Janis Joplin The Pearl Sessions, Sony Music, 2012 |
Janis Joplin | Vocals | |||
Brad Campbell | Bass | |||
Clark Pierson | Drums | |||
Ken Pearson | Organ | |||
John Till | Guitar | |||
Richard Bell | Piano | |||
Sandra Crouch | Tambourine | |||
Bobbie Hall | Conga/Bongos | |||
Bobby Womack | Acoustic Guitar on Trust Me | |||
Pearl | Acoustic Guitar on Me And Bobby McGee | |||
Pearl, Full Tilt Boogie, Vince Mitchell, Phil Badella & John Cooke | Chorus Voices | |||
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Disc One: "Pearl": | ||||
01. Move Over | 10. Get It While You Can | |||
02. Cry Baby | Bonus Tracks - The Mono Single Masters: | |||
03. A Woman Left Lonely | 11. Me And Bobby McGee | |||
04. Half Moon | 12. Half Moon | |||
05. Buried Alive In The Blues | 13. Cry Baby | |||
06. My Baby | 14. Get It While You Can | |||
07. Me And Bobby McGee | 15. Move Over | |||
08. Mercedes Benz | 16. A Woman Left Lonely | |||
09. Trust Me | ||||
Disc Two: "The Pearl Sessions" & More... | ||||
01. Overheard In The Studio... | 12. A Woman Left Lonely (Alternate Vocals) | |||
02. Get it While You Can (Take 3) | 13. Overheard In The Studio... | |||
03. Overheard In The Studio... | 14. My Baby (Alternate Take) | |||
04. Get It While You Can (Take 5) | 15. Overheard In The Studio... | |||
05. Overheard In The Studio... | 16. Get It While You Can | |||
06. Move Over (Take 6) | 17. My Baby (Alternate Take) | |||
07. Move Over (Take 13) | 18. Pearl (Intrumental) | |||
08. Move Over (Take 17) | Bonus Tracks: | |||
09. Me And Bobby McGee (Demo Version) | 19. Tell Mama (Live) | |||
10. Me And Bobby McGee (Take 5 - Alternate) | 20. Half Moon (Live) | |||
11. Cry Baby (Alternate Version) | ||||
Tja, das ist halt das Dilemma, dass die gute Frau so früh verstorben ist und ihr musikalischer Output entsprechend in Grenzen hält. Da bleibt den Plattenfirmen nichts anderes übrig, als den Studioboden ein weiteres Mal abzuschleifen und zu schauen, ob da nicht noch ein paar Noten von den damaligen Sessions im Belag zu finden sind ...
Zweifelsohne ist "Pearl" eines der tollsten Alben überhaupt, wenn man von Blues und Blues Rock spricht, und für Janis Joplin war es der Höhepunkt ihrer kurzen Karriere, von dessen Erfolg sie schon nichts mehr mitbekam. Drei Monate bevor "Pearl" 1971 veröffentlicht werden konnte starb die Sängerin.
Nun hat Sony vor Jahren schon eine "Legacy Edition" dieses Albums veröffentlicht und man fragt sich nicht zu Unrecht, warum - nach dieser wahrlich schönen Ausgabe - nun ein weiterer Aufguss dieses Klassikers nötig ist. Nun, natürlich fragen wir uns das nicht wirklich, es wird wohl ums Geld gehen, aber CD von Janis Joplin ist es immer wert, dass man da reinhört.
Zunächst einmal ist da das bekannte Album, über das wir an dieser Stelle nicht mehr großartig reden müssen. Das muss man habe - fertig, aus, Punkt. Aufgefüllt wird die erste CD mit den "Mono Single Masters" und ich muss sagen, dass klingt gar nicht schlecht, was da aus meiner Stereoanlage kommt. Diese Songs waren als potenzielle Singleveröffentlichungen vorgesehen und erscheinen hier nun erstmals in dieser Variante. Ist jetzt nicht gerade das achte Weltwunder, aber kommt trotzdem gut.
Die zweite Scheibe bringt dem geneigten Hörer dann jene Sessions näher, bei denen dieses Album entstand. Dazu kann man sich im erfreulich ausführlichen und interessanten Booklet erst einmal einlesen. Und dann kann man sich hineinversenken und -versetzen in jene legendären Aufnahmen. Und, soviel sei gleich gesagt, ich glaube nicht, dass sich hier jemand "durchzappt" - wie man das bei solchen "Outtakes" gerne macht -, sondern man hat hier richtig Spaß zuzuhören. Wie sich Janis in ihrem breiten Texas-Slang mit ihren Musikern und dem Produzenten unterhält und austauscht und natürlich, wie diese Songs sich entwickelt haben. Wobei alle Aufnahmen und Versionen ihren Reiz haben. Wie FULL TILT BOOGIE BAND und ihre Sängerin probieren und ausprobieren, wie sie den Anfang von Move Over am besten hinkriegen. Auch mal einen Beginn abbrechen oder das Tempo variieren.
Ebenso ist schön zu hören, wie sich Me And Bobby McGee aus einer Folk-Nummer in einen flotten Country Rock verwandelt.
Die Verwandtschaft von A Woman Left Lonely zu A Whiter Shade Of Pale fällt mir, zugegebenermaßen, erst hier so richtig auf und Get It While You Can verträgt durchaus einen Querverweis auf With A Little Help From My Friends.
Am Bemerkenswertesten ist jedoch, dass diese Aufnahmen deutlich wie selten - wenn überhaupt - zuvor zeigen, dass Janis Jopin die größte weiße Blues-Sängerin war und ist. Nicht unbedingt weil ihre Stimme von so überragender Qualität und Spannweite gewesen wäre - da ist sie genau genommen limitiert - , sondern vielmehr weil man sich schwer vorstellen kann, dass eine weitere weiße Bluessängerin diese Leidenschaft in ihren Gesang legen könnte. Eine Leidenschaft, die schon an Besessenheit grenzte.
Ähnliches kann man ja über Jim Morrison sagen. Sind sie aus dieser Leidenschaft heraus für so ein kurzes Leben bestimmt gewesen? Ich will keine neuen Spekulationen über Leben und Tod dieser Ikonen betreiben, aber mehr "Leben" kann man wohl nicht in seinen Gesang legen, als man es bei Janis und Jim hören konnte und - zum Glück - immer noch kann.
Wer "Pearl" bereits in guter Ausführung zu Hause hat, muss ob dieser Veröffentlichung keine feuchten Hände bekommen, aber meine anfänglichen Zweifel sind zum Ende der zweiten Scheibe ganz schön geschrumpft und die "Pearl Sessions" haben mir - auch wegen der beiden energetischen Live-Soul-Songs - richtig Spaß bereitet. Das Album ist also durchaus eine Überlegung wert.