Iris DeMent

The Trackless Woods

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 13.10.2015
Jahr: 2015
Stil: Singer-Songwriter

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Iris DeMent Homepage



Redakteur(e):

Holger Müller


Iris DeMent
The Trackless Woods, Flariella Records, 2015
Iris DeMentvocals, piano
Richard Bennettguitar
Leo Kottkeguitar
Jon Graboffpedal steel, mandolin
Produziert von: Richard Bennett Länge: 57 Min 43 Sek Medium: CD
01. To My Poems10. Oh, How Good
02. Broad Gold11. Like A White Stone
03. And This You Call Work12. Song About Songs
04. From The Oriental Notebook13. Listening To Singing
05. Prayer14. Lot's Wife
06. Not With Deserters15. Upon The Hard Crest
07. All Is Sold16. The Souls Of All My Dears
08. Reject The Burden17. The Last Toast
09. From An Airplane18. Not With A Lovers's Lyre

Unter den wenigen echten Folk- und Country-Sängerinnen, die sich keinen Deut um den Mainstream scheren, ist Iris DeMent vielleicht die reinste. Eine Stimme die wie ein klarer Bergbach aus den Appalachen ins Tal gleitet und eine Seele, die auf jedem ihrer spärlichen Alben ganz tief in die Musik des Westens eindringt.

Hatte sich DeMent bis zu ihrem 2012er-Album "Sing The Delta" langsam vom Folk und Country in den Gospel hineingleiten lassen, folgt nun eine - zumindest textliche - radikale Kehrtwende: mitten hinein in die russische Seele. 18 Gedichte der berühmten Anna Achmatowa, leidgeprüfte Chronistin des Stalin-Regimes, hat DeMent in ihrem Wohnzimmer aufgeschlagen und dort mit sparsamster Instrumentierung vertont. Ihre Stimme, ihr Klavier und ab und an ein paar Gitarrentupfer vom Meister Leo Kottke, das muss reichen.

Es ist ein schwerer Stoff, und er ist DeMent eher zufällig zugeflogen, wie sie schreibt, indem sie eines Tages Achmatowas Buch "Like A White Stone" zur Hand nahm. Und doch passte dieser Zufall in DeMents Leben hinein, hatte sie doch vor Jahren selbst ein Mädchen aus Sibirien adoptiert und nach Iowa geholt. "Ich wollte beide Welten verbinden, die russische und die amerikanische", beschreibt die Sängerin das Album.

Die Musik, die dabei entstanden ist, trägt den traurigen Gedichten (Not With Deserters,Upon The Hard Crest, The Last Toast) zwar durch eine Vielzahl getragener Balladen Rechnung. Aber sie ist doch durch und durch amerikanisch. Nicht die Schwermut des russischen Winters erklingt hier, und schon gar nicht die Grausamkeiten des Gulags. "The Trackless Woods" klinge, als würde ein nach Amerika ausgewandertes russisches Mütterchen bei Tee und Rhabarberkuchen ein vergilbtes Fotoalbum hervorholen und darin blättern, beschreibt es der deutsche Rolling Stone - und das trifft es perfekt.

Es braucht deshalb schon eine große Portion Einfühlungsvermögen in die Texte Achmatowas, um sich in diesem Album verlierern zu können - oder einfach die Freude daran, DeMents manchmal sogar an Kunstlieder gemahnende Stimme ganz pur fast eine Stunde am Stück zu hören. Trotzdem zeigt dieses Album auch, warum Russland und Amerika so weit auseinander liegen und nicht wirklich zueinander finden können. Ein mutiger Versuch - den DeMent vielleicht mit russischen Musikern hätte umsetzen sollen.

Holger Müller, (Artikelliste),09.10.2015

 

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