John Waite Rough & Tumble, Frontiers Records, 2011 |
John Waite | Vocals | |||
Luis Maldonado | Guitars | |||
Kyle Cook | Guitars, Keyboards | |||
Shane Fontayne | Guitars | |||
Billy Wilkes, Fred Eltringham, Rodger Carter | Drums | |||
David Santos, Tim Hogan | Bass | |||
Mike Webb | Hammond B-3 | |||
Bobby Keys | Saxophone | |||
Jennifer Paige | Backing Vocals | |||
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01. Rough & Tumble | 07. Love's Goin' Out Of Style | |||
02. Shadows Of Love | 08. Better Off Gone | |||
03. Evil | 09. Further The Sky | |||
04. If You Ever Get Lonely | 10. Peace Of Mind | |||
05. Skyward | 11. Mr. Wonderful (Bonus Track) | |||
06. Sweet Rhode Island Red | 12. Hanging Tree (Bonus Track) | |||
Ja, das ist doch mal 'ne freudige Überraschung. John Waite, alter Melodic-Rock-Experte aus Spätachtziger BAD ENGLISH Zeiten bzw. Welthit-Schreiber mit dem poppigen und unvergesslichen Missing you, besinnt sich im strammen Alter von weit über 50 Jahren auf seine Wurzeln, bekennt sich, dem banalen Mainstream die kalte Schulter zeigend, zu rauen Kanten und scharfen Ecken. Nicht umsonst taufte Mr Waite sein neuestes Opus "Rough & Tumble". Wobei, unter uns gesagt, die eine oder andere für's Mainstream-Radio wie geschaffte Melodie immer noch mit dabei ist. John Waite ist nun beileibe nicht spröde oder unnahbar worden. Ohrwürmer finden sich hier reichlich. Man kann sich eigentlich kaum entscheiden, welcher Song sich nun nach der Erstauskopplung Shadows of love besser als nächste Single eignet. Ich tippe mal auf If you ever get lonely. Astreine Hookline.
Das ursprünglich nur als EP geplante Projekt wurde im Zuge der doch relativ erfolgreichen Live Scheibe aus dem vergangenen Jahr, "In Real Time", die Kollege Epi zu Recht abfeierte, und einer erfolgreichen 2010er Tournee, auf Wunsch der Plattenfirma Frontiers Records zu einem echten Longplayer aufgestockt. Glücklicherweise kann man da nur sagen, denn der eingangs angesproche Wandel innerhalb der Produktionsweise bzw. im Rahmen einer sogenannten 'Direkt in die Fresse'- Soundästhetik kommt den neuen Songs absolut zu Gute. Da haben John Waite und sein Produzenten-Kompagnon Kyle Cook (Gitarrist bei Matchbox Twenty) ganze Arbeit geleistet. Die Songs, die Waite mit Cook bearbeitete, haben letztlich den deutlich poppigeren Einschlag. Das an den Beat von Michael Jacksons Thriller erinnernde Evil und der durchaus auch ins Konzept von Matchbox Twenty passende fette Rocker Better off gone zeugen allerdings auch von der enormen Bandbreite dieses kreativen Gespanns. Kyle Cook versteht es, bei letzterem auch als straighter Gitarrist zu glänzen.
Die andere Hälfte der zwölf Tracks auf "Rough & Tumble" spielte Waite dann einige Wochen später mit Hilfe seiner Tour-Band ein. Hier katapultiert sich der Gitarrist Luis Maldonado gleich im bluesrockigen Opener Rough & tumble in den Vordergrund und schürt Erinnerungen an Stealer von Free. Die auf das Nötigste reduzierte Ballade Further the sky, die mit toller Gitarrenarbeit von Shayne Fontayne überzeugt, verdankt Waite seiner ehemaligen Duettpartnerin Alison Krauss, die ihm diesen Song der hierzulande unbekannten Gabe Dixon Band empfahl. Ich kenne das Original nicht, aber von vermeintlichen Country-Quellen spürt man bei Waite nur wenig. Das ist eher bluesig inszeniert und erinnert gesangstechnisch tatsächlich wieder an den guten alten Paul Rodgers.
Das abgefahrene und zunächst recht sperrig wirkende Peace of mind, dessen Text von Hermann Hesses "Steppenwolf" inspiriert wurde, zeigt Waite sozusagen als psychedelisch verdrehten 'John in Wonderland'. Irrer Song, der sich erst beim vierten, fünften Hören zum Ohrwurm entwickelt. Übrigens wieder mit einem geilen, wenn auch nur kurzen Gitarrensolo von Kyle Cook.
Als Bonustrack gibt's dann sogar noch eine neue Version des Waite Klassikers (von seinem '82er Debutalbum) Mr Wonderful. Wohlgemerkt, eine Version, die sich gewaschen hat und die die Philosophie des "Rough & Tumble" Albums erneut klar und deutlich herausarbeitet: Ohne Scheuklappen lässt es sich freier und gelöster arbeiten. Hier zählt allein der Song, eine gute Rock-Komposition braucht keinen aufgeblasenen Produktions-Schnickschnack, sondern lediglich ein gut eingespieltes und lustvoll agierendes Trio plus Shouter.
John Waite hat mit diesem bezwingenden Album alles richtig gemacht, seine Qualitäten als gereifter Rock-Sänger nochmals deutlich unterstrichen und bewiesen, dass eine Rückbesinnung auf traditionelle Rock'n'Roll-Werte famose Ergebnisse ans Tageslicht bringen kann. "Rough & Tumble" besticht trotz all seiner gebotenen Variabilität und den ungestüm zwischen Pop und Rock hin und her springenden Protagonisten durch unbeirrbare Zielstrebigkeit und Homogenität. Für mich die Überraschung des Monats.