Krokus Hoodoo, Sony Music, 2010 |
Marc Storace | Gesang | |||
Fernando von Arb | Gitarre | |||
Mark Kohler | Gitarre | |||
Chris von Rohr | Bass | |||
Freddy Steady | Schlagzeug | |||
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01. Drive It In | 07. In My Blood | |||
02. Hoodoo Woman | 08. Dirty Street | |||
03. Born To Be Wild | 09. Keep Me Rollin' | |||
04. Rock'n'Roll Handshake | 10. Shot Of Love | |||
05. Ride Into The Sun | 11. Firestar | |||
06. Too Hot | ||||
Kaum eine Rock-Band kann auf eine so wechselvolle und turbulente Karriere zurückschauen wie KROKUS. In ihren Hochzeiten verkauften die Schweizer weltweit Millionen Platten und erhielten unter anderem die Ehrenbürgerschaft des US-Bundesstaats Tennessee. Auf der anderen Seite machte die Band auch immer wieder durch Besetzungswechsel und dementsprechend wechselnde musikalische Ausrichtungen von sich reden.
Die Fans der Band werden aber wohl die Konstellation mit Marc Storace (Gesang), Fernando von Arb und Mark Kohler (Gitarren), Chris von Rohr (Bass), sowie Freddy Steady (Schlagzeug) als die KROKUS-Besetzung schlechthin ansehen. Und genau in dieser Zusammensetzung melden sich die Urgesteine des Schweizer Rocks nun auf der internationalen Bühne zurück.
Schon die bloße Ankündigung dieser Reunion 2008 sorgte in der Schweiz für riesige Schlagzeilen, allerdings mussten selbst die Eidgenossen bis zur Eishockey-Weltmeisterschaft 2009 im eigenen Land auf den neuen Song Live For The Action warten und noch einmal knapp ein Jahr bis das neue Werk “Hoodoo“ nun endlich vorliegt. Und dieses Warten, es hat sich für Freunde traditioneller Rockmusik mit einem Schuss Blues und Boogie gelohnt.
Bei den Worten Rock, Blues und Boogie fallen einem natürlich erst einmal AC/DC ein und diese Vergleiche haben KROKUS schon früher immer verfolgt. Aber frei nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, rockt es sich ganz ungeniert“, nehmen KROKUS diesen Vergleich beinahe in Perfektion auf und legen ein Album vor, das nach AC/DC (zu Bon Scott-Zeiten) pur klingt. So „unverschämt“ deutlich haben sich KROKUS eigentlich noch nie Sound- und Songwrting-technisch bei den Australiern bedient.
Dies ist neben der Musik auch vor allem der gesanglichen Leistung von Marc Storace zu verdanken, der 30 Jahre nach dem Tode von Scott eine Leistung an den Tag legt, die dem legendären AC/DC-Fronter sicherlich ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hätte. Dabei schwingen in Storaces Stimmbändern neben Bon Scott-Anleihen auch dezente Sound-Fragmente von Udo Dirkschneider (Ex-ACCEPT/U.D.O.) und Tom Keifer (CINDERELLA) Und der Gesang passt zudem perfekt zur beigesteuerten Musik der Herren von Arb, von Rohr, Kohler und Steady.
So groovt sich “Hoodoo“ denn durch 10 bärenstarke Eigenkompositionen und eine ziemlich überflüssige Cover-Version des STEPPENWOLF-Klassikers Born To Be Wild. Es wird mir unbegreiflich bleiben, was sich die Schweizer dabei gedacht haben. Das Stück ist lediglich solide runtergespielt und unterbricht an Position drei auf der CD den Hörfluss und -genuss geradezu brutal. In diesem Fall muss man feststellen: Gott sei Dank gibt es die Skip-Taste.
Dafür ist der Rest der Songs aber so gut, dass sie diesen Lapsus im Nu wieder vergessen machen. Gerade Stücke wie der Opener Drive It In, der Rock’n’Roll Handshake, In My Blood oder aber Keep Me Rollin’ klingen doch stark nach AC/DC zu “Highway To Hell“-Zeiten. Die Dirty Street könnte sich hingegen genauso gut auf “Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ oder aber “High Voltage“ befinden. Der Song Too Hot erinnert hingegen Gitarren-technisch ein wenig an KISS. Weitgehend eigenständig sind hingegen nur mitreißende Rocker Firestar und der groovige Track Hoodoo Woman mit seinem Southern-Rock-Flair.
