Joe Bonamassa Live At The Greek Theatre, Mascot Label Group, 2016 |
Joe Bonamassa | Gesang & Gitarre | |||
Anton Fig | Schlagzeug | |||
Michael Rhodes | Bass | |||
Reese Wynans | Piano & Hammond | |||
Lee Thornburg | Trompete | |||
Ron Dziubla | Saxophon | |||
Paulie Cerra | Saxophon | |||
Kirk Fletcher | Gitarre | |||
Mahalia Barnes | Gesang | |||
Juanita Tippins | Gesang | |||
Jade MacRae | Gesang | |||
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DVD 1 & CD 1 | DVD 1 & CD 2 | |||
01. See See Baby | 01. Oh, Pretty Woman | |||
02. Some Other Day, Some Other Time | 02. Let The Good Times Roll | |||
03. Lonesome Whistle Blues | 03. Never Make Your Move Too Soon | |||
04. Sittin’ On The Boat Dock | 04. Ole Time Religion | |||
05. You’ve Got To Love Her With A Feeling | 05. Nobody Loves Me But My Mother | |||
06. Going Down | 06. Boogie Woogie Woman | |||
07. I’ll Play The Blues For You | 07. Hummingbird | |||
08. I Get Evil | 08. Hide Away | |||
09. Breaking Up Somebody’s Home | 09. Born Under A Bad Sign | |||
10. Angel Of Mercy | 10. The Thrill Is Gone | |||
11. Cadillac Assembly Line | 11. Riding With The Kings | |||
DVD 2 | ||||
Growing Up Joe (A Conversation With Joe's Parents) | Riding With The Kings (Official Music Video) | |||
Caveman's Hacked iPhone (Behind The Scenes) | Joe's Big Fat Greek (Photo Gallery) | |||
Für viele Kritiker ist ja das Konzept des Blues-Rock mittlerweile eher aufgebraucht: drei Akkorde und zwölf Takte, die dann einfach wiederholt werden und zumeist dann noch Texte, die von Frauen handeln, die der Sänger nicht haben kann oder mal hatte und dann wieder verloren hat. Und doch hat diese Musik-Form, die im Laufe des 19. Jahrhunderts im Delta des Mississippi ihren Ursprung nahm, immer noch eine ungeheure Faszination und Begeisterung für eine beständig große Masse an Fans ausübt. Und einer der Hohepriester dieser Musik ist ohne Zweifel der Amerikaner Joe Bonamassa.
Seitdem der gebürtige New Yorker im Jahr 2000 mit “A New Day Yesterday“ sein Solo-Debüt gab, geht es mit der Karriere stetig bergauf. Nicht nur, dass er mit seinen eigenen Songs die großen Hallen weltweit füllt, er hat es sich auch zu einer Aufgabe gemacht, das historische Erbe des Blues am Leben zu halten – am besten live auf der Bühne. Wie alle Großen der Szene hat er zunächst immer wieder einzelne Stücke seiner Helden zelebriert. Aber vor zwei Jahren ging Bonamassa erstmals mit einem Programm auf Tour, das das Schaffen anderer in den Mittelpunkt der abendliche Auftritte stellte, gewidmet den beiden Blues-Legenden Muddy Waters und Howlin‘ Wolf und nachzuhören beziehungsweise auch optisch zu genießen auf dem famosen “Muddy Wolf At Red Rocks“.
In diesem Jahr dann zog Bonamassa mit seinem Programm “The British Blues Explosion“ durch Europa und erwies der britischen Dreifaltigkeit Jeff Beck, Eric Clapton und Jimmy Page seinen Respekt. Und nun erscheint mit “Live At The Greek Theatre“ eine weitere Hommage – doch nicht das Programm, mit dem er die Europäer begeisterte wurde hier festgehalten, sondern das Abschlusskonzert einer Tournee durch die USA, bei der Bonamassa den drei Kings des Blues: Albert, Freddy und B.B. King seine Aufwartung machte und in einem mehr als zweistündigen Set einige ihrer besten Stücke in wahrlich spektakulärer Art und Weise auf die Bühne brachte.
Dazu erweiterte Bonamassa seine vertraute und absolut exzellente Band aus Anton Fig (Schlagzeug), Michael Rhodes (Bass) und Reese Wynans (Piano, Hammond) um die von “Muddy Wolf“ bekannte Bläser-Sektion Lee Thornburg (Trompete), Ron Dziubla und „den Neuen“ Paulie Cerra (beide Saxophon) sowie an der zweiten Gitarre Kirk Fletcher und ein fantastisches Trio an „Background“-Sängerinnen mit Mahalia Barnes, Jade MacRae und Juanita Tippins, die für einen extrem vollen und mitreißenden Sound bei diesen Aufnahmen sorgen – insbesondere die drei Damen sind schlichtweg sensationell (nachzuhören zum Beispiel bei Breaking Up Somebody’s Home, Angel Of Mercy und insbesondere bei Hide Away - einem der absoluten Highlights).
