Kaipa

Kaipa/Inget Nytt Under Solen

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 30.05.2015
Jahr: 2015
Stil: Prog Rock

Links:

Kaipa Homepage



Redakteur(e):

Marc Langels


Kaipa
Kaipa/Inget Nytt Under Solen, Tempus Fugit, 2015
Hans LundinGesang & alle Keyboards
Roine StoltGitarre
Tomas ErikssonBass
Ingemar BergmannSchlagzeug
Gastmusiker
Lars HoflundGesang
Produziert von: Martin Ingelström Länge: 112 Min 27 Sek Medium: CD
Disc 1: Kaipa (53:45)Disc 2: Inget Nytt Under Solen (58:42)
01. Musiken Är Ljuset01. Skenet Bedrar
02. Saker Har Tva Sidor02. Ömson Sken
03. Ankaret03. Korstag
04. Skogspromenad04. Stengrodornas Parad
05. Allting Har En Början05. Dagens Port
06. Se Var Morgon Gry06. Inget Nytt Under Solen
07. Förlorad I Istanbul07. Awakening - Bitterness (Bonus Track)
08. Oceaner Föder Liv08. How Might I Say Out Clearly (Bonus Track)
09. Fran Det Ena Till Det Andra (Bonus Track)09. Gate Of Day (Bonus Track)
10. Karavan (Bonus Track)10 Blow Hard All Tradewinds (Bonus Track)

In den 1970er Jahren war das Epizentrum der Progressiven Rockmusik sicherlich auf der britischen Insel zu finden: YES, GENESIS, KING CRIMSON, ELP – sie standen an der Speerspitze dessen, was anspruchsvoll und rockig zugleich war. Aber daneben entwickelten sich auch im Rest Europas einige beeindruckende Gruppen. Eine davon waren KAIPA aus Schweden, die auch noch nach 40 Jahren – trotz einer zwischenzeitlich sehr langen Pause – noch aktiv sind. Im vergangenen Jahr erschien das bislang jüngste Werk der Schweden “Sattyg“.

Aber die alten Werke aus den Anfangstagen der Schweden waren kaum mehr zu bekommen, deshalb hat das deutsche Label Tempus Fugit die ersten beiden Scheiben der Band um Hans Ludin, “Kaipa“ und “Inget Nytt Under Solen“, wiederveröffentlicht. Sie zeigen eine junge, wagemutige und experimentierlustige aber auch technisch bereits exzellent muszierende Band, die schon bereits von Anfang an auf der Suche nach ihrer eigenen musikalischen Sprache war – und auch nicht davor zurückschreckte, ihre Texte auf Schwedisch zu verfassen.

Klanglich orientierten sich KAIPA schon immer eher an GENESIS oder PINK FLOYD denn an der Komplexität von KING CRIMSON oder YES. Das bedeutet sehr melodisch und auch dezent Folk-orientiert wird hier musiziert. Der Band geht es nicht so sehr darum, ihre individuelle Befähigung in den Vordergrund zu stellen, sondern darum, interessante und spannende Musik zu kreieren. Da Keyboarder Hans Lundin den Großteil des Songwritings beisteuerte, darf auch nicht verwundern, dass die Hammond-Orgel und das Rhodes-Piano hier akustisch einen deutlichen Schwerpunkt setzen und der zu dem damaligen Zeitpunkt erst gerade volljährige Gitarrist Roine Stolt sich weitgehend zurückhält.

Zusammen ist es der Band aber schon mit ihrem ersten Werk gelungen, einige wunderbare – wenn auch zumeist übersehene – Perlen der frühen progressiven Rock-Musik zu kreieren. Dabei geht die Band sehr feinfühlig und sensibel an die Musik heran, ohne dass die Lieder deswegen in irgendeiner Form „lahm“ erscheinen würden. Die Rhythmus-Sektion von Tomas Eriksson (Bass) und Ingemar Bergman (Schlagzeug) entwickelt einige sehr feine Grooves, über denen dann Lundin und Stolt ihre wunderschönen Melodien wie ein Netz ausbreiten, das die Aufmerksamkeit des Zuhörers festhält- Angesichts der vielen exzellenten Debüt-Alben der bereits angesprochenen Bands brauchen KAIPA keinen Vergleich zu scheuen.

