Jochen Volpert Split Personality, Eigenvertrieb, 2016 |
Jochen Volpert | Electric & Acoustic Guitars, Bass | |||
Carola Thieme | Vocals, Synth Pads, Synth Strings | |||
Achim Gössl | Rhodes Piano, Hammond Organ | |||
Chris Reiss | Bass | |||
Jan Hees | Drums, Percussion | |||
Friedrich Betz | Bass, Double Bass | |||
| ||||
01. Split Personality | 06. French Blues | |||
02. The River | 07. Hunger For Life | |||
03. The Girl | 08. Behave | |||
04. For Jeff | 09. Leaving Behind | |||
05. The Truth | 10. Dreamcatcher | |||
Manche Zeitgenossen rennen notgedrungen zum Neurologen, um etwaige Anzeichen einer gespaltenen Persönlichkeit untersuchen zu lassen. Dieser Hilflosigkeit fällt ein Mann wie Jochen Volpert gar nicht erst anheim, denn der umtriebige Würzburger Gitarrist, hat für Unternehmungen dieser Art schlichtweg keine Zeit, weil er sich viel zu intensiv um geschliffenene musikalische Ausdrucksformen bemüht und seine innere Zerissenheit kurzerhand mit einem zünftigen Fusion-Album kuriert und manifestiert, um das Ganze dann ganz offensiv und plakativ mit dem Titel "Split Personality" zu zieren.
Volpert, der seit mehr als 35 Jahren die zahlreichen Saiten des großen Gitarrenlexikons studiert und unterschiedlichen Bands im Großraum Würzburg sein Können zur Verfügung stellt, sieht es gar nicht ein, seine Vorlieben zu sortieren oder zu kanalisieren, sondern vertraut eher der Kraft und dem Reiz der Variation. Was schert es den neugierigen Musiker welchen Stil er interpretiert, solange es Spaß und Freude macht und das eigene Seelenheil halbwegs in Balance hält.
So begegnen wir auf seinem dritten Soloalbum "Split Personality" dem guten Herrn Volpert als Blueser, als Jazzer, als Fusion-Rocker, staunen über seine Wandlungsfähigkeit wenn er plötzlich von Mr. Funk zum Latin Lover mutiert und uns schließlich mit der gesanglichen Unterstützung seiner Gattin Carola Thieme eine waschechte Pop-Ballade serviert.
Bemerkenswert bleibt die Tatsache, dass Volpert 2016 ausschließlich auf Eigenkompostionen und Co-Autorenschaften mit seiner Herzensdame vertraut, die in zehn spannenden, teils rein instrumentalen Kompositionen münden, die die Vorlieben der Gitarren-Freaks ebenso befriedigen wie die Verfechter des straighten Songwriting.
Dass Volpert sein Instrument verdammt gut beherrscht, hat er auf seinen beiden vorangegangenen Soloalben "Session 50.1" und "Session 52.2" hinreichend bewiesen, so dass er sich auf "Split Personality" gar nicht mal allzu weit aus dem Fenster lehnen muss, um nach den Sternen zu greifen. Volpert bleibt bescheiden genug, seine Songs nicht mit überkandidelten Gitarrensolos zu überfrachten, sondern setzt auf die Essenz einer offenbar gut harmonierenden Band, die einen tragfähigen Song tatsächlich in Schwingung bringen. Da verzeiht man auch generös die eine oder andere zu häufig bemühte Jeff Beck Reminiszenz. Licks und Gimmicks aus Becks Trickkiste, die natürlich in einem Tribute-Song wie For Jeff Sinn machen, aber ansonsten nicht nötig gewesen wären. Doch natürlich gehen einer gespaltenen Persönlichkeit auch mal die Zügel durch. Deswegen muss Herr Volpert nicht gleich zum nächsten Arzt rennen. Soll er doch einfach bleiben wie er ist. Unheilbar.