Das ist es denn auch, was einige Rock-Fans davon abhalten könnte dieses Album wirklich gut zu finden. Denn Eigenständigkeit sieht ganz eindeutig anders aus und hört sich hier vor allem anders an. Auf der anderen Seite gilt natürlich auch: besser gut kopiert als schlecht eigenständig. Und die genannten Songs sind allesamt sehr gute Rocker, die sofort im Ohr hängen bleiben. Manche Lieder sind sogar besser als so einiges, was die Herren Young in den vergangenen Jahren abgeliefert haben. Und das ist doch schon mehr als man von vielen anderen Bands behaupten kann.
Ein Klassiker ist KROKUS mit “Hoodoo“ denn zwar nicht gelungen, dagegen sprechen die fehlende Eigenständigkeit und ein ziemlicher Ausfall wie Born To Be Wild. Auf der anderen Seite stellt das neue Werk auf jeden Fall ein sehr starkes Comeback dar, das der Band vielleicht wieder zu weltweiter Beachtung verhilft. Verdient wäre das ohne Frage. Zumal die Songs bei jeglicher offenkundiger Inspiration doch verdammt gut rocken.
Eigentlich hatte ich null Bock zu KROKUS' "Hoodoo" einen Kommentar zu schreiben. Scheiß Wetter, scheiß Lage, scheiß Nerven... eigentlich scheißt grad überall der Hund drauf. Viiiel besser wäre das schon mal, wenn die ersten Schneeglöckchen und -primeln ans Licht kämen...
-Oder die ersten Krokusse...!
Genau!
Also: Eilig die bereits abgelegte CD raus gekramt und erstmal auf die Tracklist geguckt.
Born To Be Wild?! KROKUS hauen (auf den ersten Blick) also mit STEPPENWOLFs Jahrhundertnummer auf die Kacke...
Born to be wild - war's vor fuffzich Jahren in einem kleinen Dorf südlich des Ammersees nicht auch so?!
Wer hat denn gleich nach dem ersten Schrei aus dem reichlich zerknitterten Gesichtchen der Hebamme in den Ausschnitt gestrullert...?!
Born to be wild - ich muss also, quasi bin ich ja fast schon dazu verpflichtet, ein paar Sätze über KROKUS zu schreiben!
Also: Gehn wir's an!
Verblüffend sind schon mal der mächtig krachende Opener Drive It In und das folgende Hoodoo Woman. Donnerwetter! Von den Jungs hat keiner was verlernt. Die Nummern wirken in keinster Weise angestaubt. Marc Storace singt sich wie ehedem die Stimmbänder aus dem Hals und das Deja Vu, das sich hinsichtlich unser allem Bon Scott auftut, ist das schlechteste nicht! Und die wilde Fahrt zwischen AC/DC-liken Hardrock, staubtrockenen, bluesigen Texas-Ramblern und klassischem Biker Rock geht munter weiter. Das alles auslösende Born To Be Wild wird uns als knochentrockener Boogie serviert; ebenso Dirty Street!
Rock 'n' Roll Handshake, In My Blood und Firestar sind 1a Bluesrocker, die AC/DC sicherlich auch gerne auf "Black Ice" verewigt hätten. Too hot... ist Party pur und die finstere Halbballade Ride Into The Sun zeigt die Band über allem erhaben. Jeder Song ein Bringer, null Ausfall!
Es ist beinahe wie zu Zeiten von "Once Vice At A Time" oder "Headhunter". Von Arb's Gitarre speit genauso Feuer wie damals, Kohler steht ihm in nichts nach, Storace hab' ich schon lobend erwähnt, von Rohr und Steady sorgen für beinharten Groove - es macht, während "Hoodoo" läuft, richtig Laune, jedwelche rhythmische Bewegungen auszuüben - und sei es, wie beim Schreiber, nur das Schälen von Kartoffeln... geile Kartoffeln... irgendwie eckig, diesmal...
