Celebration Day!"!
Letztendlich waren auch CREAM längst über ihren Zenit hinaus, hatten aber das Glück, nicht so sehr vom Gesang abhängig gewesen zu sein wie LED ZEPPELIN und bestanden dazu aus gleich drei Ausnahmeinstrumentalisten. Wer am 10. Dezember 2007 in der O2 Arena war, wird trotzdem ein Schauer verspürt haben, als die Band mit Good Times Bad Times losgelegt hat. Drive hat das zweifellos und der Sound ist natürlich in so einem Fall auch sehr gut. Und spielen tun sie eigentlich auch wie eh und je. Das heißt, dass Jimmy Page schon mal eine Note verpasst und Jones den Laden zusammenhalten muss. Alles wie gehabt.
Robert Plant kommt natürlich nicht mehr an die spitzen Schreie von anno dazumal, aber das ging den meisten – weiblichen – Fans im Publikum wohl auch nicht anders. Er zieht sich meist ganz gut aus der Affäre, aber wenn man die brünstige Stimme von einst im Ohr hat, fehlt einem natürlich schon was. Das ist schon dünner als vor 40 Jahren und manchmal ist die Stimme auch mal kaum zu hören. Wer könnte es ihm verdenken?
Weiterer Nachteil ist, dass aus Jason Bonham nun mal kein John wird, da kann er noch so geschickt dahinknüppeln. Sicher ein solider Drummer, aber das Gefühl des Vaters hat er nicht. So ein Talent überspringt im Allgemeinen mal eine Generation, also auf den Filius von Jason achten!
Der Sound von Jimmy Page wird durch allerlei Effekte aufgepeppt, verwäscht dadurch aber in meinen Ohren. Ist natürlich auch nicht einfach, als einziges Melodieinstrument in der Band. Halt! Nicht einziges, denn John Paul Jones sitzt gelegentlich an der Orgel und da leuchten doch immer mal ein paar Sternchen mehr am Luftschiff.
Vom Opener, von Black Dog, Dazed And Confused und Rock And Roll abgesehen ist das auch nicht meine Lieblingssetliste, aber wohl das, was machbar war. Ansonsten hat die erste Scheibe für mich mindestens zwei Füllersongs, bevor No Quarter (John Paul Jones an den Keyboards!) wieder mehr Hoffnung verbreitet.
Zum visuellen Part verweise ich gern auf das DVD-Review vom Kollegen Frankie Ipach zum gleichen Event. Ich bin mir zwar ob der schwer gealterten Optik von Robert Plant nicht ganz so sicher, ob das so ein Augenschmaus ist, aber die Live-Atmosphäre kommt über die Bilder tatsächlich weit besser rüber.
Auch auf den CDs bessert sich das Spiel der Band und Plants Blues-Gefühl in Since I've Been Loving You ist wirklich von besonderer Güte. Das reißt Band wie Zuhörer dann doch mit und steigert sich auch richtig geil.
Dazed And Confused hinterher ist eine unschlagbare Bank und hier kommen auch Pages Klangkollagen sehr passend. Ohne Stairway To Heaven geht’s leider nicht und fast überraschend bringt Plant den hohen Schlusspart sogar ohne Totalschaden über die Ziellinie. Trotzdem grenzwertig.
Dann wird’s für mich wieder etwas beliebiger, aber spätestens bei Kashmir sind die Gänsehäute der Fans fast greifbar. Ein kleines "Durchmogeln" (allerseits!) findet erwartungsgemäß bei Whole Lotta Love statt und Rock And Roll ist wieder etwas hingeschludert. Der Faszination des historischen Momentes nimmt das - für den Fan - nur wenig und so bleiben wohl doch eher die positiven Aspekte in Erinnerung. Wie meist.
Auf der Bonus-DVD kann man sich das ganze Konzert noch einmal anschauen. Vier Tage vor dem eigentlichen Event, nämlich bei den Proben in den Shepperton Studios. Das ist leidlich interessant, weil es praktisch das Konzert ohne Publikum ist, großartig neue Erkenntnisse gewinnt man daraus nicht. Dazu gibt es noch ein paar Fernsehberichte von vor und nach dem Konzert und eine Rückschau auf das legendäre Konzert in Tampa, Florida.
Die Box ist wunderschön aufgemacht: ein mehrfach aufklappbares, fettes Digipack, mit Booklet, den vier Discs, im Schuber - Luftschiff-Herz, was willst du mehr? Flieger, grüß' mir die Sonne!