Johnny Winter

Original Album Classics

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 19.09.2010
Jahr: 2010
Stil: Blues Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Johnny Winter
Original Album Classics, Sony Music, 2010
Johnny WinterLead Guitar, Slide Guitar, Vocals, Harp,
"Uncle" John TurnerPercussion
Thommy ShannonBass Guitar
Willie DixonAcoustic Bass on Mean Mistreater
Walter "Shakey" HortonHarp on Mean Mistreater
Edgar WinterVocals, Saxophone
Rick DerringerGuitar, Vocals
Randy Jo HobbsBass, Vocals
Randy ZehringerDrums
Richard HughesDrums
Produziert von: Johnny Winter, Rick Derringer Länge: 207 Min 53 Sek Medium: CD
"Johnny Winter":
01. I'm Yours And I'm Hers06. Good Morning Little Schoolgirl
02. Be Careful With A Fool07. When You Got A Good Friend
03. Dallas08. I'll Drown In My Own Tears
04. Mean Mistreater09. Back Door Friend
05. Leland Mississippi Blues
"Second Winter"
01. Memory Pain07. Highway 61 Revisited
02. I'm Not Sure08. I Love Everybody
03. The Good Love09. Hustled Down In Texas
04. Slippin' And Slidin'10. I Hate Everybody
05. Miss Ann11. Fast Life Rider
06. Johnny B. Goode
"Live Johnny Winter And":
01. Good Morning Little Schoolgirl04. Rock & Roll Medley: I) Great Balls Of Fire II) Long Tall Sally III) Whole Lotta Shakin' Goin' On
02. It's My Own Fault05. Mean Town Blues
03. Jumpin' Jack Flash06. Johnny B. Goode
"Still Alvie And Well":
01. Rock Me Baby07. Ain't Nothing To Me
02. Can't You Feel It08. Still Alive And Well
03. Cheap tequila09. Too Much Seconal
04. All Tore Down10. Let It Bleed
05. Rock & Roll11. Lucille
06. Silver Train12. From A Buick Six
"Saints & Sinners":
01. Stone Country07. Riot In Cell Block # 9
02. Blinded By Love08. Hurtin' So Bad
03. Thirty Days09. Bony Moronie
04. Stray Cat Blues10. Feedback On Highway 101
05. Bad Luck Situation11. Dirty
06. Rollin' 'Cross The Country

