Jeff Healey Legacy: Volume One, Arbor Records, 2009 |
Jeff Healey | Guitars, Vocals | |||
Joe Rockman | Bass | |||
Tom Stephens | Drums | |||
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CD 1 | ||||
01. See The Light | 09. Lost In Your Eyes | |||
02. Confidence Man | 10. It Could All get Blown Away | |||
03. Angel Eyes | 11. Leave The Light On | |||
04. While My Guitar Gently Weeps | 12. You're Coming Home | |||
05. I Think I Love You Too Much | 13. I Got A Line On You | |||
06. Full Circle | 14. Angel | |||
07. Cruel Little Number | 15. Stuck In The Middle With You | |||
08. Heart Of An Angel | 16. I Tried | |||
CD 2 | ||||
01. I Think I Love You Too Much | 09. Blue Jean Blues | |||
02. Confidence Man | 10. I Need To Be Loved | |||
03. Full Circle | 11. White Room | |||
04. Life Beyond Sky | 12. Don't Let Your Chance Go By | |||
05. Angel Eyes | 13. All Along The Watchtower | |||
06. See The Light | 14. My Little Girl | |||
07. While My Guitar Gently Weeps | 15. How Long Can A Man Be Strong | |||
08. Further On Up The Road | ||||
Weiß jemand, was ein Retinoblastom ist? Nein? Kurz gesagt: Augenkrebs. An dieser Krankheit litt der kleine Jeff Healey aus Toronto, Kanada, schon als einjähriger Knirps und erblindete unglücklicherweise daran. Als junger Bengel brachte er sich dann das Gitarrespielen selbst bei, jedoch bediente er seine Klampfe auf ungewöhnliche Art und Weise: Er legte sie sich auf den Schoß und spielte sich ähnlich wie eine Lap-Steel.
Wahrscheinlich kennen die meisten der Musikinteressierten diese ungewöhnliche Story sowieso schon, aber ich erzähle sie gerne in dieser verknappten Version, um Nachgeborene, später auf den Blues(-Rock) gekommene oder schlichtweg Neugierige auf die Fährte zu locken, denn dieses große Defizit und das außergewöhnliche Handling seines Instrumentes machte Jeff Healey 1987/88 so ungemein interessant für die Medien und somit für die potenziellen Musiknarren und Blues- bzw. Gitarrenfreaks und letztlich für die Plattenfirmen (Arista Records).
Die weiteren Eckdaten von Healeys Karriere, die zumindest anfänglich einem Kometenflug gleichkam, kann man überall im Internet nachvollziehen, gerade auch weil sein plötzlicher Tod im Frühling des Jahres 2008 (2. März 2008 im Alter von 41 Jahren) das mediale Interesse, welches in Europa über die Jahre verebbt war, erneut schürte. Hatte der arme Jeff den langen Kampf gegen den unerbittlichen Krebs über die Jahre (in den Jahren zuvor kamen üble Metastasen in Lunge und Bein hinzu) letztlich doch verloren.
Nun kommt zu Ehren dieses viel zu früh verstorbenen Blues/Rock-Gitarristen ein schönes Package, bestehend aus Doppel-CD und DVD, auf den Markt und zeichnet die tolle Karriere (in Kanada war er ein Superstar) des sympathischen Blondschopfs relativ umfassend nach. Der von einschlägigen Gitarrenstars wie Stevie Ray Vaughan stets hoch gelobte Jeff, besaß von Beginn an unterschiedlichste Facetten in seiner Darbietung. Einerseits frönte er dem härterem (Texas)-Blues bzw. Blues-Rock mit filigranen, ausgiebigen, bisweilen jaulenden und kreischenden Gitarren, andererseits besaß er auch die Gabe relativ eingängigen und somit massentauglichen Mainstream-Sound zu kreieren, der Ende der Achtziger und auch noch zu Beginn der Neunziger Jahre gerne im Radio gespielt wurde. Dachte man zunächst an alte Helden wie Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan, schmeichelten dem Hörer Minuten später auch schon mal Refrains à la Bryan Adams oder Joe Cocker um die Ohren, jedoch immer mit einem netten Gitarrensolo gespickt. Gutes und erträgliches Radiofutter war es damals aber durchaus.
Die zwei Gesichter des Jeff Healey werden auf der "Legacy: Volume One" betitelten Doppel-CD getrennt dargeboten: Disc One versammelt sämtliche Singles bzw. Hits des blinden Gitarristen (16 Tracks), Disc Two beinhaltet energiegeladene, dampfende und feurige Live-In-Concert Aufzeichnungen aus verschiedenen Jahren und Orten. Beide CD's bieten schließlich ihre Vorzüge, wobei die 15 heißen Live-Tracks natürlich mehr von Jeff Healeys gitarristischem Können und von seiner ungemein dringlichen Intensität widerspiegeln, die innerhalb des kompakten Trio-Formats ungeschliffen, rau und erdig rüberkommt. Die teilweise etwas lieblichen Single-Hits (die beileibe nicht schlecht sind) wirken dagegen wie ein, na ja, Zugeständnis an das fordernde und leidige Plattenbusiness. Aber mal ganz ehrlich, so gute Singles wie seinerzeit See The Light, Confidence Man, Full Circle oder das supergeile (etwas jüngeren Datums) Cruel Little Number werden heute gar nicht mehr produziert. Insofern ist dies Meckern auf hohem Niveau.
Die beigelegte DVD zeigt einen interessanten Querschnitt durch Healeys Karriere, alte Gigs und Fernsehauftritte werden zu Tage gefördert, Zeitzeugen kommen zu Wort, der Meister selbst und seine langjährige Band (Joe Rockman am Bass und Tom Stephens an den Drums) erzählen Anekdötchen aus ihren Anfangstagen, kurze Einspielungen aus gemeinsamen Auftritten mit Stevie Ray Vaughan, Tina Turner und den Rolling Stones werden zum Besten gegeben und schließlich gibt es hinreichend Konzerteinspielungen der Songs, die sich auch auf der Live-CD befinden. Ein feiner und absolut zufriedenstellender Rückblick, der natürlich im Angesicht des frühen Todes Healeys auch immer etwas traurig und nachdenklich stimmt. Am Ende aber überwiegt doch die Freude an der großartigen Musik dieses unvergessenen kanadischen Rock-Stars, dem mit "Legacy: Volume One" ein stimmiger und würdiger Nachruf gewidmet wird. Empfehlenswert.