KISS

Destroyer 45th Anniversary Deluxe Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.12.2021
Jahr: 2021
Stil: Classic Rock
Spiellänge: 86:58
Produzent: Bob Ezrin (Roiginal-Album), Steve Hammonds & Jeff Fura (Anniversary Edition)

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Plattenfirma: Universal Music


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Alice Cooper

Titel
Disc 1: Original Album Remastered
01. Detroit Rock City
02. King Of The Night Time World
03. God Of Thunder
04. Great Expectations
05. Flaming Youth
06. Sweet Pain
07. Shout It Out Loud
08. Beth
09. Do You Love Me?
10. Rock And Roll Party
Disc 2:
01. God Of Thunder And Rock And Roll (Paul Stanley Demos)
02. Detroit Rock City (Paul Stanley Demos)
 
03. Love Is Alright (Paul Stanley Demos)
04. I Don’t Want No Romance (Gene Simmons Demos)
05. Rock N’ Rolls Royce (Gene Simmons Demos)
06. Star (Gene Simmons Demos)
07. Beth (Acoustic Mix)
08. Shout It Out Loud (Mono Single Edit)
09. King Of The Night Time World (Live Rehearsal Instrumental)
10. Detroit Rock City (Instrumental)
11. Flaming Youth (Early Version)
12. Shout It Out Loud (Alternate Mix)
13. Deuce (LIVE IN PARIS – L’Olympia – May 22, 1976)
14. Strutter (LIVE IN PARIS – L’Olympia – May 22, 1976)
15. Flaming Youth (LIVE IN PARIS – L’Olympia – May 22, 1976)
16. Hotter Than Hell (LIVE IN PARIS – L’Olympia – May 22, 1976)
Musiker Instrument
Paul Stanley Gesang & Gitarre
Gene Simmons Gesang & Bass
Ace Frehley Gitarre & Gesang
Peter Criss Schlagzeug & Gesang

Diese Veröffentlichung kommt etwas überraschend, denn einen Re-Release nach 25 Jahren mag man noch verstehen als ein „Vierteljahrhundert“, aber eine Sonderauflage eines Albums nach 45 Jahren herauszubringen scheint mir etwas so, als hätte man es nicht bis zur vollen 50 ausgehalten. Zumal wir ja 2012 bereits eine “Resurrected“-Version des Albums serviert bekommen hatten, bei dem Ezrin auf der Basis der Original-Bänder einen Remix erstellt hatte. Aber was solls, die “45th Anniversary Deluxe Edition“ liegt nun einmal, dann wollen wir uns mal auf dieses historische Album drauf stürzen und es analysieren.

Dazu ist erst einmal eine kurze historische Einordnung sinnvoll, um zu wissen, wo KISS damals als Band standen. Ihre ersten drei Studio-Alben waren kommerziell betrachtet nämlich weit hinter den Erwartungen – insbesondere der Plattenfirma – zurückgeblieben. Fast schon aus der Verzweiflung heraus, entschied man sich dazu, ein Live-Album aufzunehmen und “Alive“ zeigte dann auch die Power und Größe, die KISS immer schon auf die Bühne brachten und verkaufte sich deutlich besser als die bisherigen Werke. Anschließend wurde der Plattenvertrag um zwei weitere Scheiben verlängert, natürlich mit der Vorgabe, an den Erfolg anzuknüpfen.

Dazu wurde Paul Stanley, Gene Simmons, Ace Frehley und Peter Criss mit Bob Ezrin ein erfahrener Produzent an die Seite gestellt, der damals insbesondere als langjähriger Produzent von Alice Cooper schon bewiesen hatte, dass er mit „Schockrockern“ auch in höchste Chartpositionen vordringen konnte. Aber er war nicht nur dafür da, um der Band den passenden Sound zu verpassen, er griff den Musikern auch kompositorisch unter die Arme. An gleich sieben der neun Songs war Ezrin als Co-Komponist beteiligt. Nur so als Beispiel, nicht Frehley oder Stanley komponierte das ikonische Solo im Opener Detroit Rock City, sondern Ezrin. Zudem sorgte er dafür, dass Paul Stanley über seinen Schatten sprang und seine Komposition God Of Thunder von Gene Simmons singen ließ, weil seine tiefere Stimme der Nummer deutlich besser zu Gesicht stand.

Ebenfalls am Songwriting beteiligt waren Songwriter Kim Fowley und Gitarrist Mark Anthony, die bereits zusammen mit Ezrin für Alice Cooper gearbeitet hatten; sie schrieben zusammen mit Stanley King of the Night Time World, außerdem wirkte Fowley noch an Do You Love Me mit. Das Stück Beth hatte Schlagzeuger Peter Criss gemeinsam mit Stan Penridge für seine frühere Band LIPS geschrieben. Nach eigenen Aussagen nutzte Ezrin die Zeit im Studio auch dazu, den Musikern die Feinheiten ihrer Kunst beizubringen wie Musiktheorie, Arrangements und Effekte sowie das perfekte Stimmen ihrer Instrumente. So entstand das bisher stimmigste und bis zum heutigen Tag kommerziell erfolgreichste Album der Band-Geschichte.