Die Reihe "Original Album Classics" hat mittlerweile schon einige Interpreten gewürdigt und vielen Käufern die Möglichkeit gegeben, recht preisgünstig an einen Schwung CDs ihrer Lieblinge zu kommen. Bietet sich zum Beispiel an, wenn man die Alben bereits als LP im Schrank stehen hat und das ist sogar von Vorteil, denn wenn so ein Cover auf Bierdeckelgröße verkleinert, ist nicht mehr unbedingt alles lesbar.
Diese Boxen gibt es als 3er- und 5er-CD Ausgaben, wobei im Falle von Johnny Winter natürlich Letzteres angebracht ist. Und wird's schon knapp, denn es gibt durchaus noch ein paar weitere gute Scheiben vom Texas-Albino. Wie so oft, sind allerdings die Ersten schon nahezu Pflicht. Vor allem wenn man auf Blues und Blues-Rock steht.
Mit seinem ersten Album habe ich mich im Rahmen der Woodstock-Veröffentlichungen hier bereits beschäftigt, also kommen wir gleich zum "Second Winter".
Wo es beim Debüt noch relativ puristisch zuging, wird hier schon an Schärfe zugelegt. Gleich Memory Pain klingt da schon recht funky-nervös, ohne den Blues-Background zu verlassen, und macht deutlich, dass ein Stevie Ray Vaughan mindestens so viel von Johnny Winter übernommen hat, wie von Jimi Hendrix. Der groovige R&B von I'm Not Sure hat Ähnlichkeiten mit den frühen ZEPPELIN, vor allem was den Gesang angeht. Einen effektiven "Blues-Break", im 12-Takt-Stil, kann sich Johnny nicht verkneifen.
Die Ähnlichkeiten zu Rory_Gallagher - zusammen, zu dieser Zeit, vielleicht die besten weißen Bluesrock-Gitarristen - werden mit The Good Love überdeutlich, auch wenn der Ire das Wah-Wah-Pedal nicht so ausgiebig eingesetzt hat. Ansonsten ist die Grenze hier schon sehr verschwimmend.
Praktisch von Kindesbeinen an, hat sich Johnny als Gitarrist in Bands durchgeschlagen und Ende der 50er waren das natürlich hauptsächlich Rock'n'Roll Bands. Die entsprechende Hommage gibt’s hier in Form von Slippin' And Slidin' - Jahre später auch auf John Lennons Soloalbum "Rock'n'Roll" zu finden - und dass Bruder Edgar das rattenscharfe Sax-Solo beigesteuert hat, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. Eher schon die Tatsache, dass hier Johnny's Trademark-Slide-Gitarre schon einen Schritt in die erste Reihe macht.
Auch Miss Ann ist bester 50er Jahre Stil, aber mehr im R&B- und Soul-Bereich angesiedelt. Johnny B. Goode? Könnte eigentlich für den Burschen hier geschrieben sein, oder? Jedenfalls macht dieser tausendfach gehörte Song hier immer noch Laune. Für Johnny Winter geschrieben muss auch Dylans Highway 61 Revisited. Einfach geil, wie Winter hier einen fantastischen Slide-Boogie aus der Nummer macht. Immer kritisch mit seinem Heimatstaat - wie schon Dallas auf dem Debüt zeigte - setzt sich der Sänger auch in Hustled Down In Texas mit dem Lone Star State auseinander und das in einem galoppierenden Country-Shuffle mit hals- und fingerbrecherischen Slide-Soli. Dem Texas-Swing abgeneigt ist er trotzdem nicht, wie er in I Hate Everybody, zum Big Band Sound demonstriert. Also eine recht vielfältige, aber durchgehend gute, Angelegenheit, dieser "zweite Winter".

Dann wird ein kleiner Sprung gemacht, und statt "Johnny Winter And" - wo praktisch die Ex-McCOYS (ja, genau, Hang On Sloopy und so) mit Rick Derringer hinzukamen - geht’s gleich zur entsprechenden Live-Scheibe "Johnny Winter And / Live".
Was die für ein Feuerwerk abzubrennen in der Lage waren, ist fast schon legendär. Bereits bei Good Morning Little Schoolgirl fliegen die Funken zwischen den beiden Gitarristen hin und her. Und das ändert sich praktisch das ganze Album nicht mehr. Da darf der Song ruhig ein an sich eher gemächlicher Blues, wie It's My Own Fault, sein und da befeuern und ergänzen sich Winter und Derringer trotzdem auf Teufel komm raus. Sternstunden müssen das für die gewesen sein, die das miterleben durften.
Für viele Blues-Rock Fans, ist die Version von Jumpin' Jack Flash die definitive, weitaus mehr, als das Original der STONES. Rauer und roher ist sie zweifellos. Geht schon gut ab.
Dann gibt’s natürlich noch die Rock'n'Roll-Abteilung, die sich gleich eine ganze Hand voll Klassiker dieses Genres greift und sie ordentlich in die Mangel nimmt und auch der Mean Town Blues geht keinen Schritt zurück sondern macht einen Wahnsinns-Dampf. Hier wieder deutliche Gallagher-Ähnlichkeiten.. Zweifellos eines der mitreißendsten Blues- und Blues-Rock-Live-Alben.
Auf dem Albumcover steht fälschlich Rock & Roll, aber natürlich beginnt "Still Alive And Well" mit Rock Me Baby. Nichtsdestotrotz rockt auch das in bester Blues-Rock Qualität und im typischen Winter-Stil. Große Winter-Fans müssen die Jungs von den FOUR HORSEMEN gewesen sein. Deren Drunk Again hat unverkennbare Wurzeln in Winters Can't You Feel It, welches schon damals richtig dirty und boogiemäßig rockte. Erstmals kommt dann die Akustische zum Einsatz, für die folkrockige Nummer Cheap Tequila. Hätte, mit seiner schmissigen Art und dem Ohrwurm-Stil in den 70ern durchaus Chartsqualitäten gehabt. Ja, tatsächlich sind wir hier bereits im Jahr 1973 angelangt. Aber manches ging halt unter.
Tore Down ruft wieder Vergleich zu Rory hervor, könnte aber mit seinem heavy Groove durchaus Platz im Repertoire von FREE haben können. Das folgende Rock & Roll macht den Spagat zwischen Texas und Irland locker im Boogie-Stil.
Zu den besten Cover-Versionen von STONES-Songs gehört immer noch Winters Version von Silver Train. Rockiger als das Original und mit einer herrlichen Rauheit gespielt und vor allem gesungen.

