Imperial Crowns

Berlin, Quasimodo, 14.10.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 14.10.2004

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Quasimodo, 14.10.2004Bildergalerie

Das Quasimodo an einem Donnerstagabend im feuchtkühlen Oktober 2004 in Erwartung eines Konzertes der IMPERIAL CROWNS: halbvoll.
Komisch, bei altgedienten Blueszauseln, bei denen man jede Note voraussagen kann, ist es voll, aber wenn eine Band kommt, die den Blues vom musealen Staub befreit und nach langem Dornröschenschlaf wachküsst ohne dessen Wurzeln zu verraten, ist das Interesse eher mäßig. Aber ich will nicht immer die gleiche Platte auflegen, die Anwesenden sind erstens ja nicht schuld und machten zweitens ordentlich Betrieb.

Imperial Crowns Aber der Reihe nach. Los ging es mit dem pfeilgraden Blues Look Whatcha Done vom ersten Album, das ja die Blues-Puristen (ich sage eher Ewiggestrige) vielleicht nicht so verschreckt hat. Schon hier wird deutlich, was Jimmy Wood - optisch und von der schneidigen Coolness einem Willy DeVille nicht unähnlich - für eine veritable Rampensau ('tschulligung) ist und welche Wahnsinns-Slide Mister JJ Holiday spielt. Dazu noch der kongeniale Mr. Zuverlässig Billy Sullivan, zuständig für exaktes Timing und Kunststücke mit den Drumsticks und (für die Oktoberkonzerte) Chelsea Sykes am Bass und den Backing Vocals, der wirkt, als hätte er nie was anderes gemacht als mit den IMPERIAL CROWNS zu spielen.

Imperial Crowns Das zunächst etwas verhalten bzw. abwartend reagierende Publikum taut mit der zweiten Nummer, Preachin' The Blues ebenfalls vom Debütalbum, merklich und zügig auf, es wird bereits dazu getanzt (ist gerade im Quasimodo ja nicht immer der Fall, das Publikum ist ja auch schon etwas reifer). Irrwisch Jimmie Woods Harmonicaausflüge gefallen sogar mir als ausgesprochenem (wie man im schwäbischen sagen würde) "Goschenhobelhasser".
Und diese Gitarre... so was bringen andere Bands mit mehreren Gitarristen nicht zustande, was JJ an Licks, Riffs, Soli und Sounds zaubert. A propos Sound: schon an dieser Stelle sei erwähnt, dass ich schon lange nicht mehr eine derartig gute Abmischung gehört habe. Transparent, druckvoll ohne unnötige Phonrekorde, schlichtweg perfekt. Ausdrücklich Chapeau dafür.

Imperial Crowns Nach Big Boy, bei dem auch Jimmie mal zur Gitarre greift, wird es Zeit für aktuellen Stoff von der famosen "Hymn Book" (siehe unser Review): Kingsize Jones steht an, quasi die Stretch-Limo unter den bluesigen Funksongs, in der auch noch ein Baby, Please Don't Go bequem Platz hat.
Nach dem famosen Mr. Jinx folgt dann der Überhammer, das rasiermesserscharfe Lil' Death mit den fulminanten, dabei immer wohldosierten (die ghost am rechten Ort schaffen erst den richitgen Kick) Gitarrensalven von JJ. Jimmie verteilt Komplimente ans Publikum ("Who said Berlin is a cold town? It's a soul town") und legt mit seinen Jungs gleich mit Praise His Name ordentlich nach, bevor es dann mit Don't Miss You Water in etwas ruhigeres Fahrwasser geht.
Mit einem regelrecht explodierenden Altar Of Love endet ein grandioses reguläres Set vor den mittlerweile ziemlich aus dem Häuschen geratenen Zuschauern. Einer davon verlangt Preachin' The Blues worauf Jimmie entgegnet: "Das haben wir doch schon gespielt. Wo warst Du in der Zeit? Wehe, Du warst mit meiner Frau zugange..."

Die Zugaben sind dann das gospelartige Restless Soul, bevor mit dem krachenden Ramblin' Woman Blues das ultimative Feuerwerk abgezogen wird, an dessen Ende bildlich gesprochen nur noch verbrannte Erde bleibt.
Ein grandioser Auftritt dieser erfrischend undogmatischen Band, die jeglichem stumpfen Purismus abschwört und eine heiße Mischung aus Delta Blues, Rock, Funk und Soul auf die Bretter zaubert, die derzeit ihresgleichen sucht.
Man darf sich auf die anstehenden Veröffentlichungen der Livemitschnitte vom Crossroads-Konzert (sowohl als CD als auch als DVD) freuen.

Ralf Stierlen, 16.10.2004

 

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