Johnny Winter

Original Album Classics 2

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 29.10.2012
Jahr: 2012
Stil: Blues Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Johnny Winter
Original Album Classics 2, Sony Music, 2012
Johnny WinterGuitar, Vocals
Rick DerringerGuitar on "Johnny Winter And"
Randy Jo HobbsBass
Randy ZehringerDrums
Floyd RadfordGuitar on "Captured Live!"
Jon ParisBass, Harmonica, Vocals
Bobby TorelloDrums, Vocals
Muddy WatersGuitar, Vocals on "Nothin' But The Blues"
Bob MargolinGuitar on "Nothin' But The Blues"
James CottonHarmonica on "Nothin' But The Blues"
Pinetop PerkinsPiano on "Nothin' But The Blues"
Charles CalmeseBass on "Nothin' But The Blues"
Willie SmithDrums on "Nothin' But The Blues"
Produziert von: Johnny Winter Länge: 203 Min 59 Sek Medium: CD
"Johnny Winter And":(1970)
01. Guess I'll Go Away07. Prodigal Son
02. Ain't That A Kindness08. On The Limb
03. No Time To Live09. Let The Music Play
04. Rock And Roll Hoochie Koo10. Nothing Left
05. Am I Here11. Funky Music
06. Look Up
"John Dawson Winter III":(1974)
01. Rock And Roll People07. Roll With Me
02. Golden Olden Days Of Rock & Roll08. Love Song To Me
03. Self Destructiven Blues09. Pick Up On My Mojo
04. Raised On Rock10. Lay Down Your Sorrows
05. Stranger11. Sweet Papa John
"Captured Live!":(1976)
01. Bony Moronie04. It's All Over Now
02. Roll With Me05. Highway 61 Revisited
03. Rock & Roll People06. Sweet Papa John
"Nothin' But The Blues":(1977)
01. Tired Of Tryin'06. Mad Blues
02. TV Mama07. It Was Rainin'
03. Sweet Love And Evil Woman08. Bladie Mae
04. Everybody's Blues09. Walking Thru The Park
05. Drinkin' Blues
"Raisin Cain":(1980)
01. The Crawl07. Talk Is Cheap
02. Sitting In The Jailhouse08. Wolf In Sheep's Clothing
03. Like A Rolling Stone09. Don't Hide Your Love
04. New York, New York10. Mother-In-law Blues
05. Bon Ton Roulet11. Walkin' Slowly
06. Rollin' And Tumblin'

Wie bereits in meinem Review zur ersten „Original Album Classics“ Box von Johnny Winter angemerkt, reicht es beim Output des Texas-Albinos nicht, sich auf 5 Alben zu beschränken. Folgerichtig erschien nun der nächste Teil, der sich – leider – namentlich nicht vom ersten unterscheidet. Da muss man also genauer hinschauen, welche Box man sich angelt. Falsch liegt man mit keiner der beiden, denn auch im zweiten Teil sind hochkarätige, ja, essenzielle Blues Rock-Scheiben vertreten.
Mit der in der ersten Box chronisch ..., Verzeihung: chronologisch! fehlenden dritten Scheibe „Johnny Winter And" geht’s hier los und die Lücke zwischen "Second Winter" und der logischerweise erst hinterher folgenden Live-Scheibe "Johnny Winter And Live" wird mittels "Johnny Winter And" geschlossen. Jetzt ham wer's!
Wir schreiben das Jahr 1970 und der Blues Rock ist inzwischen heftigst in England aufgeschlagen und von dort zurück geprallt. Da kann man sich schon manches LED ZEPPELIN-Riff heraus pulen. Winter verfremdet seinen Sound gern mit dein paar Effekten, aber Druck hat das immer noch reichlich, was neben der Unterstützung durch Rick Derringer und der Rhythmusabteilung auch an der herrlichen Blues-Stimme von Winter liegt.
Schon mit Ain't That Kindess kommt ein bisschen funky Southern-Swamp ins Spiel, den sich später auch Bands wie die BLACK CROWES zu eigen gemacht haben. Macht richtig gute Laune und man schaukelt beschwingt mit.
Noch souliger wird’s mit der Capaldi/Winwood-Nummer No Time To Live. Winter kommt hier, ebenso wie in Am I Here?, fast ungewohnt balladesk und psychedelisch angehaucht rüber. Aber keine Sorge, sein bewährter Texas-Blues-Rock ist auch vertreten, was sich nicht zuletzt in dem Klassiker Rock And Roll, Hoochie Koo ausdrückt - immer noch ein Spitzensong. Herausragend außerdem die tolle - teils an Rory Gallagher erinnernde - Ballade Let The Music Play, die den Erwerb des Albums fast im Alleingang rechtfertigt. Recht "ausufernd" wird’s im abschließenden Funky Music.

Zu "John Dawson Winter III" präsentierte sich der Albino 1974 ganz als Texas-Gentleman im Anzug und zurückgekämmten Haaren. Auf der Rückseite der Plattenhülle sah das schon ganz anders aus und in dem Eröffnungs-Boogie Rock & Roll People macht er deutlich, dass immer noch so rau und rock'n'rollig klingt, wie zu seinen ganz frühen Tagen. Geht geil ab!
Und auch Golden Olden Days Of Rock & Roll macht ordentlich Dampf. Das hört sich teilweise wie der Glam-Boogie von MOTT THE HOOPLE an. Dass Bruder Edgar sowie eine Bläser-Sektion hier mit an Bord sind, ist dem erst recht förderlich.
So rockt es auch durch den Self Destructive Blues und fegt durch Raised On Rock. Erst mit der Ballade Stranger mit ihren elegischen Gitarrensoli wird es etwas ruhiger. Das ist genau die Musik, die die Punks bald so hassen sollten.
Die Blueser mögen's und auch das pulsierende Mind Over Matter kommt gut, wird allerdings für mich locker von Roll With Me übertrumpft. Wieder ein schöner Mid-Tempo-Rock'n'Roll mit einem absoluten Ohrwurm-Refrain. Einer meiner Lieblings-Winter-Songs!
Aus dem Rahmen fällt der witzige Country-Song Love Song To Me, bevor es wieder volle Kanne in den Blues und Rock'n'Roll geht. Ein weiteres wichtiges Johnny Winter-Album.

