John Mellencamp

Sad Clowns & Hillbillies

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.06.2017
Jahr: 2017
Stil: Americana

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


John Mellencamp
Sad Clowns & Hillbillies, Mercury / Universal Music, 2017
John MellencampVocals
Carlene CarterVocals
Andy York, Mike Wanchic, Izzy StradlinGuitars
Miriam SturmViolin
Troye KinnettKeyboards, Harmonica
John GunnellBass
Dane Clark, Kenny Aronoff, Stan LynchDrums
Martina McBrideVocals
Produziert von: John Mellencamp Länge: 46 Min 58 Sek Medium: CD
01. Mobile Blue08. You Are Blind
02. Battle Of Angels09. Damascus Road
03. Grandview10. Early Bird Cafe
04. Indigo Sunset11. Sad Clowns
05. What Kind Of Man Am I?12. My Soul's Got Wings
06. All Night Talk Radio13. Easy Target
07. Sugar Hill Mountain

Da wäre es uns doch fast durchgerutscht: Das 23. Album von John Mellencamp! Dabei hat er sich hier sogar mit einer außergewöhnlichen Dame zusammengetan. Carlene Carter, Tochter von June Carter Cash und dementsprechend natürlich Enkelin von Maybelle Carter. Und natürlich selbst schon fast so etwas, wie eine Country-Legende. Wenn Carlene auch “nur“ bei fünf der 13 Songs dabei ist, hat sie John Mellencamp doch in den Albumtitel mit aufgenommen, sodass das Album eigentlich unter “John Mellencamp featuring Carlene Carter“ firmiert.
Mellencamp selbst hat sich ja längst vom Hau-Ruck-Rock der 80er verabschiedet (ohne dass dieser schlecht gewesen wäre!) und sich seiner und eigentlich fast aller Wurzeln besonnen. Das klingt seit Jahren erdiger, ursprünglicher, ehrlicher…, wie man es auch nennen mag, Mellencamp zelebriert einen No-Nonsense Blues-Folk’n’Rock mit ordentlich Country-Zutaten. Seine Band ist nach wie vor mit hervorragenden Musikern durchsetzt. Wer sich Andy York, Mike Wanchic und den Ex-Gunner Izzy Stradlin als Gitarristen halten, der ist gesegnet und darf sich eines guten 6-Stringer-Sounds gewiss sein. Dazu meinen Lieblings-Drummer Kenny Aronoff bei einigen Songs – was soll da schief gehen?

Nix, um es gleich zu sagen! Man lässt es gemächlich angehen, holpert so langsam über die staubige Landstraße, als würde man die Einleitung eines Road-Movies vertonen. Was die Typen da zusammen-schrammeln, hört sich sicher simpel an, aber diese ineinandergreifende Instrumenten-Symphonie muss man erst einmal so hinkriegen. Da ist alles noch auf akustischer Basis gehalten, aber Mellencamp bringt stimmlich schon mal etwas Druck, an den nötigen Stellen, dahinter.
Der Treck kommt etwas in Schwung bei Battle Of Angels. Rollt lockerer, immer noch mit akustischen Instrumenten, mit einem gewissen Irish-Touch. Da schaukelt man doch gerne mit. Die E-Gitarren werden für Grandview ausgepackt. Ja, da ist er, der typische Mellencamp-Rock, wie wir ihn von “Lonesome Jubilee“ kennen und lieben. Groovy, dirty, rootsig. Und ab der Songmitte mischt sich mit Martina McBride eine weitere weibliche Stimme dazu. Na, das kommt dann richtig gut und sorgt für zusätzlichen Drive. Feine Nummer, die man gern Live hören möchte.
Ja, und dann ist sie endlich mit an Bord: Bei Indigo Sunset übernimmt Carlene Carter gleich einmal die Lead-Stimme. Da scheint sich selbst ein Star wie Mellencamp fast ehrerbietig zurückzunehmen und fungiert fast als “Wasserträger. Der Song ist eine wunder volle Ballade, ohne schmalzig zu werden, und geeignet einen in wundervolle Träumereien zu versetzen. Und auch wenn Mellencamp, fragt What Kind Of Man Am I?, steht ihm Carlene zur Seite. Von der Stimmung her etwas düsterer, aber auch der hervorragend gespielt und arrangiert. Gerade die Violine bringt hier tolle Spannung rein.

Durch All Night Talk Radio müssen John und Band allein, aber das meistern sie auch bestens. Der Stil bleibt natürlich erhalten, aber die Art, wie die Band so einen Song dynamisch arrangiert und spielt, da fallen mir kaum Vergleiche ein. Könnte der Ohrwurm des Albums sein.
Am Sugar Hill Mountain wird zum Country-Waltz geladen und das geht nicht ohne passende Partnerin. Da ist Carlene wieder federführend und erinnert hier direkt an ihre Mutter selig. Eine richtige tolle Country-Nummer. Hallo, Frau Collins, das wäre genau ihre Kragenweite!
Auch Damascus Road hat Carlene dabei und das geht wieder mehr in die rootsige Mellencamp-Richtung. Spannend arrangiert und sich langsam aufbauend. Macht richtig Spaß, hier den einzelnen Protagonisten zuzuhören.
Early Bird Cafe erinnert mich doch an einen BAP-Song, oder nicht? Na, wenn John anfängt, zu singen, klingt es nur noch nach Mellencamp. Allerbester Country-Rock, geprägt von den typischen Vocals und herrlich chrunchigen Gitarren plus der stimmigen Orgel.
Der Titelsong Sad Clowns könnte auch auf einem der letzten Dylan-Alben zu finden sein. Traditionelle amerikanische Musik, mit klein wenig Dreck zwischen den Zeilen und Saiten. Der Gesang ist noch nicht ganz Dylan, aber das wird mit den Jahren noch.
Kurz vor Ende muss man dem Gaul etwas die Sporen geben, sonst kommt man ja nicht rechtzeitig heim. So rollt My Soul’s Got Wings so prächtig dahin, dass man schnell am Mitklatschen ist und mit der Mundharmonika mitjauchzen mag. Easy Target beendet dann das Album, wie es begonnen hat: Als würde der Film mit dem Schlusswort enden und der Erzähler noch verkünden, wie die einzelnen Wege verlaufen sind. Beziehungswiese verlaufen, denn der Text des Songs legt gleich mehrere Finger in die Wunde. Wichtig hier zuzuhören oder sich die Lyrics durchzulesen.
Wichtig auch, diesem Album zuzuhören. Ich zitiere am Schluss mal die BOTTLE ROCKETS aus ihrem Song Welfare Music:
“…loves Carlene Carter and Loretta Lynn”, und füge noch an “and John Mellencamp”.

Epi Schmidt, 24.06.2017

 

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