John Hammond New Morning - The Paris Concert, in-akustik, 2006 |
John Hammond | Vocals, Guitar, Harmonica | |||
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1. Just Your Fool | 14. My Time After A While | |||
2. Phonograph Blues | 15. Can't Be Satisfied | |||
3. Fattening Frogs For Snakes | 16. Hard Time Killing Floor | |||
4. Get Behind The Mule | 17. I Wish You Would | |||
5. Who's Loving You Tonight | 18. She's Tough | |||
6. Walking Blues | 19. Jockey Full Of Bourbon | |||
7. Come On In My Kitchen | 20. Homeless Blues | |||
8. Mother In Law Blues | 21. Someday Baby Blues | |||
9. Love Changing Blues | 22. Maybeline | |||
10. Spider & The Fly | 23. Fanin Street | |||
11. Slick Crown Vic | 24. Preaching Blues | |||
12. No Place To Go | 25. Honest I Do | |||
13. Step It Up And Go | ||||
Ob John Hammond - Junior, muss man eigentlich anfügen - nach Alan Lomax der Weiße ist, der am meisten für das Vermächtnis des Blues getan hat, vermag ich schwerlich zu sagen, aber wenn man den John spielen und singen hört, kann man schon zu dieser Überzeugung kommen.
Dermaßen nah am Feeling des ursprünglichen Country-Blues hört man heutzutage wohl selbst Farbige nur noch selten und, auch wenn ich nicht behaupten kann seine mittlerweile über drei Dutzend Alben ausführlich zu kennen, war John Hammond für mich immer am überzeugendsten, wenn er Akustikgitarre und Mundharmonika spielte. Ich weiß, auf gut der Hälfte seiner Aufnahmen spielt er ebenfalls grandios E-Gitarre, aber 'unplugged' und solo gefällt er mir am besten.
Und er fühlt sich da ja auch offenbar wohl. So wie bei diesem Auftritt am 19. Februar 2004 im Pariser "New Morning" Club. Wie John sagt, wahrscheinlich sein "favorite club in the world".
Und furios legt er mit Just Your Fool los. Die Mundharmonika verweist öfter auf seine Folk-Wurzeln, aber die Gitarre ist purer Blues und den spielt er mit ungeheurem Drive. Vergesst Clapton oder ähnliche Typen: John Hammond is the real thing! Jedenfalls was Authentizität angeht.
Zwischen den Songs betreibt John etwas Konversation und wechselt dabei locker und übergangslos zwischen Französisch und Englisch. Dabei bekommet man so ganz nebenbei etwas Blues-Geschichte beigebracht. Sony Boy Williams' Fattening Frogs For Snakes haben die meisten wohl nur selten gehört, aber der Song geht ebenfalls gut ab. Mit seinem Daumen-Pick reißt John die Saiten an, dass man um deren Stabilität fürchten möchte und dazwischen feuert er Harp-Salven heraus, die aus purer Energie zu bestehen scheinen.
Seiner Kollaboration mit Tom Waits entstammt Get Behind The Mule und das hat natürlich auch ein paar Waits-Elemente in sich.
Als Blues-Kenner arbeitet John mit verschiedenen Gitarren-Stimmungen, mit Kapos und wechselt auch mal zur Dobro, z.B. beim Walking Blues, von einem seiner großen Vorbilder, Robert Johnson.
Trotz seinem Faible für die alten Blues-Songs und ihre Interpreten, ist John Hammond kein Kopist, sondern drückt den Songs seinen eigenen Stempel auf, der sie wie Eigenkompositionen klingen lässt. Bekannte Titel wie Come On In My Kitchen entlarvt man zwar trotzdem, aber auch der Song bekommt ein etwas anderes Flair, das mehr nach Improvisation klingt.
Beim rockigen Mother In Law Blues wird man an die Akustiksessions von Rory Gallagher erinnert und wie schon Bob Dylan sang: "No one can sing the Blues like Blind Willie McTell". Von eben jenem stammt das leicht melancholische Love Changing Blues, welches John Hammond herrlich interpretiert.
Von der Präsenz auf der Bühne her erinnert mich John Hammond manchmal an John Hiatt. Ebenfalls einer, dem man automatisch "an den Lippen hängt". Mit The Spider & The Fly verweist er auf die "early Rolling Stones" und lässt dem mit Slick Crown Vic einen eigenen Titel folgen, der bestens zum restlichen Repertoire passt. Mag man fast nicht glauben, dass erst auf "Ready For Love" (2001) dieser Song als eine der ersten Eigenkompositionen erschien.
Allein die Geschichte über Howlin' Wolf, die zu dessen Song No Place To Go leitet macht richtig Spaß.
Und so geht's halt kreuz und quer durch die Blues-Geschichte und ihre Stile. Blind Boy Fullers Step It Up And Go ist ebenso vertreten wie Muddy Waters' Can't Be Satisfied.
Überwiegend geht es flott und mit jeder Menge Elan dahin, nur ab und an erklingt mal der Schwermuts-Blues und selbst der bleibt nie richtig ruhig. Der Blues ist halt nun mal etwas Aufwühlendes und so lässt einen diese komplette Performance keineswegs kalt, sondern unterhält über 2 Stunden richtig und auch noch informativ.
Und wenn John Hammond bei Billy Boy Arnolds I Wish You Would nach ein paar Zeilen abbrechen muss, weil er die falsche Mundharmonika im Halter hat, trägt das sowohl beim Publikum im 'New Morning', als auch zuhause zur entspannten Belustigung bei.
Also, wer Interesse an einer 'Tour de France' durch den Blues hat, sich dabei unterschiedliche Stile näher bringen lassen und einen begnadeten Performer dabei sehen möchte, sollte sich diesen Mitschnitt zulegen.
Und damit Ihr im Vorfeld schon mal was lernt: Wer hat den Soundtrack zum Film-Klassiker "Little Big Man" (mit Dustin Hoffman) 1970 eingespielt? Na, John Hammond!
Aber das wusstet Ihr doch wohl schon...
Schön, bei der anschließenden "Conversation with John Hammond" findet Ihr sicher noch was Interessantes.
Ländercode: 0
Ton: Stereo, Dolby Digital 5.1, dts
Bild: 4:3