Unter dem Strich ist "Hoodoo" für mich ein wirklich hervorragendes Comeback (das wievielte eigentlich...) der Schweizer Hard Rock Legende, das ich gerne und bester Laune weiter empfehle! Bin mir sicher, dass wir die Scheibe bei so manchem Bikertreffen, gediegenen Grillpartys oder sonstigen halböffentlichen und privaten Umtrünken ;-) zu hören bekommen.
Bis dahin: Horns up!
Schon wieder eine CD aus der Schweiz... da ist Vorsicht geboten. Weiß man überhaupt, was einen da erwartet? Sind die erhofften Daten da enthalten? Na, im Falle von KROKUS kann man sich ziemlich sicher sein, dass zumindest eine Fülle jahrelang gut eingelagerter Bank.. ähh, Riffs auf dem Silberling zu finden sind. Es hat vielleicht die heiß ersehnte Rückkehr von Chris Von Rohr gebraucht, um die freizulegen und unter dessen Produktion glänzt das Ganze denn auch fast wie in alten Tagen.
Mit Drive It In geht es raus aus den Boxen und direkt auf die Überholspur. Wie eine gelungene Mischung aus JUDAS PRIEST und, ja, hier fällt das Wort bereits: AC/DC. Wenn das überhaupt möglich war, klingt Marc Storace heutzutage noch mehr nach Bon Scott als eh schon die ganzen Jahre. Es powert jedenfalls richtig geil. Ach, hatte ich vergessen: Vor Start der CD die Lautstärke aufdrehen!
Auch Hoodoo Woman stampft so herrlich straight dahin, wie ein 8-Zylinder und auch hier könnten die beiden genannten Bands - jeweils in ihrer endsiebziger Phase - eine tolle Verbindung eingegangen sein. Die Coverversion von STEPPENWOLFs Born To Be Wild, wenngleich nicht übel gemacht, hätten sie sich allerdings sparen können. Da kann man nur schlecht mit aussehen. Dann doch lieber so etwas geiles wie Rock'n'Roll Handshake, wo man 'Handshake' auch leicht durch 'Damnation' ersetzen könnte.
Es geht aber auch etwas, ja, sagen wir: moderner. Ride Into The Sun könnte auch im Repertoire von MOB RULES eine gute Figur machen und ist vielleicht der Song, der einem hier mit als erstes im Ohr hängen bleibt. Leicht bombastisch-schleppend, aber mit Klassiker-Qualitäten.
Der Anfang von Too Hot klingt wie eine Synthese aus JUDAS PRIEST und Alice Cooper, aber eigentlich ist da so viel Classic Rock drin, da könnten auch QUEEN und FOREIGNER Pate gestanden haben.
Natürlich sind nicht alle Songs reine Hits und In My Blood rockt etwas unspektakulär dahin, obwohl auch hier der AC/DC-Faktor unverkennbar ist. Der wird im folgenden Song richtig hochgefahren. Stempelt doch mal AC/DC auf die CD und spielt Dirty Street in entsprechender Lautstärke, da sinken aber ganze Legionen auf die Knie und schwingen die Luft-Axt!
Und auch Keep Me Rolling würde für mich zu den besten Songs auf mindestens den letzten vier Alben der Australier gehören. Einfach weil es da schnurgerade und kompromisslos zur Sache geht. Und weil Marc Storace eigentlich der Nachfolger von Brian Johnson bei AC/DC werden muss, wenn der demnächst nicht mehr kann.
Das Einzige was auf dieser Scheibe fehlt, sind die Soli von Angus Young. Na ja, es kann halt nur einen geben und im Allgemeinen kompensieren KROKUS das ja ganz gut.
