Juergen Zöller

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 04.12.2008
Jahr: 2008
Verlag: Bosworth Music GmbH

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers, Bosworth Music GmbH, 2008
ISBN: 978-3-86543-390
Umfang: 298 Seiten
Preis: 14,95 € zzgl. Versandkosten

60 Jahre - und kein bisschen leise. In etwas abgewandelter Form hätte Curd Jürgens' Hit-Single aus dem Jahre 1976 auch einen recht passablen Titel für dieses Buch abgegeben. Die schmerzenden Ohren einiger Musiker vom WDR-Rundfunkorchester 1995 würden das sogar dick unterstreichen.
Ja, wie? Was, der Zöller ist schon 60? Genauso ist es, Damen und Herren, auch wenn das alte Kinski-Face gar nicht danach aussieht. Mehr als Grund genug, mal die Memoiren niederzuschreiben. Jürgen Zöller selbst sorgt für die Anmerkungen und Erläuterungen - aufgeschrieben hat es Thomas Zimmer, seines Zeichens Schreiberling über Rock, Pop und Folk seit anno 1980. Und aufzuschreiben gab es reichlich, denn der "BAP-Trommler" ist zwar genau in dieser Position den meisten Leuten bekannt, aber das macht er ja erst seit knapp über 20 Jahren und es war ein weiter Weg, von einem "kleinen Kaff im Westerwald", bis ihm Wolfgang Niedecken zum 40. Geburtstag die Eier einquetschte.
Zwischenzeitlich durchlebte Jürgen Zöller die deutsche Musikgeschichte aus erster Hand mit und der Leser begleitet ihn dabei. Bis man schließlich bei BAP angelangt ist, ist über die Hälfte dieses Buches bewältigt. Eine Durststrecke ist es bis dahin beileibe nicht. Der Jürgen mag im Westerwald geboren sein, aber seine musikalische Entwicklung fand doch großteils in und um Frankfurt statt, sodass man bei ihm schon fast von einem Hessekopp sprechen kann. Förderlich ist es natürlich und erhöht den Spaß, wenn man noch etwas von jener Zeit selbst erlebt hat. Etwa das "Zoom" kannte, oder das "Storyville" oder gar die "Fliegerklause". Ich kenne Leute, die kriegen bei diesen Namen leuchtende Augen! Die Augen der Gäste damals leuchteten auch öfter aber aus verschiedenen anderen Gründen. Und Jürgen war in vorderster Front, als Mitte der 60er Jimi Hendrix in Town war und zog mit Noel Redding bis in die Morgenstunden um die Häuser.
Vielleicht erinnert sich ja mancher gar an THE KING BEATS und die Platte "Live at the Liverpool Hoop Vol. 2". Keine Frage, wer da am Schlagzeug saß. So erlebt man einen Teil der deutschen Pop-Musikgeschichte unterhaltsam mit. Wer über die Zeit der BEATLES in Hamburg gelesen hat, findet manche hessische Parallele. Wer Filme wie Marius Müller-Westernhagens "Theo gegen den Rest der Welt" und "Aufforderung zum Tanz" gesehen hat, kann sich manche der Typen und Figuren vorstellen, die den Weg von Jürgen Zöller kreuzten. Natürlich ist man auch dabei, wenn Zöller beim Bund ist, bzw. diesen etwas unüblich verlässt.

So macht der Leser auch den Weg mit runter ins spanische Hippie-Mekka Torremolinos, kauft die erste LED ZEPPELIN LP in der Woche ihrer Erscheinung und saugt zusammen mit Jürgen immer mehr Einflüsse auf.
Der rote Faden wird - da ist die Schreibweise von Thomas Zimmer nicht immer förderlich - manchmal etwas dünn, aber man bleibt gefesselt, weil bald wieder etwas Interessantes sich begibt.
Straighter wird Zöllers Leben nach der Rückkehr, als sein drummerischen Fähigkeiten sich immer weiter herumsprechen und sie ihn auch nach Österreich tragen, wo nahezu die gesamte erste Garde der Liedermacher, von Ambros bis Fendrich, sich die Dienste des Schlagwerkers sichert. Aber der Trommler bleibt umtriebig. Vielleicht hat er gespürt, dass seine Bestimmung noch kommen sollte.
Vorher kam er zu Ruhm und Ehren (und bis in die DDR) mit dem deutschen Disco-Schlachtschiff SUPERMAX und vielleicht wäre er noch länger gar und bis heute Schlagzeuger bei Wolf Maahn, wäre dem der Sinn nicht plötzlich nach anderer Musik und Verwirklichung gestanden.
Vom "Deserteur" gleich zu BAP? Nee, nee, da schallte plötzlich ein "Erbarmen, zu spät! Die Hesse komme!" durch den südhessischen Raum und wer sorgte für den dampfenden Rhythmus? Ratet mal.
Die Party- und Tanzmusik von James Last mag oft belächelt worden sein, aber Kenner wissen, dass nur knallharte Profis in dieser Big-Band mitspielen konnten und eine kleine Weile saß auch ein gewisser Jürgen Zöller hinter dem Schlagzeug.
1987 war's aber dann endlich soweit. Lange Jahre hatten Niedecken und Co. schon ein Auge auf Jürgen geworfen, aber "abwerben", so etwas machte man ja nicht.
Gleich ging's ab nach China, für ein paar völlig neue Erfahrungen. Nicht nur, was das Land angeht. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich die - aus Jürgens Sicht - ultimative Besetzung der Band ergeben sollte. Bis dahin musste er manches einstecken, sich durch manche Session kämpfen und körperliche Probleme mussten auch bewältigt werden.
Daneben war immer noch Gelegenheit, mit Chuck Berry aufzutreten oder eben besagtem Rundfunkorchester die "Zappel-Skala" etwas nach oben zu erweitern.
Für mich ist dieses Buch ein herrlicher Einblick in die Musikszene Deutschlands (auch Österreichs) seit den 60er Jahren. Da braucht man weder Schlagzeuger noch BAP-Fan zu sein um - auch wenn das Geschriebene einen Marcel Reich-Ranicki nicht beeindrucken würde - hieran seinen Spaß zu haben.
Wegen all der Verdienste, die hier endlich mal deutlich werden und auch wegen der Tatsache, dass Jürgen Zöller vor 15 Jahren nur ein paar Kilometer von mir entfernt, im Spessart, geheiratet hat, rufe ich ihm (wiederum eine kleine Abwandlung) zu:
"Long may you drum!"

Epi Schmidt, 04.12.2008

 

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