Den Erfolg und seinen legendären Ruf verdankt das Album insbesondere den unsterblichen Rock-Hymnen Detroit Rock City, Shout It Out Loud und God Of Thunder. Zudem katapultierte die eigentlich sehr kitschige Ballade Beth KISS in den Mainstream. Daneben hat das Album mit King Of The Night Time World und Do You Love Me zwei weitere gutklassige Rocker. Die restlichen Songs zeigen eine experimentellere Seite an KISS, insbesondere Great Expectations, Flaming Youth und Sweet Pain, die alle ein wenig der damals herrschenden Glam Rock-Szene Tribut zollten. Damit warf das Album direkt vier Lieder ab, die seitdem eigentlich immer zum Standard-Repertoire der Live-Konzerte gehören.

Trotzdem waren die damaligen Kritiken nicht gerade positiv. Das Rolling Stone Magazin nannte das Album „glanzlos“ und den Gesang „gewöhnlich und gefühlsleer“. Die Zeitung The Village Voice sprach sogar von KISS’ bis dato uninteressantestem Album und warf Ezrin vor, er habe nur Bombast und Melodramatik hinzugefügt. Und so verschwand das Album damals nach dem Debüt auf Platz 11 der Charts dann auch schnell wieder vom Radar, bevor Radiostationen anfingen, die B-Seite der Detroit Rock City-Single zu entdecken und diese mit viel Airplay zu einem Hit zu machen. Dabei hatten KISS Beth dort bewusst „versteckt“, weil sie selber nicht so recht wussten, was sie mit dem Song anfangen sollten. Und so wurde eine rührselige Ballade über Trennungsschmerz der Song, der das Album wieder hoch in die Charts zurückbrachte, zur ersten Scheibe der Band machte, die mit Platin ausgezeichnet wurde und vielleicht sogar die Karriere von KISS rettete.

Das Album kommt natürlich in einer remasterten Version daher, die deutlich besser klingt als das Original von 1976. Alles andere wäre dem geneigten Käufer ja auch wohl nicht zu vermitteln gewesen. Aber im Vergleich zur “Resurrected“-Version fallen dann klanglich nicht mehr so viele Unterschiede auf. Auch das ist natürlich eher wenig überraschend. Das einzig wirklich Neue an der Original-Scheibe ist daher der Track Rock And Roll Party, der aber eher eine unbeeindruckende Geräuschkulisse ist, als dass er wirklich eine Partystimmung wiedergibt. Für Neues müssen sich die Fans, dann an der Bonus-CD erfreuen (außer sie leisten sich das „SuperDeluxe Box Set“, auf dem es gleich drei Bonus-Scheiben gibt).

Aber hier haben KISS tief in den Band-Archiven gegraben und sind mit einigen Schätzchen wieder aufgetaucht, so zum Beispiel das Original-Demo zu God Of Thunder, auf dem Stanley noch das Lied singt und das noch einige andere gravierende Unterschiede zu dem Monster-Song aufweist, den Fans kennen und lieben. Aber auch Detroit Rock City ist in seiner Rohform enthalten und zeigt eher in Nuancen, wie Ezrin und die Band, an dem Song gefeilt haben, unter anderem an den Drum-Parts, die hauptsächlich von dem Produzenten stammen. Mit den Songs Love Is Alright (von Stanley) sowie I Don’t Want No Romance sowie Rock ‘n‘ Rolls Royce und Star (alle von Simmons komponiert) sind auch einige vorher unveröffentlichte Demos zu hören, die zeigen, wo die Musiker damals musikalisch standen.

Als weitere Boni haben KISS hier eine Akustik-Version von Beth (bei dem ich finde, dass Criss’ Stimme besser hervorsticht als im Original), die Mono-Single-Version von Shout It Out Loud, eine live mitgeschnittene instrumentale Aufnahme von King Of The Night Time World, Detroit Rock City ebenfalls ohne Gesang, eine frühe Version von Flaming Youth und einen alternativen Mix von Shout It Out Loud beigefügt. Den Abschluss bilden dann vier Bootleg-Live-Aufnahmen aus dem L’Olympia in Paris vom 22. Mai 1978, nämlich Deuce, Strutter, Flaming Youth und Hotter Than Hell. Der Sound ist dabei sehr roh und auch ein gutes Stück übersteuert aber transportiert sehr gut das damalige Feeling eines KISS-Gigs. Das europäische Publikum reagiert zu Beginn noch nicht ganz so frenetisch wie wohl einige Jahre später aber einige sind schon hörbar im KISS-Fieber und lassen sich von Stanley, Simmons, Frehley und Criss mitreißen.

Alles in allem ist die “45th Anniversary Edition“ von “Destroyer“ sicherlich eine lohnenswerte Anschaffung, die sich natürlich in erster Linie an die KISS-Fans richtet. Allerdings gehört das Album laut Rolling Stone zu den 500 besten Rock-Alben der Geschichte und auch in der Zusammenstellung von Autor Robert Dimery gehört “Destroyer“ zu den 1001 Alben, die man gehört haben muss, bevor man stirbt. Und obwohl ich als nahezu lebenslanger Fan der Band andere Alben „besser“ finde, möchte ich diesen Einschätzungen nicht widersprechen. Und um das Album sowie KISS für sich zu entdecken ist diese „Geburtstagsedition“ ein wirklich guter Ausgangspunkt.

 

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