Bestimmt eines der besten Alben der Band seit... na ich weiß schon gar nicht mehr. Die Schweizer dürften jedenfalls ein Stimmungs-Garant für die kommende Festivalsaison sein
Reunion - die wievielte? Was haben sich doch in den letzten Monaten bzw. Jahren eine Menge Bands wieder zusammen gefunden. Die Beweggründe waren nicht immer klar nachvollziehbar und die Ergebnisse manchmal mehr als zweifelhaft. Doch bei der KROKUS-Reunion in Originalbesetzung, dem famosen Line-Up, das vor 25 Jahren reichlich Staub in der Hard-Rock Welt aufwirbelte, liegt der Fall ganz klar auf der Hand: Wiedervereinigung gelungen, Album klasse. Die meisten Songs kommen wahrlich astrein daher, eigentlich ist gar kein Füller dabei, die Musiker scheinen gut in Form, die Gitarren zergeln in einem gnadenlosen und herrlichen rauen Sound, der Sänger Mark Storace steht offenbar in seinem künstlerischen Zenit. Was will man also mehr?
"Hoodoo" rockt von der ersten bis zur letzten Minute zielstrebig durch und hinterlässt kaum weniger Langeweile oder Spannung als z.B. das letzte AC/DC Album. KROKUS klingen, wer hätte anderes vermutet, immer noch schwer nach Australiens Rock-Export Nummer Eins. Okay, es werden mitunter auch eindringliche ZZ Top Fingerabdrücke wahrgenommen, insbesondere bei dem einen oder anderen Gitarrensound scheint Billy Gibbons Pate gestanden zu haben. Aber junge Dachse wie AIRBOURNE, deren neues Album demnächst ebenfalls erscheinen wird, kopieren letztlich auch nur unsere Dampfhammer-Jungs aus Australien und werden dafür noch untertänigst hofiert. Warum sollten die Rockfans dies beim neuen KROKUS-Album also nicht auch tun? Mir fällt kein stichhaltiges Argument ein. Ob alt oder jung, ob Ami, Engländer, Australier oder Schweizer, alles zweitrangig... Rocken soll die Scheiße. Und "Hoodoo" rockt! Play it loud!
Das ansonsten relativ entspannte Verhältnis zwischen Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft wird zur Zeit bekanntermaßen ja erheblich durch eine Compactdisc belastet. Gemeint sind natürlich diese ominösen Steuersünderdateien, die unsere Bestimmerin partout kaufen will.
Wie gut, dass aus der Schweiz auch noch andere, politisch völlig unverfängliche digitale Datenträger über die Alpen zu uns gelangen und sogar auf gänzlich legalem Wege erworben werden können. Anhänger des blues-lastigen Hard Rock dürften nämlich längst vernommen haben, dass KROKUS, schweizerische Vertreter Nummer eins in Sachen heftiger Musik, kurz vor der Veröffentlichung ihres nächsten Albums stehen.
Bei der Titelauswahl erhielt der Begriff ’Hoodoo’ den Zuschlag. Dahinter verbirgt sich eine in den Südstaaten der USA von den Amerikanern afrikanischen Ursprungs aus der Taufe gehobene und praktizierte, auf Magie basierende religiöse Bewegung. Sie setzt sich aus Bestandteilen afrikanischer und amerikanischer, aber ebenso europäischer und anderer Herkunft zusammen. Die Ausübenden nutzen z. B. Weissagungen, Verwünschungen und Glücks- bzw. Unglücksbringer. Ein in die Musik, speziell den Blues, eingegangener Hoodoozauber ist das Tragen des so genannten Mojo, eines Stoffbeutels, in dem sich angeblich glücksbringende Substanzen befinden. Vielen dürfte zum Beispiel der von Preston Foster geschriebene Song Got My Mojo Working nicht unbekannt sein. Muddy Waters machte ihn in den 1950ern populär. Die Bezeichnung der religiösen Strömung selber taucht ebenso in Liedern auf. Hoodoo Man Blues (Junior Wells), Hoodoo Man (BIRTH CONTROL) und Hoodoo Woman (Charlie Spand), Hoodoo Lady (Memphis Minnie) und Hoodoo (MUSE) sind gute Beispiele dafür.
