Ian Hunter When I'm President, Proper Records, 2012 |
Ian Hunter | Vocals, Guitar, Piano | |||
James Mastro, Mark Bosch | Guitars | |||
Paul Page | Bass | |||
Steve Holley | Drums | |||
Andy Burton | Keyboards, Piano, Vibes | |||
Andy York | Guitar, Backing Vocals | |||
Mark Rivera | Flute | |||
Christine Ohlman, Jesse Hunter Patterson, The Rant Band | Backing Vocals, Gang Vocals | |||
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01. Comfortable (Flyin' Scotsman) | 07. Just The Way You Look Tonight | |||
02. Fatally Flawed | 08. Wild Bunch | |||
03. When I'm President | 09. Ta Chunka Witco (Crazy Horse) | |||
04. What For | 10. I Don't Know What You Want | |||
05. Black Tears | 11. Life | |||
06. Saint | ||||
Während viele gleichaltrige Musiker zumeist einen Gang zurückschalten, im gemächlichen Blues- und Roots-Fahrwasser paddeln oder sich einfach nur auf ihren Lorbeeren ausruhen und ihre Gigs mit alten Hits ausstaffieren, um das Publikum bei Laune zu halten, geht der inzwischen 73-jährige Brite Ian Hunter hin und lässt gemeinsam mit seiner RANT BAND ein Album vom Stapel, das mehr als bemerkenswert ist.
"When I'm President", Hunters zwanzigstes Album und nach den politisch gefärbten "Man Overboard" und "Shrunken Heads", die auch musikalisch eher moderat daherkamen, markiert dieser aktuelle Longplayer ein waschechtes Rock-Album von zeitloser Klasse. Der smarte, ältere Herr, der einst mit David Bowies All The Young Dudes MOTT THE HOOPLE in die Spitzenpositionen der Hitparaden hievte, überrascht und beeindruckt mit einem aufbrausenden Energielevel und einer knorrigen, unmissverständlich gewachsenen Rock'n'Roll Attitüde, die den Hörer tatsächlich staunend zurücklässt.
"It's only rock'n'roll but I like it", der gute, alte STONES-Spruch erfährt hier neue Vitalität und Ian Hunter gelingt es mühelos, diesem Credo eine aufrichtige Wahrheit zu injizieren. Völlig unabhängig von seinem Alter.
Die RANT BAND, insbesondere die beiden Gitarristen James Mastro und Mark Bosch, versteht es zu glänzen, fletscht angriffslustig die Zähne, lässt die Sau raus, old-school versteht sich und gibt gleich im Opener Comfortable die Richtung vor. Ein hochinfektiöser Ohrwurm wie der Titelsong When I'm President wäre wohl in den Siebzigern ein Riesenhit geworden. Hunter in Höchstform, die Macht grenzenloser Vorstellungskraft propagierend, immer mit einem hämischen Grinsen um die Mundwinkel. Herrlich. Samt Uh-la-la-la-Chor der Bandkollegen. Und wie überzeugend kraftvoll und rotzig dieser alte Sack noch singen kann. Unverschämtheit. Hört euch nur What For an.
Was wäre ein klassisches Ian Hunter Album - und "When I'm President" ist quasi jetzt schon eines - ohne eine zünftige Ballade. Black Tears, verzweifelt, irgendwie ratlos und grenzenlos hymnisch röhrt sich Hunter durch den Refrain und lässt Mark Bosch bei seinem schreiend effektiven Gitarrensolo grad so viel Raum, um nicht die Fassung zu verlieren. Im gut gelaunt schunkelnden Just The Way You Look Tonight wünscht man sich doch tatsächlich Bruce Springsteen an Hunters Seite. Der einzige, der ihm hier Paroli bieten könnte.
Mit "When I'm President" ist Ian Hunter ein klassisches Rock-Album alter Schule gelungen. Kompromisslos rockend, mitreissend und erfrischend, mitunter auch sanft, romantisch und sentimental, ausgestattet mit cleveren Lyrics und komfortablen Hooklines. Ein Album mit Langzeitwirkung.