Judy Spellman And The Phavior Adelic Eclectic Funk, Phamosa Records, 2016 |
Judy Spellman | Gesang | |||
Fabio Nettekoven | Gitarre | |||
Mickey Neher | Schlagzeug | |||
Thierry Jasmin-Banaré | Bass | |||
Karlos Boes | Saxophon | |||
Kay Vester | Percussion | |||
Martin Scholz | Orgel & Rhodes | |||
Philipp Schug | Posaune | |||
Lars Kuklinski | Trompete | |||
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01. Get Your Move On | 08. No Matter What The Say | |||
02. Keep What You Kept For Me | 09. Like Being In Love | |||
03. Don't Talk Me Over | 10. Goodman | |||
04. Talk To Me | 11. Bond For Life | |||
05. Sure I Know | 12. Soulshine | |||
06. Soulbowl '70 | 13. Reality Is Something Else | |||
07. Shrewsbury Beat | ||||
Judy Spellman And The Phavior Adelic – noch nie gehört, nein? Das sollte sich aber schnellstmöglich ändern – zumindest dann, wenn die bevorzugte Musikrichtung des Lesers die Bereiche Funk, Soul und Jazz umfasst. Aber fangen wir vorne an: Judy Spellman ist die Tochter von R’n’B-Legende Benny Spellman, der unter anderem mit Songs wie Fortune Teller (der später von den ROLLING STONES gecovert wurde) und Lipstick Traces (On A Cigarette) zwei absolute Standards hervorgebracht hat. Ihr wurde das Gesangstalent also sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Daneben ist vor allen Dingen Fabio Nettekoven entscheidend für das Projekt, denn der Gitarrist hat die gesamten Songs für dieses Album geschrieben.
Das Album entstand zwar bereits im Jahr 2012 (die Band wurde 2011 gegründet), aber widrige Umstände verhinderten bislang eine Veröffentlichung. Nun liegen die 13 Tracks aber vor und halten das, was der Titel verspricht. “Eclectic Funk“ zwingt den Hörer geradezu dazu, das Tanzbein zu schwingen und gute Laune zu haben. Schon die ersten Takte des Openers Get Your Move On reißen mit, die Gitarre ist fetzig, die Bläser knallen einem vor den Latz, die Rhythmussektion pulsiert und dazu die leidenschaftliche Stimme von Spellman, das ergibt eine extrem heiße Mischung. In den folgenden knapp 60 Minuten geht die sprichwörtliche „Post“ ab bei den neun beteiligten Musikern.
Neben dem Funk, der es ja bis in den Album-Titel geschafft hat, begeistern die Musiker sich und den Hörer denn intensiv für Blues- und Soul-Klänge, die mit viel Gefühl aber auch einer gehörigen Portion Leidenschaft dargeboten werden. Da müssen keine Vergleich vor den Großen der Szene wie etwa TOWER OF POWER oder auch Maceo Parker gescheut werden – weder was die Kompositionen, noch was die Spieltechnik betrifft. Judy Spellman And The Phavior Adelic spielen bereits auf ihrem Debüt auf einem absoluten Weltklasse-Niveau und können auf der ganzen Linie begeistern, ganz egal ob Abgeh-Nummern, gefühlvolle Balladen oder alles was dazwischen liegt – diese Band hat es drauf.
Das Adjektiv „eklektisch“ besitzt im allgemeinen Sprachgebrauch eine eher abwertende Bedeutung. Mit ihm wird etwas bezeichnet, was aus dem Vorhandenen zusammengestellt worden ist – und das stimmt natürlich hier in gewisser Weise, denn Judy Spellman And The Phavior Adelic haben natürlich keine neue Musikrichtung erfunden. Vielmehr haben sie sich aus dem Vorhandenen das für sie Geeignete herausgesucht und passend zusammengesetzt (was ein Eklektiker eben macht). Dabei herausgekommen ist ein fantastisches Album, das Freunde von Soul, Funk und etwas Blues begeistern wird.
Post Scriptum: Kurz nachdem ich diese Rezension fertig gestellt hatte, musste ich erfahren, dass Judy Spellman vor kurzem an Krebs gestorben ist. Eine schreckliche Nachricht, wenn man gerade noch diese positive und lebensfrohe – ja, geradezu lebensbejahende Musik gehört hat. Meine Gedanken sind bei ihrer Familie, ihren Freunden und Mitmusikern, die einen schweren Verlust verkraften müssen. Ruhe in Frieden, Judy.