"Captured Live!" war die bald folgende Live-LP, auf der sich Winter erneut stark dem Rock'n'Roll zugetan zeigte. Die Band war wieder auf vier Leute reduziert, die zweite Gitarre spielte inzwischen Floyd Radford, der sich perfekt mit Winter ergänzte. Natürlich lies er sich auch gern zu längeren Solo-Duellen hinreißen, bei denen sich die beiden - wie bereits im Evergreen Bony Moronie - gern in eine Ekstase dudelten, aus der es kein Entrinnen zu geben schien – und doch landen die beiden Helden wieder wohlbehalten auf dem Boden.
Roll With Me fehlt etwas die Finesse der Studioaufnahme, aber die Energie der Band macht das größtenteils wett. Nahezu jede Gelegenheit nutzen Winter und Radford für solistische Ausflüge. Oftmals kommen mir da die Flitzefinger von Alvin Lee in den Sinn. Wer sich in den 60ern von wem was abgeschaut oder -gehört hat, lässt sich heute schwer sagen, aber da ist schon einiges an Blues Rock-Ursuppe zu schmecken und manches Jimmy Page-Lick ist hier auch zu finden. Da höre man nur mal ins Solo von It's All Over Now rein. Bei dem mir im Übrigen der Flanger-Sound nicht so gefällt, aber mit seiner genialen Trademark-Slide in Highway 61 Revisited versöhnt mich Johnny vollends.
Wie sich der 12-Takter Sweet Papa John auf über 12 Minuten hochschwingt, kann man sich gut vorstellen. Nur sechs Songs sind auf dem Album, aber die strotzen vor Power!

Seiner Rückbesinnung auf "den Blues" und die einhergehende - äußerst fruchtbare - Zusammenarbeit mit Muddy Waters sollten bald dessen erneute "Wiederauferstehung" mit Alben wie "Hard Again" einläuten. Zuvor gab es aber noch das Johnny Winter-Album "Nothin' But The Blues", auf dem neben Waters dessen komplette Backing-Band vertreten war. Entsprechend ist hier der Chicago-Blues präsent. Solche Könner wie Pinetop Perkins am Piano, der legendäre James Cotton an der Blues Harp oder Bob Margolin an der Gitarre drücken den Songs einfach ihren Stempel auf. Es wird auch mal - wie in TV Mama - akustisch, aber ansonsten herrscht der elektrische Blues vor. Wer also mehr auf die rock'n'rolligen Winter-Sachen steht, braucht hier unter Umständen etwas Geduld, aber Songs wie Drinkin' Blues gehen auch gut ab und Johnny fegt sowieso gern mal durch den Blues-Dunst.
Wem es bei Boogie-Stücken, wie Mad Blues, nicht die Mundwinkel nach hinten zieht, der ist hier komplett falsch. Der Rest hat da einen nahezu diebischen Spaß. Erst recht, wenn der Altmeister Waters seinen charakteristischen Gesang einbringt. Aufs Beste zu hören in seinem eigenen Song Walkin' Thru The Park. Hier läuft auch seine Band nochmals zu richtiger Hochform auf. Ein Fest für Blues-Liebhaber!

Das "3-D Cover" von "Raisin' Cain" zeigt den Sprung in die 1980er Jahre an, ohne dass sich viel am Stil von Winter ändern würde. Allerdings ist er da wieder mehr dem Good-Time Rock'n'Roll zugetan und hat auch wieder eine Bläser-Abteilung dabei, die Crawl ordentlich aufmischt. Im Boogie-Galopp folgt Sitting In The Jail House und der Gunslinger erfreut Fans und Sympathisanten mit seiner herrlichen Slide-Technik.
Dylans Like A Rolling Stone bekommt einen mehr akustischen Untergrund, hat einen gewissen "Jam-Charakter" und ist nicht die Über-Version. Da gefällt mir der Blues-Boogie New York deutlich besser und tatsächlich fühle ich mich da stellenweise an die ALLMAN BROTHERS BAND erinnert, was hier nicht zuletzt am sehr Gregg Allman-mäßigen Gesang liegt.
Die rasante Version von Rollin' And Tumblin' gehört zu den Höhepunkten auf diesem Album. Besonders Blues-Harper Jon Paris und Winters raues Organ gehen hier voll ab. Paris ist auch federführend in dem funkigen, sehr zum Tanzen anregenden Talk Is Cheap, während Winter in Wolf In Sheep's Clothing ein weiteres Mal seine geniale Slide aufjaulen lässt. Ich kann von diesem Wahnsinns-Ton nicht genug kriegen.
Trotz solch unterhaltsamer 50's-Nummern, wie Walkin' Slow, gehört "Raisin' Cain" nicht zu den wichtigsten Alben des Texaners, aber in diesem Package nimmt man es gerne mit und hat mit dieser zweiten "Original Album Classics", aus dem Hause Winter, dann doch das Wichtigste von diesem in der Tasche, bzw. im Regal.

Epi Schmidt, 24.10.2012

 

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