Judas Priest Epitaph, Sony Music, 2013 |
Rob Halford | Vocals | |||
Glenn Tipton | Guitars | |||
Richie Faulkner | Guitars | |||
Ian Hill | Bass | |||
Scott Travis | Drums | |||
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01. Battle Hymn | 13. Beyond The Realms Of Death | |||
02. Rapid Fire | 14. The Sentinel | |||
03. Metal Gods | 15. Blood Red Skies | |||
04. Heading Out To The Highway | 16. The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown) | |||
05. Judas Rising | 17. Breaking The Law | |||
06. Starbreaker | 18. Painkiller | |||
07. Victim Of Changes | 19. The Hellion | |||
08. Never Satisfied | 20. Electric Eye | |||
09. Diamonds And Rust | 21. Hell Bent For Leather | |||
10. Prophecy | 22. You've Got Another Thing Coming | |||
11. Night Crawler | 23. Living After Midnight | |||
12. Turbo Lover | ||||
Den Abschluss ihrer letzten Welttournee feierten Metal-Urgesteine JUDAS PRIEST im altehrwürdigen Hammersmith Odeon in London. Der 26. Mai 2012 war es und man nahm diese Show zum Anlass, eine Live-DVD mitzuschneiden. Für das anspruchsvolle Unternehmen sollte jedes Album der Band berücksichtigt werden - natürlich nur die, auf denen Rob Halford der Sänger war - und mindestens ein Song von jedem dieser 14 Alben gespielt werden. Von manchen wurden es naturgemäß ein paar mehr.
Jede Schlacht beginnt mit der entsprechenden Battle Hymn und das ist hier auch nicht anders, wobei ich mir anfangs um Rob Halford schon Sorgen mache. Ist es die Last des Alters, oder die Last des nietenbeschlagenen Ledermantels? Zuweilen schleppt der Metal-Shouter seinen Mikroständer über die Bühne, als würde er einen Staubsauger oder Besen hinter sich herziehen. Tja, mancher Orthopäde hätte ihm beizeiten zu einer aufrechten Gesangshaltung und ordentlichem Schuhwerk geraten.
Seine Stimme indes scheint Jahrzehnte jünger als sein Körper zu sein und manch schwindelnde Höhen schraubt er sich immer noch beeindruckend. Seit einiger Zeit hat ja Richie Faulkner den Posten von K.K. Downing an der zweiten Gitarre übernommen und macht da einen recht guten Job. Soundmäßig waren PRIEST ja meist recht fortschrittlich und mit dem Möglichkeiten von Faulkner und des 21. Jahrhunderts bekommen Klassiker wie Metal Gods noch ein paar zusätzliche, ähm ... "Eier!". Ja, genau. Danke, Oli.
Wer so einen Stall von metallenen Hits hatte, der tut sich nicht schwer, Glanzlichter wie Heading Out To The Highway schon im ersten Viertel zu verschleudern. Wem zuckt da nicht jede Faser im Körper und das Köpfchen zuckt vor freudiger Erregung vor und zurück. Die Band kann sich hier im Refrain kaum gegen das Publikum durchsetzen, so gewaltig schallt aus dem Besucherraum.
Dass man K.K. Downing - den Rick Parfitt des Heavy Metal - durch den gleichfalls blonden Faulkner ersetzte ist sicher nicht unberechnet, zumal man diesem da und dort auch noch eine Flying V aufnötigt. Aber die Blutauffrischung hat sich gelohnt, denn Glenn Tipton war auch schon mal geschmeidiger in den Hüften und wird durch Faulkner ab und an aus der Reserve gelockt. Daneben schwingt Ian Hill seinen Bass, als müsste er die Glocke des Heavy Metal läuten oder das Metallschiff alleine rudern. Sein Enthusiasmus steckt jedenfalls an.
Die Bühne ist eine Hartmetall-Augenweide! Voller Ketten (echte und aufgemalte), Rauch- und Feuersäulen bei jeder Gelegenheit, Treppen, Laser, Plattformen und die Beleuchtung ist ebenfalls ausgeklügelt. Manchmal, wenn die Bühne in kaltes Blau getaucht ist, ist man froh über Tiptons legendäre rote Lederhose, denn sonst würde man glauben die Farbe am Fernseher lässt nach. Zusätzlich optische Effekte heben ein paar Songs hervor, ohne dass man mit Effekten übertreibt. Das Live-Feeling bleibt erhalten. Und läuft Halford zu großer Form auf. Wie der sich in Victims Of Changes reinkreischt ist mehr als beachtlich. Ein erster Höhepunkt in diesem Konzert, den Halford mit einem "Old-School-Metal" kommentiert. Nicht ohne Stolz.
Faulkner übertreibt es für mich manchmal mit seinen Flitzefinger-/-Jammerhaken-Orgien, doch ein kurzes, trockenes - wie Donner hallendes - "Yeaahh!" aus dem Saal erteilt ihm die Absolution.
Über allen Köpfen thront Scott Travis und ballert von seiner erhöhten Position in die Halle, wie weiland Cozy Powell, dem er von Weitem auch verblüffend ähnlich sieht.
Darunter schuftet die Saiten-Fraktion und haut einen Klassiker nach dem anderen raus: Diamonds And Rust, Night Crawler, Turbo Lover, Beyond The Realms Of Death ..., Riffs aus Birminghamer Stallwerken, aus mittelenglischen Granitfelsen gehauene Akkordmonumente, die hier die Halle erzittern lassen.
Halfords Kostümierungen sind hingegen mitunter grenzwertig, aber zu Prophecy muss man sich wahrscheinlich so einen goldlackierten Boxermantel überwerfen. Wie man dem Publikum ordentlich einheizt, weiß er aber auf jeden Fall.
Klar, gibt’s hier nichts wirklich Neues, aber erstens das war auch nicht die Idee hinter diesem Projekt und zweitens wird hier mit so hoher Qualität agiert, dass sich andere Metal-Dinos, wie BLACK SABBATH dem Vergleich besser nicht stellen sollten.
Wenn sich Tipton und Faulkner zum Duett am Bühnenrand treffen - oder auch während derer Soli - macht Halford gern den Zeremonienmeister, der auch gern mal das Publikum dirigiert, denn bei Breaking The Law, welches den angesagten Tempoverhältnissen angepasst ist, hat er - gesangsmäßig - nichts zu tun. Das übernimmt komplett das Publikum.
Nach Travis' Drum-Solo geht’s mit Painkiller auch schon auf die Zielgerade, auf der nichts fehlt: Natürlich kommt Rob Halford mit Motorrad und Peitsche zu Hell Bent For Leather auf die Bühne und er stürzt sich vor You've Got Another Thing Coming in ein Ruf-und-Antwort-Gesangsspiel mit dem Publikum, wie einst Freddie Mercury. Ein Killerstreich nach dem anderen folgt gegen Ende und so wie sich meine Unterarmhaare bei Living After Midnight aufstellen, kommt das heutzutage auch nicht mehr so oft vor.
Bonus-Gedöns oder sonstige Erweiterungen gibt es hier nicht. Einfach über zwei Stunden klassischer Heavy Metal, wie man ihn besser und unterhaltsamer nur selbst im Konzert geboten bekommen kann. Wie steht's im Booklet? "The Priest is back!"
Obwohl sie ja nie so richtig weg waren und sein werden.