Jeff Young Pure Herringbone, Sun Soul Records, 2015 |
Jeff Young | Vocals, Organ,Piano, Electric Piano | |||
Jorgen Carlsson | Bass | |||
Erik Eldenius, Anastasios Panos | Drums | |||
Robben Ford | Guitar | |||
Josh Smith | Guitar | |||
Toshi Yanagi, Bruce Watson, Randy Jacobs | Guitar | |||
David Kalish | Slide Guitar | |||
Danielle DiAndrea, Cindy Mizelle, Sam Butler, Kara Grainger, Henry Fenton | Backing Vocals | |||
Aaron Heick, Barry Danielian, Clark Gaton, Roger Rosenberg | NYC Horns | |||
Bill Churchville, Ed Wynne, David Woodford | L.A. Horns | |||
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01. Pure Herringbone | 06. Shopping For Clothes | |||
02. Jack Of Trades | 07. One Hit Away | |||
03. The Colour Of Money | 08. Dodging Bullets | |||
04. Coasting | 09. Don't It Just Break Your Heart | |||
05. Working My Way Downtown | 10. Stand Clear Of The Closing Doors | |||
Ach komm, geh mir weg mit Musicals. Die bittersüßen Musicals der Neuzeit klingen doch alle langweilig und irgendwie sehr gleichförmig. Jeff Young, amerikanischer Session-Keyboarder par excellence, setzt nun etwas wirklich Gehaltvolles dagegen: eine zünftige R&B-Songsammlung, mit Jazz- und Soul-Einflüssen, die Young als Musical verstanden wissen möchte. Ja, warum denn auch nicht? In dieser Form lässt man sich das gerne gefallen. Musical versus Konzeptalbum? Die Grenzen verschwimmen und werden beim Genuss dieser zehn variabel und spannend inszenierten Tracks auch völlig irrelevant. Was bleibt ist Qualität. Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Nicht umsonst musizierte Jeff Young in den letzten zwei Jahrzehnten mit Größen wie Donald Fagen (Steely Dan), Jackson Browne und Bonnie Raitt. Neben seiner unumstrittenen Expertise an den schwarzweißen Tasten, überzeugt er auch mit seiner seelenvollen, an alten Soulgrößen geschulten Stimme. Nachzuhören auf seiner letzten Studioscheibe "More Song Than Dance".
Als kleiner Ausschnitt aus dem Musical "One Hit Away" erzählen die zehn Albumsongs von "Pure Herringbone" die Geschichte eines fiktiven Musikers, der davon träumt, durch einen Hit sein gesamtes Leben zu verändern. Der Traum eines jeden Musikers. Vielleicht aber auch nicht. Die immer wieder kolportierten Widrigkeiten des Showbiz lassen da einige Zweifel aufkommen. Wünsche, Träume, Illusionen werden zur Bürde. Was nützt es hoch zu fliegen, wenn man anschließend jäh abstürzt?
Da hat es Jeff Young persönlich doch sicher mehr als richtig gemacht. Der New Yorker legt auch ohne Hits eine äußerst solide Karriere hin, umgibt sich mit Klasse-Musikern und verschwendet sein immenses Talent nicht an kurzfristige Tagträume.
Und so klingt auch sein "Pure Herringbone"- Album, das in den USA bereits seit 2010 erhältlich ist: reif, sensibel, durchdacht und vor allen Dingen niemals langweilig. Sein Engagement in Donald Fagens "The New York Rock & Soul Revue" zwischen 1989 und 1992 hinterlässt offenkundig immer noch Spuren in Jeff Youngs Schaffen. So klingen einige Songs, als seien sie dem Spirit dieser Revue oder der STEELY DAN'schen "Aja" und "Gaucho"-Ära recht nahe. Auf wundervolle Art sehr gediegen, meinetwegen auch 'sophisticated' und doch so voller Soul und Swing. Cracks wie Robben Ford und Josh Smith an den Gitarren, GOV'T MULEs Jorgen Carlsson am Bass, sowie die sehr präsent agierenden New York City Horns beleben die Szenerie mit spannenden Beiträgen. Große Klasse. Ein lebendiges Musical mit Pfiff, Witz und Charme. Andrew Lloyd Webber Fans dürften allerdings etwas irritiert sein.