All Odds Against Me, Jazzhaus Records, 2008 | ||||
John Lee Hooker Jr. | Lead Vocals | |||
John Garcia Jr. | Guitar | |||
Jeff Horan | Guitar | |||
Will 'Roc' Griffin | Keyboards | |||
Frank 'Tebo' Thibeaux | Bass | |||
David Barnett | Harmonica | |||
Mike Rogers | Drums | |||
Pam Hawkins | Backup Vocals | |||
Mike Rinta | Trombone | |||
Jeff Teczon | Saxophone | |||
Frankie Bailey | Trumpet | |||
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01. Dear John | 07. Stressed Out | |||
02. Extramarital Affair | 08. There's A Struggle | |||
03. One Eye Open | 09. Old School | |||
04. I Miss You So | 10. Blues Ain't Nothing But A Pimp | |||
05. I've Got Your Back | 11. The People Want a Change | |||
06. Pay Day | 12. That Be The Blues | |||
Wo wir den Daddy schon öfters am Haken hatten, wollen wir auch den Junior nicht hängen lassen. Zumal wenn man als Magazin das Wort 'Hooked' im Namen führt.
Einfach hat er es einem ja nicht unbedingt gemacht - seinem Vater im Übrigen auch nicht - hat er sich doch lange Zeit mehr Alkohol und Drogen als der Musik gewidmet und schon ist der "Knabe" in den Mittfünfzigern (hätte man nicht gedacht, was?) und bringt gerade mal sein drittes Album raus. Immerhin kann er über die Jahre hinweg auf eine Grammy-Nominierung und einen gewonnenen Blues-Award verweisen. Schön, der Name wird nicht ganz hinderlich gewesen sein, aber es ist wohl auch was dran, an dem Junior, der gerade wieder in Europa unterwegs ist, um sein neues Album "All Odds Against Me" zu promoten.
So ein Lebenswandel bringt natürlich auch entsprechende Erfahrung und somit Kompetenz mit sich. Merke: Den Blues kann man auch kriegen, ohne ihn zu spielen.
Wenn man - und in diesem Fall John Lee Hooker Jr. - den Blues aber spielt, dann ist der keinesfalls altbacken oder eintönig. Dear John ist nicht, wie man vermuten könnte, eine Hommage an seinen Vater, sondern der fiktive (hoffentlich) Brief der Ex an den Protagonisten. Zum Großstadtblues (leichte Muddy Waters-Gitarrenzitate) erzählt John im Sprechgesang die, oft sehr witzige, Story. Auszug: "My new boyfriend makes love much longer than you do. Actually one hour and a half - compared to the four minutes that you do . ".
Musikalisch wird es hitziger in dem funkigen, von einer heißen Bläserformation gepushten Extramarital Affair. Bereits jetzt muss ich Hooker eine charismatische Art des Singens zugestehen, die den Hörer umgehend fesselt. Die Gitarristen - vor allem Leadgitarrist John Garcia Jr., wirbeln vielleicht ab und an etwas viel über die Griffbretter, bringen jedoch dadurch sehr gut eine großstädtische, pulsierende Atmosphäre rüber.
Bluesiger wieder mit One Eye Open, nichtsdestotrotz swingend und mit Jazzeinfluss. Mit der Mundharmonika von David Barrett erinnert mich dieser Stil sehr an CANNED HEAT in den letzten Jahren. Ist jedenfalls interessant und unterhaltsam gemacht. Anspieltipp!
I Miss You bringt wieder einen höheren Bläser-Anteil und einen großen Schritt in den Jazz-Bereich. Die B.B. King-ähnliche Gitarre harmoniert damit bestens und Will 'Roc' Griffins Bar-Piano nicht weniger.
Und weiter gleiten wir in den Jazz hinein - ein kurzer textlicher Auszug aus "Let's work together" beinhaltet - mit I've Got Your Back. Das könnte jetzt leicht zu locker mitzuschnippender Hintergrundmusik abdriften, aber der Gesang, der hier - inkl. des berühmten Stotterns - mal stark nach dem Erzeuger klingt, lässt den Hörer nicht von der Stange.
Und mit Pay Day sprechen sie einen auch, musikalisch einfallsreich, wieder umgehend an. Da hat der Junior wirklich eine verdammt gute Band am Start, die herrlich grooven kann, genau weiß, wo die Akzente zu setzen sind und gegebenenfalls immer den passenden Solisten in Szene setzt.
Stressed Out und There's A Struggle pendeln perfekt zwischen funky R&B und groovigen Blues, dominiert von Johns eindringlichem Gesang und durchzogen von sehr feinen Gitarren-, Piano- und Bläserparts.
Wer es etwas ländlicher braucht, der wird mit dem Country-Blues Old School bedient, bei dem sich Hooker Jr. nur von einer Akustikgitarre begleiten lässt. Ja, auch das kann er und auch das klingt immer noch nach Drive und einer gewissen Angespanntheit. Da steckt viel Kraft in dem Mann.
Zwischen Chuck Berry Licks und typischem Blues-12-Takter hängt Blues Ain't Nothing But A Pimp und kommt wieder mit fast unverschämter Power, die den Solisten wieder Raum für diverse "Ausbrüche" lässt.
So in Stimmung steigert sich die Band in das funkige The People Want A Change in dem es fast schon wild abgeht und das einem keine Chance mehr lässt: Mitgrooven oder das Handtuch werfen!
Zum Schluss - richtig ruhig kann der Mann anscheinend nicht - geht's noch mal durch eine angejazzte Big City Blues Night mit That Be The Blues. Da dürfen die Trompeten den Mitternachtsjazz schmettern und die Gitarren über den Blues Notes des Pianos aufblitzen. Immer dann, wenn John Lee Hooker Jr. seine Stimme aus dem Rennen nimmt.
Ich hätt's nicht gedacht, aber "All Odds Against Me" ist ein sehr gutes und interessantes Album. Voller entstaubtem Blues, Jazz, R&B, interessant gespielt und intelligent umgesetzt. Ein Album, welches man sicher öfter auflegen wird und kann.