Translated From Love, Rykodisc, 2007 | ||||
Kelly Willis | Lead & Harmony Vocals | |||
Chuck Prophet | Guitars, Backing Vocals | |||
Greg Leisz | Guitars, Pedal Steel | |||
John Ludwick | Bass, Upright Bass | |||
Michael Ramos | Piano, Organ, Wurlitzer, Moog | |||
Mark Pisapia | Drums | |||
Jules Shear, Bruce Robison | Backing Vocals | |||
| ||||
1. Nobody Wants To Go To The Moon Anymore | 7. The More That I'm Around You | |||
2. Sweet Little One | 8. Sweet Sundown | |||
3. Don't Know Why | 9. Success | |||
4. Teddy Boys | 10. Stone's Throw Away | |||
5. Losing You | 11. I Must Be Lucky | |||
6. Too Much To Lose | 12. Translated From Love | |||
Das Schöne an einem Kelly Willis-Album, neben der Musik selbstverständlich, ist immer auch ein Blick in die Fotogalerie auf der offiziellen Website oder ins Booklet. Betörte sie 2002 auf ihrem letzten Album "Easy" noch mit dem natürlichen Charme der süßen Nachbarin von nebenan, gibt sich Frau Willis im Jahr ihres brandneuen Albums "Translated From Love" als leicht spleeniger Vorstadt-Vamp samt magersuchtverdächtigen Körpermaßen.
In den fünf Jahren seit "Easy" kümmerte sie sich, neben der Pflege ihres aparten Äußeren, fast ausschließlich um die Erziehung ihrer Kinder und fand irgendwann einmal auch Zeit und Muße, sich um ein neues Album zu kümmern, welches sie unter tatkräftiger Mithilfe ihres langjährigen Kumpels Chuck Prophet, der hier als Produzent und Gitarrist firmiert, in ihrem Homestudio fertigte. So finden sich auf "Translated From Love" gleich auch eine Handvoll Willis/Prophet Co-Autorenschaften, die hie und da sogar noch mit Songwriterideen von Jules Shear aufgewertet werden.
Das Überraschende und Interessante an Kellys neuem Album dürfte wohl die ausgesuchte und absichtlich eingeforderte Stilvielfalt der zwölf Songs sein. Willis hatte offenbar Lust auf ein wenig Abenteuer. Die zeitweilige Abwendung vom herzerweichend zarten Ton ihres Vorgängeralbums, das einem langen, innigen Country-Kuss glich, zu betont auffälligen Coverversionen wie Adam Greens Teddy boys im Rockabilly-Stil oder die Kirmes-Witz-Nummer Success aus der Feder von Iggy Pop und David Bowie sind so erstaunlich wie gewöhnungsbedürftig.
Natürlich befriedigt Kelly Willis auch wieder die Sehnsüchte aller Fans, die sie als ganz grandios singende Country-Göttin betrachten. So im rasanten Opener Nobody wants to go to the moon anymore oder dem scharf rockenden, von Chuck Prophets und Greg Leisz' Gitarren dominierten I must be lucky. Den Duft einer partytauglichen 60's-Hitparaden-Nummer verströmt das eingängige, wurlitzerverzierte Don't know why, während sie in Losing you und Too much to lose die ach so arg vermißte, schmachtende, zärtliche, zerbrechliche und wundervoll singende Lady gibt.
Kelly Willis spannt also auf ihrem neuen Werk einen so von ihr noch nicht dargebotenen Bogen musikalischen Abwechslungsreichtums, der zunächst dem alten Fan ein erstauntes Schlucken abfordert, dann aber mit Souveränität und Überzeugungskraft immer mehr an Boden gut macht. Lediglich die etwas matte und farblose, bisweilen drucklose Soundinszenierung, die Produzent Chuck Prophet zu verantworten hat, könnte ein wenig mehr Punch gebrauchen. Die Produktion als solche klingt irgendwie etwas gedeckelt.
Ansonsten ein insgesamt feines Album, wenn es bisher in seiner Gesamtheit auch nicht an die Klasse des liebgewonnenen Vorgängers "Easy" heranzureichen scheint.