Ein klein wenig "home on the range" liefert uns Johnny mit Country-Titel Ain't Nothing To Me. Das dürfte auch einem Jason Ringenberg gut gefallen.
Besagte FOUR HORSEMEN haben die Allzeit-Geilste Version von Still Alive And Well aufgenommen, aber Johnny liefert hier mit dem Song schon eine prima Vorlage ab. Mit Let It Bleed findet sich noch eine weitere "bluesifizierte" STONES-Nummer auf diesem Album und auch das bekommt in der Winter-Fassung ordentlich Dreck unter die Fingernägel und den Rock'n'Roll-Drive.
Erstmals gibt’s hier zwei Bonus-Tracks. Zum einen Little Richards' Lucille und zum anderen Dylans From A Buick Six. Beides bestens zum Stil dieser, vielleicht nicht ganz so innovativen, aber nach wie vor mitreißenden Platte.
"Saints & Sinners" macht im Prinzip da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat, bringt aber Bruder Edgar - an Gesang, Keyboards und Saxofon - ins Spiel und auch ein paar Backgroundsängerinnen sind mit an Bord. Dadurch wird das ganz natürlich etwas, nun ja, glatter, produzierter, für manche Hörer bestimmt auch einfacher konsumierbar.
Ich find's trotzdem noch sehr ansprechend und ich hab die Scheibe immer gemocht, wenn sie auch den Zeitgeist der Mitsiebziger etwas reflektiert. Blinded By The Light hat bestimmt auch auf manchem Dancefloor ganz gut funktioniert, mit seinem funky Groove und rhythmischen Gesang.
Zum Glück hat Johnny nie den Chuck Berry Beat verloren und dessen Thirty Days wird hier zum Party-Mitgröler. Die Gitarre nicht mehr ganz so im Vordergrund, geht immer noch die Post in Spiel des Gitarristen ab.
Und die dritte im STONES-Cover-Bund ist wird hier mit Stray Cat Blues geboten. Und auch das kann sich mindestens mit der Vorlage messen, übertrifft sie sogar stellenweise.
Für Coverversionen hatte Winter zeitweise sowieso ein Händchen, wie auch seine Adaption von Riot In Cell Block # 9 wieder einmal unterstreicht. Da hat der Mann einfach die perfekte Stimme dafür. Also, neben Lee Brilleaux selbstverständlich.
Richtig gut geht auch Bony Moronie ab und auch deckt sich der Geschmack vom eben erwähnten DR. FEELGOOD-Sänger mit dem von Winter und dem von John Lennon, der auch diesen Song auf seinem "Rock'n'Roll" Album interpretierte.
Wer zwischendurch mal die Herzschmerz-Ballade, ohne Schmalz, braucht, der wird mit Hurtin' So Bad aufs Beste bedient. Hammond, Bläsersatz, Background, alles da, was das Herz begehrt. Also, wenn man sich erst einmal an den Sound der Scheibe gewöhnt hat, dann hat man auch hieran seine Freude.
Es gibt durchaus noch ein paar Scheiben im Johnny Winter Katalog und seine Arbeiten für und zusammen mit Muddy Waters dürfen da nicht vergessen werden, die man noch in Betracht ziehen darf, aber mit dieser Box hat man doch das Wichtigste abgedeckt. Der Blues-Rock Grundstock steht, weitere Erkundungen dürfen/sollten folgen.

Epi Schmidt, 18.09.2010

 

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