Nach mehrmaligem Verkosten des Langeisens steht für mich felsenfest, dass die alten Hasen es immer noch draufhaben. Sie zelebrieren hier mit Inbrunst einmal mehr ihren oft bluesgetränkten und von Gitarrenriffs dominierten melodiösen Hard Rock mit der typischen, unverkennbaren AC/DC-Attitüde. Da finden sich richtig fette Hard Rock Nummern in Nachbarschaft zu glücklicherweise vollkommen kitschfreien Halbballaden. Bis auf die eher durchwachsene Coverversion des STEPPENWOLF-Evergreens Born To Be Wild, die mir wirklich entbehrlich scheint, ist auf ’Hoodoo’ kein Ausfall zu verzeichnen .
Die Platte profitiert immens von der Rückkehr gleich mehrerer ehemaliger Mitglieder. Die bekannteren sind sicher Gitarrist Fernando von Arb und Bassist Chris von Rohr. Aber nicht minder ausschlaggebend ist, dass Gitarrist Mark Kohler und Schlagzeuger Freddy Steady wieder zurück sind. Zusammen mit Sänger Marc Storace bilden sie endlich wieder das KROKUS-Dreamteam.
’Hoodoo’ wurde in dem renommierten Studio House of Music in Winterbach unter Mithilfe von Dennis Ward (PINK CREAM 69) eingespielt. Als Produzent fungierte Bassmann Chris von Rohr. Sie verpassten dem Longplayer ein, wie ich finde, zeitgemäßes, aber nicht übertrieben auf modern getrimmtes Soundgewand, das jeden an den Aufnahmen Beteiligten voll und ganz zu seinem Recht kommen lässt.
KROKUS zeigen mit ‘Hoodoo’ so mancher der vielen jüngeren Bands von heute mit großer Spielfreude, was eine zünftige Hard Rock-Harke ist. Die Scheibe kommt zwar längst nicht an ihre Klassiker der 1980er heran, verbreitet mit ihrer absolut soliden Machart aber trotzdem Unmengen von Spaß und Freude unter den Freunden der gepflegten Tonkunst härterer Gangart.
“Du hattest deine Chance, Cowboy“. Meine datiert sich auf das Frühjahr 1982. KROKUS hatten ihr Parade-Album “One Vice At A Time“ ‘rausgehauen und spielten während der folgenden Tour in der Bochumer Zeche. Der Ausbildungsbeauftragte hatte wenig Verständnis für vorgezogenen Feierabend bzw. einen außerplanmäßigen Urlaubstag, also fiel der Gig für meinereiner ins Wasser. Ich weiß, bei der Lösung eines solchen Problems gibt es Menschen mit weniger Skrupeln ...
17./18. Dezember 1983. Rockpop In Concert. Zwei Tage metallische Vollbedienung in der Dortmunder Westfallenhalle, aufgezeichnet vom Zweiten Deutschen Fernsehen. Als letzte Band des ersten Tages entern KROKUS die Bühne, nachdem sie Monate zuvor ihren US-Chartstürmer “Headhunter“ veröffentlicht haben. Ein fulminantes Album, wenn auch etwas stark an JUDAS PRIEST angelehnt.
Als die Band loslegt, stellt sich mir die Frage nach dem Bassist Chris von Rohr. Den Fans der Gruppe ist des Rätsels Lösung seit Langem bekannt. Nicht-informierten sei die Lektüre der von Rohr-Bio “Hunde wollt ihr ewig rocken“ oder die aktuelle Ausgabe des “ROCKS“ empfohlen.
Die eigentliche Karriere der Schweizer Vorzeige-Rocker lässt sich auf vier Alben beschränken. “Metal Rendez-Vous“ (1980), “Hardware“ (1981), “One Vice At A Time“ (1982) und “Headhunter“ (1983), wobei besonders die drei Erstgenannten aufgrund ihrer AC/DC-Schlagseite geliebt wurden. Und da knüpfen KROKUS in ihrem Classic Line-Up wieder an ...
Bereits der Opener Drive It In gibt die Richtung vor. Immer geradeaus mit einem durchweg seit langer Zeit nicht mehr erreichtem Groove. Sicher, “Rock The Block“ (2003) schien ein erstes, vielversprechendes Lebenszeichen, doch die folgende unübersichtliche personelle Situation vergraulte wahrscheinlich den einen oder anderen Schöpfer neuer Hoffnung.