Nach diesem gelungenen Auftakt brauchten die Schweden nur ein Jahr, um ihr zweites Album “Inget Nytt Under Solen“ (übersetzt etwa: Nichts Neues Unter der Sonne) in unveränderter Zusammensetzung einzuspielen und zu veröffentlichen. Ziel war es, den sehr guten Eindruck des Vorgänger-Werks zu bestätigen, was KAIPA wieder einmal mit fast schon spielerischer Leichtigkeit gelingt.

Schon der Auftakt mit Skenet Bedrar ist ein Fest für Fans des 70er-Jahre-Prog-Rock. Fast 22 äußerst abwechslungsreiche Minuten zeigen gleich einmal, was die Band ausmacht. Eine klangliche Bandbreite, wie man sie selbst zu dieser Hoch-Zeit des Progressive Rock nicht allzu häufig fand, ein feines Gespür dafür, wann ein Song eine neue Wendung benötigt und feine Soli gerne auch mit verschiedenen Keyboard-Sounds wie Mellotron, Hammond, Rhodes, Clavinet etc. Dazu als Gegenpart die wunderbar eingesetzte Gitarre und das Proggie-Herz öffnet sich weit.

Das zweite Highlight des Albums ist der Titelsong, der wohl ebenso wie Skenet Bedrar eine der beste Nummern des gesamten KAIPA-Katalogs ist. Hier ist es vor allen Dingen der Wechsel zwischen dem melancholischen Eingangs-Teil, den zum Teil spacigen Atmosphären, die die Band erschafft, den dezent eingestreuten Breaks, dem manchmal knarzig-knurrenden Bass von Eriksson und einem gewissen Händchen für einprägsame Melodien, die das Stück so unvergesslich machen. Dies ging wohl auch den beteiligten Musikern so, denn die zweite Band von Lundin und Stolt, die FLOWER KINGS, nahm die Nummer später mit dem englischen Titel Nothing New Under The Sun hin und wieder mal gerne in ihr Live-Programm auf.

Die Bonus-Tracks des Albums beweisen, dass es beileibe keine falsche Entscheidung war, die Originale in der schwedischen Muttersprache der Band zu verfassen. Denn das verlieh dem Gesang etwas sehr mystisches und unterstrich die ohnehin zumeist vorhandene melancholische Stimmung der Kompositionen. Aber der englische Gesang von Lars Hoflund mag nicht so richtig passen – insbesondere aber wenn man vorher das Original gehört hat. Zumal Hoflund nun auch nur über eine ordentliche – aber beileibe keine phantastische – Songstimme verfügt. Einzig das sehr starke Blow Hard All Tradewinds weiß von den Bonus-Nummern rundherum zu überzeugen.

Mit “Kaipa“ und “Inget Nytt Under Solen“ haben Tempus Fugit hier zwei wunderbare Frühwerke aus der Karriere der Schweden „gehoben“ und diese in einer wundervollen klanglichen Überarbeitung von Martin Ingelström hier wiederveröffentlicht. Hinzu kommen die interessanten Liner Notes, die den beiden Alben beiliegen sowie die englische Übersetzung der schwedischen Texte, die dem Hörer auch hier einen besseren Zugang ermöglichen. Für Fans des 70er-Jahre-Progressive Rock sind diese beiden Alben ein kleines „must-have“ denn KAIPA standen hier den erfolgreicheren Bands in absolut Nichts nach. Und Fans der FLOWER KINGS können hier noch einmal nachhören, was ihre Helden Stolt und Lundin früher so getrieben haben.

Marc Langels, 27.05.2015

 

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