Aber auch der Meister selbst ist an diesem Abend in absoluter Höchstform und zeigt mehr als eindrucksvoll, warum er zu den angesagtesten und am meisten respektierten Blues-Gitarristen der Gegenwart gehört. Seine Soli zeigen nicht nur eine spielerische Leichtigkeit selbst in technisch schwierigen Momenten sondern strahlen an diesem Abend mit einem Ton, der den Hörer einfach nur tief berührt und dazu bringt, sofort alle anderen Aktivitäten einzustellen und diesem Musiker wirklich aufmerksam zuzuhören. Und es spricht auch Bände, dass Bonamassa an diesem Abend – im Gegensatz zu “Muddy Wolf“ – komplett auf eigene Songs verzichtete.
Dafür werden 22 Titel zelebriert, die exemplarisch zeigen, warum man bei Albert, B.B. und Freddy King von den „Königen des Blues“ redet. Das hat nicht nur mit dem Nachnamen der drei Herren zu tun sondern insbesondere mit der Musik, die sie in ihrer jeweiligen Karriere geschaffen haben. Denn Nummer wie Some Other Day, Some Other Time, You’ve Got To Love Her With A Feeling, Going Down, I’ll Play The Blues For You, Caddillac Assembly Line, Oh, Pretty Woman, Hummingbird, Born Under A Bad Sign und natürlich das ikonische The Thrill Is Gone sind einfach nur pure, unverfälschte Blues-Klassiker, die hier mit genau der Hingabe und Leidenschaft präsentiert werden, die sie verdienen.
Aber auch die Umsetzung ist wieder einmal perfekt. Das Greek Theatre in Los Angeles ist eine wunderschöne Location, ein sanft zur Bühne hin abfallendes Amphitheater, das mich ein ganz klein wenig an die Bühne auf der Loreley erinnert. Das Setting passt also – auch hier eine Analogie zu “Muddy Wolf“, das in den malerischen Red Rocks aufgenommen wurde – perfekt zu der hier dargebotenen Musik. Der Sound haut einen schier um, das Bild ist schön warm und gestochen scharf, die Schnitte bezeichnet man wohl am besten als unaufgeregt, denn es schaltet jederzeit dorthin, „wo die Action ist“ und ermöglicht so auch einen guten Eindruck von den Fertigkeiten der beteiligten Musiker.
Natürlich ist es bei den zahlreichen Live-DVDs, die Bonamassa bislang bereits veröffentlicht hat, nicht mehr so einfach noch interessantes Bonus-Material zusammen zu bekommen. Und auch Interviews mit Bonamassa hat der geneigte Fan ja jetzt schon genügend gesehen. Daher kommen hier seine Eltern mal zu Wort, unter dem Motto „Growing Up Joe“ dürfen sie mal ihre Sicht auf den prominenten Sohn zum Besten geben. Zudem gibt es noch ein Behind-the-Scenes namens “Caveman’s Hacked iPhone“ (gemeint ist Produzent Kevin „The Caveman“ Shirley), ein Video zu dem Track Riding With The Kings und die Photo-Galerie “Joe’s Big Fat Greek“. Angesichts der Qualität des Live-Auftritt dürfte es das Bonus-Material schwer haben, allzu häufig den Weg in den Player anzutreten.
“Live At The Greek Theatre“ ist das, was die Amerikaner als „instant classic“ bezeichnen würden. Einen sofortiger Klassiker. Dafür kann Bonamassa natürlich nicht alleine die Verantwortung übernehmen – und das würde er auch gar nicht tun wollen. Denn er weiß, dass es die Leute, die vor ihm kamen, waren, die das Fundament dafür gelegt haben, auf dem er seine Karriere – so wie zahlreiche andere Blueser auch – aufgebaut hat. Sie würdigt er die „Großen“ und tut gleichzeitig was für die Jungen, denn ein Teil der Einnahmen gehen wieder an die “Keeping The Blues Alive“-Foundation, mit der das Andenken gewahrt wird, die unter anderem aber auch Stipendien für musikalische Talente finanziert. So kann man durch den Erwerb dieser CD/DVD/BluRay nicht nur sich selber etwas sehr Gutes tun, sondern gleichzeitig auch die Musik an sich unterstützen – ein Gewinn für alle Seiten.