John Hiatt The Open Road, Blue Rose Records, 2010 |
John Hiatt | Vocals, Acoustic & Electric Guitar | |||
Doug Lancio | Electric Guitar | |||
Patrick O'Hearn | Bass | |||
Kenneth Blevins | Drums | |||
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01. The Open Road | 07. Wonder Of Love | |||
02. Haulin' | 08. What Kind Of Man | |||
03. Go Down Swingin' | 09. Movin' On | |||
04. Like A Freight Train | 10. Fireball Roberts | |||
05. My Baby | 11. Carry You Back Home | |||
06. Homeland | ||||
Wie macht dieser Mann das bloß? Seine neueste Veröffentlichung, "The Open Road", entwickelt sich schon wieder zu einem Glanzstück. Ähnlich wie 2008, als "Same Old Man" anfänglich etwas schwerfällig daherkam und sich erst nach mehrmaligen Hördurchgängen ganz tief in mein Herz fraß, scheint "The Open Road" aus einem ähnlichen Holz geschnitzt. Na ja, dachte ich zunächst, John Hiatt eben, handwerklich solide, reife Songs ohne große Überraschungsmomente, intelligente Lyrics eines gestandenen Mannes, die Begleit-Band wie immer gut beisammen (wäre ja auch ein Hammer, wenn dies nicht der Fall wäre), seine über Jahrzehnte bekannte, aber dennoch etwas gewöhnungsbedürftige Quengelstimme und 11 Tracks, die ohne Ärgernisse so durchlaufen, normale Qualitätsarbeit sozusagen.
Schön und gut, Qualitätsarbeit, das darf man von einem der Großen im Business ja schließlich auch erwarten. Doch was ist so speziell an "The Open Road"? Zunächst einmal orientiert sich Hiatt wieder in eine vermehrt elektrifizierte Richtung. Klang "Same Old Man" eher folky und ein wenig zurückgenommen, hauen die Herren dieses Mal wieder etwas mehr auf den Putz und lassen die E-Gitarren zwischenzeitlich herrlich dengeln. Das klingt natürlich in Zeiten in denen Mr. Hiatt in Eigenregie in seinem Heimstudio aufnimmt, nicht so fett und druckvoll wie zu "Perfectly Good Guitar" oder "Walk On"-Zeiten, als Matt Wallace und Don Smith produzierten, sondern eher nach Garage (es ist ja offenbar tatsächlich Hiatts umgebaute Garage), also ungeschönt und ohne viel Firlefanz direkt ins Mischpult. Aber dieser ehrliche und raue Ton macht die Platte um keinen Deut schlechter.
Und Doug Lancio, der neu engagierte Gitarrist, bedient sich schließlich einer anderen Spielweise, eines anderen Tons als zuletzt Luther Dickinson, David Immerglück oder damals der verrückte Michael Ward. Insofern klingt "The Open Road" mal wieder erfrischend anders und entsprechend abwechslungsreich. Lancio hat in der Vergangenheit seine Klasse schon häufiger unter Beweis gestellt, spielte er doch bereits mit Könnern wie Patty Griffin, Allison Moorer, Nanci Griffith, Kim Richey, Todd Snider und Steve Earle. Die erfahrene Rhythmusgruppe vom letzten Album, bestehend aus Patrick O'Hearn (Bass) und Kenneth Blevins (Drums) behielt Hiatt bei.
"The Open Road" streift, wie der Titel bereits ahnen lässt, durch unterschiedlichste Roots-Rock Spielarten, schaut mal in Richtung Blues, mal in Richtung Country, macht auch vor Rockabilly und Tex-Mex Ausflügen nicht halt und bezaubert letztendlich auch wieder mit einigen locker und luftig hingelegten, typischen Hiatt-Roots-Rockern, die dieser bewundernswerte Songwriter mit abgeklärter Altersweisheit nur so aus dem Ärmel zu schütteln scheint.
Eine runde und zufriedenstellende Sache also, die sich ganz so wie der aufgewirbelte Staub auf den weiten Straßen Amerikas langsam aber stetig herabsenkt und schließlich zum festen Bestandteil einer Landschaft wird, wo Träume und Romanzen, wagemutige Ideen, Sehnsüchte und zerplatzte Illusionen, Feuer und Leidenschaft, den Wegesrand zieren.
Zum Abschluss noch ein feines Schmankerl für alle Roots-Music Fans: ein Ausschnitt aus Levon Helms "Ramble at The Ryman"- Konzert aus dem Sommer 2009. Mit John Haitt als Gaststar beim THE BAND-Klassiker 'The weight'. Große Klasse. So viele lächelnde Gesichter...