Johnny Winter Roots, Megaforce Records, 2011 |
Johnny Winter | Guitar, Vocals | |||
Paul Nelson | Guitar | |||
Mike DeMeo | Organ, Wurlitzer, Piano | |||
Scott Spray | Bass | |||
Vito Liuzzi | Drums | |||
Edgar Winter | Saxophone | |||
Sonny Landreth, Jimmy Vivino, Warren Haynes, Vince Gill, Susan Tedeschi, Derek Trucks | Guitars | |||
Frank Latorre, John Popper | Harmonica | |||
John Medeski | Organ | |||
| ||||
01. T-Bone Shuffle | 07. Bright Lights, Big City | |||
02. Further On Up The Road | 08. Honky Tonk | |||
03. Done Somebody Wrong | 09. Dust My Broom | |||
04. Got My Mojo Workin' | 10. Short Fat Fannie | |||
05. Last Night | 11. Come Back Baby | |||
06. Maybelline | ||||
Das Beeindruckendste an diesem neuen Johnny Winter Album ist wohl die illustre Gästeliste. Für jeden der elf Tracks bat Winter unterschiedliche Gaststars ins Aufnahmestudio. Die Liste reicht u.a. von Sonny Landreth, Warren Haynes, Derek Trucks und Susan Tedeschi über John Popper und Vince Gill bis zu seinem jüngeren Bruder Edgar Winter. Ansonsten birgt "Roots", dessen Name aufgrund des vorliegenden, hochbetagten Songmaterials nur allzu treffend gewählt scheint, kaum nennenswerte Überraschungen. Songs wie Further on up the road, Got my mojo working, Bright lights/Big City, Dust my broom und Done somebody wrong kennt der Blues-Afficionado seit Jahrzehnten und zur Genüge. Diese von Johnny Winter und Freunden eingespielten Neuinterpretationen sind natürlich handwerklich völlig okay und lassen sich in einem Schwung recht gut durchhören. Doch Euphorie oder Gänsehaut-Feeling will nicht wirklich aufkommen.
Der Altmeister selbst berichtete vor Wochen dem amerikanischen 'Billboard'-Magazin folgendes: "Es handelt sich um altes Material, mit dem ich aufgewachsen bin und das mich sehr geprägt hat. Ich singe Songs, die ich seither immer geliebt habe. Ich wollte das schon immer mal machen. Eigentlich hatte mein Manager die Idee für dieses Projekt, aber ich bin genauso begeistert."
Es sei ihm gegönnt, dem guten, alten Johnny, schließlich haben wir ihn in den Siebzigern, während unserer Teenagerzeit, alle gemocht, wenn nicht sogar verehrt. Dass er sich zu so einem, zumindest für ihn, ambitionierten Projekt anregen lässt, verschafft uns zumindest die Gewissheit, dass er noch mal ein paar gute Dollars verdienen wird und im Studio wohl ein gerüttelt Maß an Spaß und Freude hatte.
Wirft man aber einen kritischen Blick auf Winters Leistung, sei es nun die gesangliche oder die gitarristische, muss man etwas desillusioniert feststellen, dass die Eindrücke, die er vergangenen Herbst auf den Leverkusener Jazztagen hinterließ, auf dem Studioalbum eine Fortsetzung finden. Es ist nun mal einfach so, dass man Johnny Winters immense Präsenz und Vehemenz sowohl an den Saiten als auch als kraftvoller, wenn auch nicht begnadeter, Sänger stets im Hinterkopf behält und sich aufgrund seiner aktuellen, ziemlich schlappen Leistung auf dem neuen "Roots"-Album ein wenig grämt. Die Vocals klingen irgendwie müde und gar nicht mehr so recht nach unserem alten Schreihals (bei Dust my broom kommt er mal ein wenig aus sich raus).
Johnnys vermeintlich wieselflinken Gitarrenläufe haben Mühe, das Tempo der Band mitzuhalten und klingen mitunter ein wenig unrund. Mag sein, dass ich hier auch zu kritisch bin. Mit seinen 67 Jahren hat Old Johnny sicherlich auch einiges mitgemacht und um seine Gesundheit steht es wahrscheinlich nicht zum Besten.
Vorwerfen möchte ich dem Produktionsteam aber den recht gewöhnungsbedürftigen Gitarrensound von Mr. Winter, der ziemlich quäkig und mittenbetont rüberkommt. Keine Ahnung wer Winter diesen mittelmäßigen Sound aufgeschwatzt hat. Alle beteiligten Gitarristen präsentieren sich mit einem fetteren, volleren, geschmeidigeren und sahnigeren Ton. Wahrscheinlich reine Geschmackssache, doch mein Ding ist es nicht.
Wie ich oben bereits erwähnte, hat das Album aufgrund der zahlreichen Gäste durchaus seine prickelnden Momente, wird sicherlich sogar einer Menge Blues-Fans ganz gut gefallen, doch die allzu offensichtliche Songauswahl und das nicht ganz so glanzvolle Auftreten des Meisters selbst (Legende hin, Legende her), werfen doch ein paar Schatten auf "Roots".