Kathleen Edwards
Failer, Zoe Records/Rounder Records, 2003
Kathleen Edwards Acoustic Guitar, Strings
Dave Dudley Drums
Peter Von Althen Drums & Percussion
Kevin McCarragher Bass
Jim Bryson Electric Guitar, Banjo, Vocals
Dave Draves Organ, Piano
Fred Guignon Slide Guitar, Lap Steel, National Steel
Joel Anderson Drums & Percussion
Maury Lafoy Piano
Peter Cancurra Baritone, Soprano Saxaphone
Blair Phillips Alto Saxaphone
Tom Thompson Pedal Steel
Produziert von: Dave Draves & Kathleen Edwards Länge: 41 Min 10 Sek Medium: CD
1. Six O'clock News6. Mercury
2. One More Song The Radio Won't Like7. Westby
3. Hockey Skates8. Maria
4. The Lone Wolf9. National Steel
5. 12 Bellevue10. Sweet Lil' Duck

Oh Mann, was bringt die Tätigkeit für's HoR doch immer wieder für wunderbare Künstler zum Vorschein. Dieses Mal ist es die junge kanadische Künstlerin Kathleen Edwards (24) aus Ottawa, die zwar in ihrem Heimatland und auch in den U.S.A. schon für reichlich Furore sorgte, in unseren Breitengraden aber gänzlich unbekannt ist.

Ich hoffe, das ändert sich alsbald. Denn dieses Debutalbum, welches schon Anfang 2003 in Kanada erschien und immerhin für den Juno Award (den kanadischen "Grammy") nominiert wurde, hat so verdammt viele wunderbare Momente, so viel Emotionen, so viel erinnerungswürdige Melodien, dass das Herz eines alten Roots-Rockers anfängt zu vibrieren (schaut euch mal Kathleens Fotos an ... ist das ein Star?)

Kathleen Edwards hat den klassischen Weg eingeschlagen und direkt nach dem College (1999/2000) ihre Gitarre und ihre Songs in ihren Suburban gepackt und die Ochsentour durch die heimischen Clubs angetreten, wo sie so manches Mal vor lächerlichen 5 Zuhörern spielte. Nachdem sie durch ihren Bruder, der ihr die Platten von Bob Dylan und Tom Petty näherbrachte, ein wenig beinflusst wurde und das 1997er WHISKEYTOWN-Album "Strangers Almanac" als eins ihrer Lieblingsalben gilt, wurde ihre Vision, ihr unbedingter Wille durch solche wenig aufbauenden Club-Gigs keineswegs gebrochen. No glamour, just hard work!

Die ebenfalls sehr musikalischen Eltern liessen ihr im Kindesalter schon eine klassische Violinenausbildung zu Gute kommen, so dass ein profundes Basiswissen ihren Weg zum klassischen Songwriting ebnete. Nach den Aufnahmen zu ihrer ersten, selbstfinanzierten EP ergaben sich zwangsläufig Kontakte zu Plattenfirmen, die letztendlich in der Produktion von "Failer" mündeten.

Die in der kanadischen Presse bemühten Vergleiche zu Lucinda Williams sind natürlich ein wenig überhöht, denn die junge Dame muss sich erst noch mit ihren kommenden Alben beweisen. Aber eine gewisse Ähnlichkeit in der Stimmführung, der leicht angeraute Unterton, die Lässigkeit kommen der großen Lady des Roots-Songwriting schon ziemlich nahe.

Kathleens Texte stecken voller Emotionen, die kurz und bündig, ohne große Poesie auf den Punkt kommen. Sie sagt selbst, dass ihre Geschichten nur teilweise Selbsterlebtes widerspiegeln. Aber das spielt nun wirklich keine Rolle, weil die Geschichten um tragische Loser, fehlgeleitete Rockstars, missverstandene Partnerschaften, alkoholertränkte Enttäuschungen oder sexuelle Abenteuer mit älteren Männern in zweitklassigen Motels so viel Wahrheit bzw. nachvollziehbare Momente vermittelt, dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität hinter der Kraft dieser Worte verschwindet.

Die Musik orientiert sich an den obengenannten Großmeistern, transportiert zudem mehr oder weniger deutliche Querverweise zum kanadische Oberguru Neil Young und seinem CRAZY HORSE, wagt sich aber auch in Bereiche die vormals schon von weiblichen Kolleginnen wie beispielsweise Beth Orton, Gemma Hayes oder Jonatha Brooke erkundet wurden.

Meine absoluten Favoriten auf diesem sehr empfehlenswerten Album sind Six o'clock News mit seinem David Lindley Lap-Steel-Gedächtnis-Solo und auch sonst sehr einnehmenden Drive der kompletten Band, das desillusionierte und träge dahinschwebende Hockey Skates und das pot-verräucherte, zauberhafte Mercury, einem der schönsten Slow-Songs der letzten Zeit.

Ihr merkt schon, ich bin hingerissen. Lernt diese Frau kennen, es lohnt sich. Hörbeispiele findet man hier.

Frank Ipach, 01.05.2004

 

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