Joe Boyd

White Bicycles

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 01.01.2000
Jahr: 2007
Verlag: Antje Kunstmann Verlag

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Joe Boyd Homepage



Redakteur(e):

Frank Ipach


Antje Kunstmann Verlag
München 2007
ISBN 3888974917
Gebunden, 360 Seiten, 24,90 EUR

Nach dem Genuss dieser großartigen Lektüre, die dem geneigten Leser ein wahrhaft revolutionäres Jahrzehnt innerhalb der modernen, musikalischen Entwicklungsgeschichte näherbringt, treiben einen Gedanken um, die darauf abzielen, doch endlich mal dieser geheimnisumwitterten Märchenfee zu begegnen, die ihrem Günstling sogleich einen seiner innigsten Wünsche zu erfüllen gedenkt. Meiner wäre nämlich tatsächlich eine Reise in die Sechziger Jahre des Autoren Joe Boyd, vorzugsweise zu diesem sagenhaften Abend während des Newport Folk-Festivals 1965, als Bob Dylan die Chuzpe besaß, mit einer elektrifizierten, wuchtig und vehement auftrumpfenden Band die Spinnweben von den Notenblättern der arrivierten Folkbarden zu blasen. Die Story meint man ja zu kennen, doch in Wirklichkeit geschah alles ein wenig anders . . .

Als Musikfanatiker, und für diese Spezies scheint dieses Buch geradezu prädestiniert, kommt man kaum umhin, den erhellenden und immer wieder spannenden Geschichten Joe Boyds aus diesem so vibrierenden Jahrzehnt, als ein revolutionärer, wenn auch teilweise drogenbefeuerter Geist die Musiker, die Manager und Produzenten gleichermaßen voran trieb, zu erliegen.

Faszinierend, was Joe Boyd, den man zumindest heutzutage noch immer wegen seiner engen Zusammenarbeit mit dem Genius Nick Drake assoziiert, alles erlebt und durchlebt hat. Der Amerikaner mit Harvard-Abschluss lernte das Musikgeschäft von der Pike auf, stillte seinen eigenen Musikhunger indem er in den frühen Sechzigern schon Tourneen mit fast vergessenen Blues-Küntlern initiierte, im Laufe der Jahre kollegiale wie freundschaftliche Bande zu solch einflussreichen Köpfen wie George Wein, Paul Rothschild, Chris Blackwell oder Mo Ostin festigte und sich im Laufe der Jahre mit Elan und Idealismus einen Namen schuf, der bis heute untrennbar mit Legenden wie FAIRPORT CONVENTION, INCREDIBLE STRING BAND, FOTHERINGAY, Nick Drake, Sandy Denny, Maria Muldaur und John Martyn verknüpft bleibt. Boyd gewährt uns Einblicke in die schwierigen Persönlichkeiten solcher Legenden wie Nick Drake und Sandy Denny, schildert die mehr oder weniger bahnbrechenden ersten Aufnahmen der britischen Folk-Heroen FAIRPORT CONVENTION, blättert angeregt im Stimmungskatalog seiner kurzen, aber intensiven Music-Club-Jahre, als er gemeinsam mit seinem Partner John Hopkins den unvergessenen UFO-Club in London zum Basislager für Bands wie z.B. PINK FLOYD etablierte.

Joe Boyd beschreibt diese stilbildende Epoche mit eleganter Sachlichkeit, verlässt sich nicht großspurig auf vordergründige Anekdoten und Abenteuer, sondern erinnert auf höchst charmante und lesenswerte Art, sprachlich stets sehr eloquent (Dank auch an den Übersetzer Wolfgang Müller), dass er ein Teil dieses kulturellen Umbruchs war, dessen weitverzweigten, knorrigen Wurzeln bis zum heutigen Tag den Nährboden für Myriaden von nachfolgenden Künstlern bereitet. Ganz gescheit beleuchtet Boyd die soziokulturellen Hintergründe der Sixties, den Umschwung von nüchterner Sachlichkeit zu hedonistischer Betriebsamkeit bzw. Lüsternheit bis hin zu drogenvernebeltem Aktionismus, der sich in schillernden Blasen zum Horizont streckte und spätestens im Wind der frühen Siebziger Jahre vom Kurs abkam und auf dem Boden veränderter Umstände zum Platzen kam.

Verknüpfte man z.B. die Lektüre von "White Bicycles" mit dem anschließenden Lesen von John Peels Memoiren und dem weiterführenden Studium von Michael Walkers "Laurel Canyon"-Buch, bekäme man ein wunderbar abgerundetets Bild der Gründerzeit der modernen Rockmusik und verfügte über genügend Hintergrundinformationen, die popkulturelle Entwicklungsgeschichte zu begreifen und neu einzuordnen.
Insofern möchte ich allen Rockmusikfans dieses Joe Boyd-Buch im Besonderen und beide anderen o.a. Bücher im Allgemeinen empfehlen. Hier finden wir bedeutsame Teile, sowie die grundlegenden Strukturen und Mechanismen unserer zeitgenössischen Musikgeschichte wieder. Die Gedanken des jeweiligen Autors bieten uns schließlich einen Schlüssel, der uns sozusagen das enge Korsett der Faszination Rockmusik, in dem wir uns bis heute gefangen wähnen, auf großzügige Art und Weise lockert.

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