John Illsley Live In London, Creek Records, 2015 |
John Illsley | Bass and Lead Vocals | |||
Robbie Mcintosh | Guitars and Backing Vocals | |||
Simon Johnson | Guitars and Backing Vocals | |||
Steve Smith | Keyboards and Backing Vocals | |||
Moses Van den Bogarde | Drums and Percussion | |||
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01. Toe The Line | 09. Streets Of Heaven | |||
02. Walk Of Life | 10. I Thought I Saw It Coming | |||
03. Once Upon A Time In The West | 11. Romeo And Juliet | |||
04. Private Investigations | 12. When God Made Time | |||
05. Young Girl | 13. Is It Real | |||
06. Sultans Of Swing | 14. Brothers In Arms | |||
07. First We Take Manhattan | 15. Money For Nothing | |||
08. Another Brick In The Wall | ||||
Ja, würde das denn nun Sinn machen, wenn, sagen wir, Bill Wyman - also der Bassist – ohne die Band, mit der er einst groß rausgekommen ist, sich solistisch betätigte, ein paar Gleichgesinnte um sich scharte und Alben aufnimmt und auf Tour geht, mit Material, welches dereinst der gemeinsame Nenner mit seinen früheren Bandkollegen war? Er allerdings nicht das Aushängeschild jener Band war? Tja, aber genau das hat besagter William Perks (so sein Mädchenname, äähm, nein, das mit den Mädchen ist wieder eine andere Story) ja getan.
Was sollte das dann den einstigen DIRE STRAITS-Bassisten John Illsley scheren, dass Mark Knopfler seit gut zwei Jahrzehnten keinen Bock mehr auf seine frühere Gang hat? Da hat er mittlerweile locker ein paar Soloalben eingespielt und ist auf Tour gegangen und hat mehr als ein Fragezeichen dahintergesetzt, ob jene DIRE STRAITS das alleinige Kind von Mark und dessen jüngerem Bruder David war.
Aktuell ist John Illsley wieder auf Tour und quasi als Einstimmung darauf ist eben seine neue Live-CD erschienen. Wie könnte es anders sein, klingt das verdammt nahe an der Band, die ab den späten 70ern zum Höhenflug ansetzte und natürlich sind da auch einige Titel dabei, die das Radio rauf und runter gedudelt wurden. Wem die DIRES STRAITS und vor allem deren Chef-Gitarrist teilweise zu klinisch rein gewesen sind, der sollte hier ruhig mal reinhören, denn das geht in die damalige Richtung, hat aber einen raueren Unterton. Kommt mehr “chrunchy“ rüber. Stimmlich bringt Illsley die Songs problemlos und teils hart am Original (na ja, so der tolle Sänger war/ist Mark Knopfler nicht) und für die Saitenarbeit hat er mit Robbie Mcintosh (u. a. THE PRETENDERS, Paul McCartney) einen “Hansdampf in allen Gassen”, der jederzeit eine eigene Note (oder ein Slide-Riff) mit einzubringen weiß.
Bereits die erste Nummer, Toe The Line, würde in den DIRE STRAITS-Katalog passen, stammt aber von Johns Album “Streets Of Heaven“. Gleich darauf Walk Of Life spricht für Selbstbewusstsein und sorgt natürlich für Stimmung. Ich bin eigentlich kein Fan von dem Lied, aber irgendwie macht das hier doch richtig Spaß. Das liegt viel daran, dass es eben nicht so glatt zugeht, wie oft bei den Urhebern. Was praktisch auf alle Songs zutrifft. Sultans Of Swing hat alle nötigen Parts und trotzdem ein paar Kanten. Once Upon A Time In The West bekommt noch mehr Reggae-Rhythmus als das Original, während Nummern wie Brothers In Arms oder Private Investigations fast noch an Atmosphäre zulegen. Gefällt mir fast besser, als … , na, das muss jeder für sich entscheiden.
Es gibt aber noch ein paar Schmankerl. Leonard Cohens First We Take Manhattan etwa. Natürlich kann Illsley nicht die Magie Cohens erreichen, aber ebenso wie Another Brick In The Wall erscheint die Interpretation in Teilen schludrig und trotzdem (oder deswegen?) bekommen die Songs einen rauen Charme, der sie vor dem Gähnen über die abgedroschenen Schlachtrösser bewahrt.
Neben diesen Welthits können aber Illsleys eigene Songs durchaus bestehen, wie nicht nur das schmissige Is It Real gegen Ende beweist. Feine Honky Tonk-Nummer, mit schöner Slide-Gitarre und Roots-Charakter. Also, ich sage: Wer sich einen lockeren, beschwingten Abend machen will, mit teils bekannten, teils neuen Songs und auf britischen Rock der Marke Clapton und Konsorten steht, der greift zu diesem Album, oder besucht eines der anstehenden Konzerte. Oder macht beides. Kann fast nicht schief gehen.