Nun isse also da. Die legitime Nachfolgerin von “One Vice At A Time“! Zweifel, ob Drive It In nur ein Strohfeuer gewesen ist, werden sofort weggefegt. Oder –gerockt. Oder –gegroovt. Yeah, this shit rocks. Und wie! Mit Hoodoo Woman gelingt KROKUS nach gestoppten siebenundzwanzig und gefühlten einhundert Jahren wieder ein absoluter Killersong.
Was ich von Born To Be Wild wahrlich nicht behaupten kann. Das Original (STEPPENWOLF) wurde eh nie wieder erreicht, doch wer gelungene Covers mag, dem seien BLUE ÖYSTER CULT oder THE CULT empfohlen. Ich sag mal, das Teil wurde passabel ver-KROKUSst...
Rock’n’Roll Handshake wird natürlich niemals einen Preis für Innovativität gewinnen. Freunde, wollen wir das denn in diesem Fall auch ernsthaft? Eher nicht, und darum wieder der Daumen hoch. Guter Rocker, auch wenn mir stellenweise die roughness einer LP wie “Hardware“ fehlt.
Redakteure sind Meckerbolzen. Kriegen alles in den Allerwertesten gestopft und nörgeln. Nee, liebe Leser/innen, ganz so ist es nicht. Das vorliegende Promo hätte aber wirklich manchmal etwas mehr Wumms verdient gehabt. Würde sich dieser Zustand, auf dem in Kürze zur Veröffentlichung stehendem Album, ändern, ich täte es begrüßen. Der aussterbenden Spezies von Käufern angehörend, die sich einen Dreck um die Politik der Plattenfirmen und Medienlandschaft scheren und eigentlich nur das wollen, worum es eigentlich geht, nämlich die Musik, peile ich besonders die beigelegte DVD “Live In Bern“ an.
Ride Into The Sun. Getragener Heavy-Rocker ohne Zusatz überflüssigen Schmalzes. Live garantiert für Momente der Gänsehaut zuständig. Und weiter geht die Luzie. To Hot bollert aus den Boxen und lässt mich die noch nicht verplanten Urlaubstage durchgehen für den Fall, dass einem die Spätschicht wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen droht.
Die Freude hoch. In My Blood kriegt zwar Abzüge für seine gestelzten Backing Vocals, doch bei dem Drive des Songs reicht es erneut zu einer Platzierung in den höheren Regionen. Falls jetzt einer kommt und meint, das Riff doch schon einmal gehört zu haben – na und? Ich auch – trotzdem gut!
Keep Your Hands To Yourself (GEORGIA SATELLITES)? Nö, Dirty Street rock’n’rollt groovig über die Alpenpässe. Ein Monster, alles mitreißend und wie so viele andere Songs der Scheibe geradezu prädestiniert für schweißtreibende Gigs.
Ach so, zwischendurch fällt mir gerade der Sampler “The Dirty Dozen“ aus dem Jahre 1993 ein. Neueinsteigern wärmstens empfohlen, mit weit mehr als einem Dutzend Klassikern der Schweizer.
Zurück zum Thema. Keep Me Rollin mag zwar leicht klischeehaft daherkommen, aber wer bis zu diesem Track durchgehalten hat, wird auch dieses mächtig an Acca/Dacca erinnernde Teil mögen.
Shot Of Love hieß vor dreißig Jahren Get It Hot? Who cares, rockt prima und lässt die zwischenzeitlich ausgepackte Luftgitarre glühen. Warum in aller Welt musste die Welt fast drei Dekaden auf so eine Granate von euch warten, Jungs? Danke, KROKUS, danke! Mit dem Rausschmeißer Firestar endet ein viel zu kurzes Album ebenso fulminant, wie es begonnen hat. Das vielleicht einzige Stück, welches es stilistisch auch auf “Headhunter“ geschafft und dort zu den besten Tracks gebracht hätte.
Fazit: Ab jetzt heißt es im Falle KROKUS “Die großen Fünf“!!!!