The Good Life, Bloodshot Records, 2008
Justin Townes EarleVocals, Guitars, Keyboards
Cory YountsBanjo, Mandolin
Pete FinneyPedal Steel
Bryn DaviesBass
Bryan OwingsDrums
Skylar WilsonKeyboards
Josh HedleyFiddle
Produziert von: RS Field & Steve Poulton Länge: 31 Min 08 Sek Medium: CD
01. Hard Livin'06. What Do You Do When You're Lonesome
02. Good Life07. Turn Out My Lights
03. Who Am I To Say08. Lonesome And You
04. Lone Pine Hill09. Ain't Glad I'm Leaving
05. South Georgia Sugar Babe10. Far Away In Another Town

"Du musst nicht unbedingt abgewrackt sein oder dich selbst quälen, um Songs zu schreiben", erklärt Justin Townes Earle, dessen Debutalbum (zuvor erschien lediglich eine EP) seit einigen Wochen für Furore sorgt (immerhin Platz 1 der 'Euro-Americana-Chart' im März). "Ich hab immer eine Menge Zeugs geschrieben, sehr viel sogar, aber an die Hälfte der Lieder kann ich mich kaum erinnern. Jetzt aber sitze ich hier, schreibe sie, bringe sie schließlich zu Ende und behalte die Songs sogar."

Ja, ja, soviel zu Justin Townes Earles wenig glorreicher Vergangenheit, die er, jetzt wo er die 25 Jahre erreicht hat, mit einem eher humorvollen Ansatz betrachtet. J.T. Earle, der seine jugendliche Sturm-und Drangphase ausgerechnet in Papas Band verbrachte, hinter der niemand geringeres als der große Steve Earle steckt, hat sich frei geschwommen von schlechten Angewohnheiten und unschlüssigen Ambitionen und dem Rausschmiss aus Vaters Band. Justin Townes macht jetzt sein Ding. Nicht mehr und nicht weniger als Country-Music in seinen unterschiedlichsten Facetten.

Im Grunde steht "The Good Life" für Tradition, kommt sehr altmodisch, um es positiv zu wenden 'zeitlos' daher, aber nichts desto weniger sehr überzeugend und frisch. Wenn man nicht wüsste, dass Justin Townes hier auf sein ureigenes Material vertraut, säße man wohl schnell dem Irrglauben auf, man habe es mit einem Haufen Klassiker zu tun. Sehr reif, sehr abgehangen, lässig und gekonnt gespielt, mit jeder Menge Swing und Verve und bei aller gelegentlichen, textlichen Tiefsinnigkeit immer mit genügend Zug und Drang jeglicher Melancholie schnell den Rücken zu kehren. Meist klingt die Band wie die Zusammenkunft einer Mannschaft altgedienter Recken, was hier als großes Kompliment zu verstehen ist, und erinnert in manchen Momenten sogar an Vater Steve Earles folkige, balladeske Momente (z.B. Who am I to say) oder an die Grandezza seines Namenspaten Townes Van Zandt, beispielsweise in Lone Pine Hill.

Alles in allem beweist "The Good Life" wieder einmal, dass man seiner genetischen Vorbestimmung nicht gänzlich entkommen kann und das es auch heutzutage glücklicherweise immer noch junge Musiker gibt, die sich den altehrwürdigen Traditionen mit Hingabe zu verschreiben wissen. Zweifellos eine große Leistung, Mr. Earle jr..

Frank Ipach, 04.06.2008

 

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