Ian Anderson Homo Erraticus, Kscope/Edel, 2014 |
Ian Anderson | Flute, Guitar, Bouzouki, Mandolin, Harmonica, Vocals | |||
David Goodier | Bass Guitar, Double Bass | |||
John O’Hara | Orchestral Conductor, Piano, Keyboards, Accordion | |||
Florian Opahle | Guitar | |||
Scott Hammond | Drums, Percussion | |||
Ryan O’Donnell | Vocals, Stage Antics | |||
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PART ONE: | CHRONICLES | |||
01. Doggerland | 05. Meliora Sequamur | |||
02. Heavy Metals | 06. The Turnpike Inn | |||
03. Enter The Uninvited | 07. The Engineer | |||
04. Puer Ferox Adventus | 08. The Pax Britannica | |||
PART TWO: | PROPHECIES | |||
09. Tripudium Ad Bellum | 11. New Blood, Old Veins | |||
10. After These Wars | ||||
PART THREE: | REVELATIONS | |||
12. In For A Pound | 14. Per Errationes Ad Astra | |||
13. The Browning of the Green | 15. Cold Dead Reckoning | |||
Nach der Trennung von Gitarrist Martin "Lancelot" Barre in 2012, des neben Ian Anderson noch letzten verbliebenen Mitgliedes aus dem JETHRO TULL Classic Line Up, vermeldete Mastermind und Gründer Anderson, in Zukunft nur noch unter seinem Namen veröffentlichen zu wollen. Er habe ja im Grunde seit 1968 sowieso überwiegend allein für die Musik von TULL verantwortlich gezeichnet, so seine Erklärung.
Den Worten ließ er bereits mit "TAAB2" Taten folgen und erweckte auch gleich Wunderkind Gerald Bostock zu neuem Leben.
Gerald wer?
Natürlich kennen die meisten TULL Fans die Antwort auf diese Frage, schließlich ist G.B. der Protagonist eines der besten TULL Alben ("Thick As A Brick") schlechthin.
Obwohl lange Zeit umstritten, ist G.B. reine Anderson'sche Fiktion, auch wenn er eine eigenen Facebook Seite besitzt.
"TAAB1" beruht dabei auf einem Gedicht des kleinen Bostock, welcher damit einen Wettbewerb gewann, den Preis aber nachträglich durch offensichtlich pharisäerhafte Verleumdungen wieder entzogen bekam. Die Langspielplatte war 1972 in eine komplette Tageszeitung verpackt, dem (fiktiven) "St. Cleve Chronicle" und enthält als Aufmacher die Story über G.B., alle anderen Artikel sind typischer "TULL trifft Monty Python" Nonsens bis hin zum anzüglichen "Malen nach Zahlen" Bilderrätsel.
Vierzig Jahre später greift Anderson die Story mit "TAAB2" wieder auf und erzählt, was aus G.B. in der Zwischenzeit geworden ist bzw. hätte werden können.
Auf "Homo Erraticus" spinnt er die Geschichte nun erneut weiter.
G.B. wechselt von der Politik zum Tourmanager und Songschreiber für JETHRO TULL bzw. Anderson. Die Songs beziehen sich dabei auf gesammelte Visionen eines (natürlich wieder fiktiven) Amateur Historikers Ernest T. Parritt (1865-1928) die von der Steinzeit bis heute reichen und von verschiedenen Zeitzeugen aus unterschiedlichen Epochen erzählt werden.
Musikalisch geht Anderson kein Risiko ein, ergo gibt es dabei auch keine Überraschungen. Anderson schwelgt in den diversen TULL Genres von Folk, Prog bis Hard Rock, dominiert von seinem Flötenspiel und seiner unverkennbaren Stimme, wobei Florian Opahle dem ganzen einen modernen, rockigen Touch verleiht. Als Konzeptalbum wiederholen sich viele neue wie alte Phrasen aus den beiden Vorgängeralben, so dass man sich zwar recht schnell heimisch fühlt, über die Strecke allerdings auch etwas langweilt.
Der Opener Doggerland geht relativ gut ins Ohr, aber am Ende des Albums angekommen, ist kein weiterer Song so richtig hängen geblieben, an den man sich gerade oder gar in Zukunft erinnern würde. Das war auch bei "TAAB2" schon so und deswegen bin ich nicht ganz sicher, ob Andersons vollmundige Aussage, im Grunde das gesamte TULL Werk mehr oder weniger alleine geschrieben zu haben, einer genaueren Überprüfung stand hält.
"Homo Erraticus" ist sicherlich kein schlechtes Album, wird aber vermutlich genau wie "TAAB2" kaum als Meilenstein in die TULL/Anderson Discographie eingehen.
Vielleicht hatten die Juroren damals doch Recht, als sie Gerald Bostock disqualifizierten.