Karma To Burn

Gascoine

Stuttgart, Landespavillion, 30.06.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 08.07.2009
Stil: Stoner Punk

Links:

Karma To Burn Homepage



Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Karma To Burn, Gascoine,
Stuttgart, Landespavillon, 30.06.2009

Es gibt ja im Musikgeschäft immer mal wieder die eine oder andere Überraschung. Gerade in der Sparte "Comebacks und Reunions" ist es ja eher die Ausnahme, wenn eine Band sich nach einigen Jahren Ruhepause nicht mehr wieder zusammenfindet. Aber bei KARMA TO BURN war schon immer alles etwas anders - sie haben ja auch einen Plattenvertrag in den Wind geschossen, um ihr Konzept ohne Sänger durchzusetzen. Jedenfalls hätte ich nicht gedacht, die Band die bei mir in den 90ern oft auf heavy Rotation lief, noch einmal live zu sehen. Aber nun, da wir 2009 schreiben, haben sich KARMA TO BURN tatsächlich wieder berappelt, gehen erst einmal auf Tour und planen auch ein neues Album. Aber der Reihe nach. Zunächst sollten nämlich die Lokalmatadoren von GASCOINE den Stuttgarter Landespavillon aufheizen. Wobei es da wirklich nichts mehr aufzuheizen gab - hochsommerliche Temperaturen und geradezu tropische Luftfeuchtigkeit sorgten für allgemeine Raumflucht in den Außenbereich und gesteigerten Getränkekonsum. Leider konnte das Ganze nicht als Open Air stattfinden (die baulichen Gegebenheiten hätte das Landespavillon ja eigentlich), da der Lärmschutz dem entgegenstand. Und gerade bei GASCOINE ging es auch mächtig laut zu - für meinen Geschmack etwas zu laut von der Abmischung her. So war ihr urbaner, dreckiger StonerPunk'N'Roll der sprichwörtliche Schlag auf die Zwölf und auch für die Ohren nicht ganz schmerzfrei. Mir persönlich sind die Songs etwas zu wenig (g)riffig, zu wenig Stoner und zu viel Punkattitüde, weshalb auch manchmal reichlich abrupt beendet. Aber dem Publikum gefielt es schon ziemlich gut und die Stimmung war dementsprechend, und das ist ja die Hauptsache.


Nach kurzer Umbaupause standen dann gegen 22.30 Uhr KARMA TO BURN auf der Bühne und gaben mächtig Zunder. Jetzt passte auch der Sound (ohne Gesang ist das ja auch etwas einfacher zu regeln) und Will Mecum an der Gitarre, Rich Mullins am Bass und Rob Oswald an den Drums bewiesen, dass sie wieder richtig Spass am gemeinsamen auf der Bühne stehen haben. Es gab natürlich überwiegend die alten Klassiker, wobei nur die echten KARMA TO BURN-Fans etwas mit den Titeln Twenty, Five, Twenty Eight oder Thirty Two werden assoziieren können. Immerhin war auch schon ein bisschen neuer Stoff im Angebot, man bastelt ja gerade an einem neuen Plattenvertrag und auch einem entsprechenden Release für 2010. Die Maxime für die Musik ist ohnehin über die Jahre gleich geblieben: riffbetonter, groovender Powerrock, der seine Wurzeln im Stoner und auch ein wenig im Southern Rock hat. Die Songs sind kompakt, relativ kurz und knackig, Soloausflüge bleiben praktisch aus, Teamplay und auf den Punkt kommen ist angesagt.

Das Stageacting ist zwar überschaubar, aber stimmig zu dieser relativ geradlinigen und doch nicht simplen Musik. Will macht den Stoiker im gleich bleibenden Spreizschritt, die Gitarre auf dem Oberschenkel abgelegt, während Rich den muskelbepackten Sonnyboy gibt, die Sonnenbrille hochgeschoben und festgetackert. Rob Oswald dagegen, der ja u.a. auch schon für NEBULA oder NICK OLIVERI AND THE MONDO GENERATORD tätig war, ist mehr der etwas nach Späthippie aussehende Drum-Derwisch. Man merkt jedenfalls, dass die Jungs top aufeinander abgestimmt sind, schon sehr lange zusammenspielen und jetzt wieder neue Kraft und Zuversicht geschöpft haben, da jedes Rädchen ineinander greift - kurzum, auch wenn ich sie vor dem Split 2002 nie live gesehen habe, sind sie wahrscheinlich jetzt besser denn je. Etwas reifer und abgeklärter, auch dank vieler (zum Teil negativer) Erfahrungen im Business, mit klarerem Kopf und frischer Energie.


Es ist ja immer wieder ein Phänomen, das viele Musiker und Bands die richtige Wertschätzung erst erfahren, wenn sie nicht mehr auftreten oder keine Musik mehr machen. In der letzten Zeit vor ihrem Auseinanderbrechen im Jahre 2002 waren KARMA TO BURN allenfalls noch eine kuriose Randnotiz, die dickköpfige Stoner Rockband ohne Sänger. Aber während der Zeit ihrer Abwesenheit merkten viele Leute aus der Sludge und Stoner Szene, wie ihnen diese Truppe aus Hicksville, West Virginia doch fehlte, deren Liveauftritte nachgetrauert wurde und die Band schon fast zum verklärten Mythos wurde. Folglich war jetzt auch die Wiedersehensfreude groß und das Landespavillon gut gefüllt. Natürlich, wir sprechen hier nicht von Musik für die Massen, das Ganze hat schon noch ehrlichen Underground-Geschmack, aber das gesteigerte Interesse an KARMA TO BURN ist auch für die Band selbst fast schon ein Quantensprung. Entsprechend war dieses Konzert für alle Beteiligten eine win-win-Situation und vor allem ein im wörtlichen Sinnen schweißtreibender Abend mit bodenständigem, ehrlichem und unermüdlich treibendem Powerrock, der erst kurz vor Mitternacht ausklang. Mehr als schön, dass dieses kraftstrotzende Trio wieder da ist.

Ralf Stierlen, 30.06.2009

 

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